Stadt fehlt Platz für bis zu 600 Flüchtlinge

Notunterkünfte

Die Zahlen, die Sozialdezernentin Britta Anger im Sozialausschuss am Donnerstag vorstellte, können dramatischer nicht sein: Nach aktuellem Stand fehlen der Stadt bis Jahresende die Unterbringungsmöglichkeiten für bis zu 600 Flüchtlinge.

BOCHUM

, 11.09.2015, 14:07 Uhr / Lesedauer: 2 min
Der alte Parkplatz von Opel an der Alten Wittener Straße soll mit mobilen Wohnanlagen bebaut werden.

Der alte Parkplatz von Opel an der Alten Wittener Straße soll mit mobilen Wohnanlagen bebaut werden.

Angesichts dieser Zahl bekommt ihre vehemente Haltung gegen Zeltstädte deutliche Risse. „Wir können nicht mehr versprechen, dass sie nicht kommen“, sagte sie. Als am Wochenende fast 2000 Flüchtlinge NRW erreichten, wurden lediglich 54 weiter nach Bochum gebracht. Für mehr fehlt es der Stadt derzeit einfach an Platz. „Die Bezirksregierung hat angefragt, ob wir 300 aufnehmen können“, so die Sozialdezernentin.

Nach Rücksprache mit der Feuerwehr habe man diese Bitte aus Gründen des Brandschutzes ablehnen müssen. „Zudem war die Feuerwehr Bochum personell in Dortmund gebunden“, sagte Anger.

Nach aktuellen Prognosen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) kommen in diesem Jahr 800.000 Menschen nach Deutschland. Dem Verteilungsschlüssel folgend, bedeutet das für Bochum 3220 neue Flüchtlinge.

Die eigene Prognose der Stadt ging Anfang des Jahres noch von 1700 aus, gekommen sind bis zum 10. September 1450 Menschen. Zusätzlich sind in den Einrichtungen des Landes an der Lewackerstraße und der Unterstraße weitere 644 Menschen untergekommen.

Prekäre Lage

Entsprechend prekär ist die Lage in den Übergangsheimen und Notunterkünften – denn angesichts der Prognose müssen noch 1126 weitere Plätze geschaffen werden. „700 werden in diesem Jahr noch fertig“, so Anger. Doch für den Rest gibt es derzeit keinen Platz.

Deshalb fallen nach und nach die Hemmungen im Sozialamt. Was vor einigen Tagen noch als fixe Idee im Raum stand, wird nun zur Wirklichkeit. Wie etwa die Unterbringung in leerstehenden Baumärkten. Darüber führe man Verhandlungen, so Anger.

Nur ihren Widerstand gegen Zeltstädte will sie noch nicht aufgeben. „Angesichts des Winters ist das keine gute Lösung.“ Immerhin konnte die Stadt die Wohnungen im Bereich „Am Sattelgut“ für ein weiteres Jahr anmieten – und plant nun bereits neue Containerstandorte für 2016.

Neue Containerstandorte

Dann nämlich könnten noch einmal weitere 4000 Menschen nach Bochum strömen. Um diese unterzubringen soll unter anderem der Sportplatz an der Berliner Straße mit Containern für 220 Menschen und der Opel-Parkplatz an der „Alte Wittener Straße“ mit Containern für 440 Menschen bebaut werden. Weitere Standorte würden nun geprüft. Positive Rückmeldungen gebe es derweil aus den Kirchengemeinden. Hier führt das Sozialamt in den nächsten Tagen ebenfalls Gespräche, um kirchliche Gebäude oder Gemeindezentren nutzen zu können.

Angesichts der hohen Zahlen an Flüchtlingen kann die Stadt auch nicht mehr die gerechte Verteilung auf die einzelnen Bezirke garantieren. Wegen der Dringlichkeit könnten Konzentrationen in manchen Regionen der Stadt nicht ausgeschlossen werden.

Personell kann die Stadt die Flüchtlingswelle nur stemmen, weil sie von den Organisationen IFAK und PlanB unterstützt wird. Gerade erst wurden fünf weitere Sozialarbeiterstellen genehmigt. Das deckt jedoch nicht den tatsächlichen Bedarf. Die Politik regt an, die Personalstruktur innerhalb des Rathauses grundlegend zu ändern und noch einmal über die Personalkostendeckelung zu beraten.

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