Sprengstoffanschlag auf Chemnitzer Kulturzentrum

Nach Theaterstück zum NSU

Ein Sprengstotfanschlag ist in der Nacht zum Dienstag auf ein Chemnitzer Kulturzentrum verübt worden. Möglicherweise handelt es sich um eine Reaktion auf das dort aufgeführte Theaterprojekt „Unentdeckte Nachbarn“, das sich mit der Terrorgruppe NSU beschäftigt. Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand.

CHEMNITZ

08.11.2016, 13:29 Uhr / Lesedauer: 1 min
Auf das Kulturzentrum Lokomov in Chemnitz ist in der Nacht zu Dienstag ein Anschlag mit Sprengstoff verübt worden.

Auf das Kulturzentrum Lokomov in Chemnitz ist in der Nacht zu Dienstag ein Anschlag mit Sprengstoff verübt worden.

Auf das Chemnitzer Kulturzentrum „Lokomov“ ist in der Nacht zum Dienstag ein Sprengstoffanschlag verübt worden. Welche Art von Pyrotechnik benutzt wurde, konnte die Polizei zunächst nicht sagen. Auf Fotos im Internet ist allerdings gut erkennbar, welche Wucht die Detonation hatte. Es ging nicht nur eine Scheibe zu Bruch, auch Teile des Fensterrahmens wurden zerstört. Verletzt wurde niemand. Eigentümer Lars Fassmann bezifferte den Schaden auf etwa 2500 Euro.

Fassmann wertete den Anschlag als Reaktion auf das, wofür das Zentrum steht und arbeitet: Momentan ist es an dem Chemnitzer Theaterprojekt „Unentdeckte Nachbarn“ beteiligt, das sich mit der Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ beschäftigt. Laut Fassmann reiht sich der Anschlag in eine ganze Serie von Vorfällen ein, bei denen die Scheiben eingeschmissen und die Fassade des Clubs mit Farbbeuteln beworfen wurde. Selbst große Pflastersteine seien schon durchs Fenster geschmissen worden, obwohl sich in dem Gebäude Menschen aufhielten.

„Mit dem jetzigen Anschlag ist aber eine neue Qualität erreicht“, sagte Fassmann der Deutschen Presse-Agentur. In Chemnitz hätten sich inzwischen feste Strukturen gebildet, sagte er mit Blick auf die rechtsextremistische Szene in der Stadt. Neonazis hätten auch schon Besucher der Veranstaltungen im Kulturzentrum zusammengeschlagen. Dennoch wolle man sich nicht unterkriegen lassen und weiter „Kante zeigen.“

„Mit diesem traurigen Höhepunkt einer ganzen Reihe von Angriffen auf Einrichtungen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren, ist eine neue Ebene der politisch motivierten Gewalt aus der rechten Szene erreicht“, erklärte die Chemnitzer Grünen-Politikerin Petra Zais. Sie sieht die Schwelle zum Terrorismus überschritten

von dpa