Stadt prüft alle Jugendhilfe-Träger

Hitzige Debatte

Nachdem der Jugendhilfe-Träger Life von Gerd Lichtenberger wegen Unstimmigkeiten bei einer Auslandsbetreuung in die Kritik geraten war, überprüft die Stadt Bochum nun alle Jugendhilfe-Trägern, die an individualpädagogischen Maßnahmen beteiligt waren.

BOCHUM

, 04.10.2015, 14:32 Uhr / Lesedauer: 1 min
Seit Mai lebt "Paul" wieder in Deutschland. Zuvor war der Junge über die Bochumer Life Jugendhilfe nach Ungarn vermittelt worden.

Seit Mai lebt "Paul" wieder in Deutschland. Zuvor war der Junge über die Bochumer Life Jugendhilfe nach Ungarn vermittelt worden.

Dieses Vorgehen, bei dem es insbesondere um die Abrechnungsmodalitäten der Jugendhilfen geht, hat der Rat in seiner Sitzung am Donnerstag (1.) beschlossen. Vorausgegangen war eine hitzige Diskussion über das entsprechende Verfahren des Rechnungsprüfungsausschusses.

Während ein CDU-Antrag vor allem die Life-Jugendhilfe überprüfen wollte, um möglichst schnell zu einem Ergebnis zu kommen, ob auch in Bochum – ähnlich wie in Dorsten – Unregelmäßigkeiten vorliegen, wollte die SPD per Antrag alle Träger gleich behandeln. Die Abgeordneten der CDU-Fraktion sahen darin zuweilen den Versuch, die Aufklärung rund um die individualpädagogischen Maßnahmen zu verschleppen.

Die Folge war eine aufgeregte Debatte im Rat, die schließlich für eine Beratungspause unterbrochen wurde. Danach ging alles dann auf einem sehr schnell: Einstimmig stimmte der Rat für eine gemeinsame Lösung von CDU und SPD, die zum einen eine Prüfung aller Träger vorsieht, zum anderen der Prüfung eine Frist bis zum 27. November setzt.

Fall aus Dorsten

Diese kurze Frist ist auch deshalb möglich, weil es in Bochum überhaupt nur neun Fälle einer individualpädagogischen Maßnahme gab. Darunter versteht man eine Maßnahme für Kinder, die in deutschen Heimen aus verschiedenen Gründen nicht mehr ausreichend betreut werden können und deshalb in eine 1:1-Betreuung kommen, die auch im Ausland stattfinden kann.

Die Life Jugendhilfe von Gerd Lichtenberger geriet im Frühjahr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit, nachdem der WDR in einer Reportage den Fall von „Paul“ publik gemacht hatte. „Paul“ war über die Life Jugendhilfe nach Ungarn vermittelt und dort nach Aussage von Verwandten unzureichend betreut worden.