Stadt beruhigt Bürger bei Windrad-Plänen im Dortmunder Süden
Großholthauser Mark
Die Bürger in Löttringhausen und Schnee können aufatmen. Zumindest vorerst. Denn dass in den nächsten zwei, drei Jahren etwas in Richtung Windkraftanlagen auf der "Potenzialfläche Großholthauser Mark" passiert, ist wohl vom Tisch. Die Bürgerinitiative "Rettet den Schnee" glaubt nicht daran - und will sich weiter gegen Windräder einsetzen.

Die Objekte der Debatte: Den Bau eines Windrades, wie hier in Ellinghausen, wollen die Löttringhauser in der Großholthauser Mark verhindern.
Ist der Schnee jetzt gerettet? Am Dienstag haben die Dezernenten der Stadt Dortmund verkündet, dass innerhalb der nächsten drei Jahre keine Windkraftanlagen in der Großholthauser Mark entstehen werden. Aufgrund der aktuellen Diskussionen um den Standort hat sich der Verwaltungsvorstand mit dem Thema befasst. Zurzeit gibt es in Dortmund drei sogenannte Konzentrationszonen, in denen eine Windkraftanlage infrage kommt. Vermutlich im ersten Halbjahr 2017 wird der Rat der Stadt Dortmund entscheiden, wo eine Änderung des Flächennutzungsplanes vorgenommen werden soll – mit Bürgerbeteiligung.
Im Falle von Löttringhausen und Schnee sei aktuell der Bau einer Windkraftanlage gar nicht möglich. Aber selbst wenn, so die Stadtverwaltung in einer Stellungnahme, die Potenzialflächen als Konzentrationszonen dargestellt würden, gäbe es noch große Hürden, bevor dort ein Windrad gebaut werden dürfe. So müssten die artenschutzrechtlichen Belange für den konkreten Standort berücksichtigt und gegebenenfalls Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen werden.
Facebook-Präsenz "Rettet den Schnee"
Die Initiative erklärt auf Anfrage dieser Redaktion, dass sich aus ihrer Sicht am Stand der Dinge nichts geändert habe. Sie befürchtet nach wie vor, dass ihre Wohngegend zum Windkraft-Standort wird, sobald das formale Verfahren abgeschlossen ist. Die Stadt beruft sich auf ihre gesetzliche Verpflichtung, Konzentrationszonen ausweisen zu müssen und erklärt zugleich, dass vor einem Bau noch viele rechtliche Hürden stünden. Was in Gesprächen mit Bewohnern vom Schnee deutlich wird: Es gibt Zweifel daran, ob die Planung wirklich so ergebnisoffen ist, wie es die Verwaltung darstellt.
Die Aktiven hinter „Rettet den Schnee“ kündigen jedenfalls an, sich weiter dafür einzusetzen, dass das Naturidyll und schöne Wohngebiet windradfrei bleibt. Es gibt weiter Unterschriftenlisten und Online-Petitionen, dazu Austausch mit Bürgerinitiativen in anderen Städten.
Allgemeine Energie-Debatte
Die Facebook-Präsenz „Rettet den Schnee“ ist in den vergangenen Wochen zu einem Forum für eine Diskussion über das Thema Windkraft als solches geworden. In dramatischer Optik blickt dem Besucher von der Startseite ein Uhu entgegen, in dessen Augen sich Windräder spiegeln. „Finstere Aussicht“ lautet die Unterzeile dazu. Die geschützte Vogelart ist hier von Anwohnern schon gesichtet worden, taucht aber in der offiziellen Arten-Erfassung für das Gebiet nicht auf. Inhaltlich gibt es viel Video- und Text-Material, in dem die Umweltauswirkungen der Windkraft kritisch hinterfragt werden. Die Frage des Schutzes von Wildvögeln ist häufig Thema.
Beispielhaft ist eine Diskussion zwischen den Schnee-Aktivisten und einem Mann aus Kruckel. Also einem Ort, der auch in einer ganz lokalen Energie-Debatte über Hochspannungsleitungen durch Wohngebiete steckt. „Atomstrom-doof, Kohlestrom-doof, Biogasstrom-doof, Solarstrom-doof, Windstrom-auch doof. Am besten ist wohl Strom aus der Steckdose“, schreibt der Kruckeler. Die Initiative vom Schnee antwortet: „Leider wird bei dieser Energiewende der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Wir alle wollten mit dem Atomausstieg unsere Umwelt und unseren Lebensraum schützen. Dass wir diesen Raum jetzt in rasantem Tempo unwiederbringlich mit Windrädern zerstören, das ist lange keinem aufgefallen.“