Spurensuchen an Mexikos Grenzen - „Was geschah mit Bus 670?“

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Spurensuchen an Mexikos Grenzen - „Was geschah mit Bus 670?“

rnKino 2022

Der Sohn sucht sein Glück auf einer Reise nach Amerika - und verschwindet spurlos. Die Suche nach ihm führt seine Mutter in gefährliche Gegenden: „Was geschah mit Bus 670?“ kommt ins Kino.

von Kai-Uwe Brinkmann

Dortmund

, 09.02.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 1 min

Vor zwei Monaten nahm Jesús den Bus zur Grenze nach Amerika. Wie viele Mexikaner trieb ihn die Hoffnung, dort sein Glück zu machen. Seither gab es keine Nachricht, kein Lebenszeichen von ihm. Seine Mutter Magdalena (Mercedes Hernándes) bricht auf, um ihren Sohn zu suchen. Es wird ein Streifzug durch ein Land ohne Hoffnung.

„Was geschah mit Bus 670?“ ist der Debütfilm von Fernanda Valadez, prämiert auf vielen Festivals, und das nicht von ungefähr: Er lässt uns spüren, wie es sich anfühlt, in einem Staat zu leben, der zu weiten Teilen in der Hand von Kriminellen ist. Wo Recht und Ordnung nur auf dem Papier stehen, weil die Polizei in ganzen Regionen machtlos ist.

Bei den kleinen Leuten

Die Netflix-Serie „Narcos: Mexico“ folgte den Bossen der Kartelle und ihren Gegenspielern von der Fahndung, Fernanda Valadez heftet sich an die kleinen Leute. An Menschen wie Magdalena, die sich als Händlerin durchschlägt und nach dem Weggang des Sohnes allein dasteht. Ein Bekannter fährt sie zur Grenze, dort beginnt ihre Suche nach Jesús. Sie läuft von Pontius zu Pilatus. Die Polizei hat Karteien mit Fotos von Toten, Jesús ist nicht dabei. Aber seine Tasche wurde gefunden.

Busse werden überfallen

Die Mutter glaubt nicht, dass ihr Sohn tot ist. Reisende werden nicht selten überfallen, steckt man ihr. Sie findet den Namen eines Mannes heraus, der womöglich im selben Bus saß wie ihr Sohn. Den will sie sprechen, das ist der Strohhalm, an den sie sich klammert.

Magdalenas Weg führt in eine gottverfluchte Gegend über der eine seltsame Beklemmung liegt, komponiert aus Naturbildern, verwoben mit Traum und Erinnerung. Verwaiste Häuser, tote Schafe, Endzeit-Flair.

Und eine Ahnung drohender Gefahr, atmosphärisch bedrückend. Die Kamera kreiert eine dunkle Poesie, fast schon Magie des Morbiden, hier symbolistisch der blutrote Himmel, dort Visionen von einem Gehörnten. Stimmungsvolles Kino in einer reifen Handschrift.

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