Spitzentanz trifft in den "Vier Jahreszeiten" auf Minimalismus
Theater Hagen
Das Hagener Ballett dreht das ganz große Rad. Genau genommen: das Rad der Zeit, wie sie sich am Himmel widerspiegelt. Denn ein riesiges Astrolabium prägt das Bühnenbild der neuen Tanzproduktion "Die vier Jahreszeiten", die jetzt Premiere hatte.

Mit dem Frühling beginnt das Rad der Jahreszeiten sich zu drehen.
Auf den ersten Blick scheint damit die gewohnte Dreiteiligkeit des Abends unter Leitung von Compagnie-Chef Ricardo Fernando durchbrochen. Doch auch hier sind neben ihm selbst nur zwei Gast-Choreografinnen am Werk: die Koreanerin Young Soon Hue und die Holländerin Regina van Berkel.
Mit Füllmaterial verlängert
Alle drei widmen sich jeweils einer Jahreszeit, der Winter wird dann zur Teamarbeit. Dass die Tänzer musikalisch nicht an Antonio Vivaldis berühmten Violinkonzerten vorbei kommen, versteht sich von selbst.
In der Tat bilden sie Kern und Ausgangspunkt des gesamten Abends. Bloß dauern sie alle zusammen nur eine Dreiviertelstunde - zu wenig, für eine abendfüllende Produktion.
Deshalb haben sich Fernando und Dirigentin Ana-Maria Dafova modernes Füllmaterial dazu geholt. Musikalisch haben eigentlich nur die "Shaker Loops"des amerikanischen Minimalisten John Coolidge Adams echte Substanz.
Die Stücke von John Luther Adams, eines in Alaska lebenden Naturschutzaktivisten, sind sparsam gesetzte Meditationen über Naturgeräusche und Vogelrufe etwa für Flöte und Stabspiele. Thematisch passt das und setzt vor allem Ruhepunkte, die die Choreografien gut gebrauchen können.
Sehr eng an der Musik
Stilistisch gelingt es den drei Choreografen sehr gut, keine Brüche entstehen zu lassen. Alle arbeiten sehr eng an der Musik und mit Mitteln des klassischen Balletts wie Spitzentanz und Hebefiguren.
Das Schauspiel der Natur, wie Vivaldi es musikalisch mit zwitschernden Vögeln und stolpernden Eisläufern illustriert, findet seine Entsprechungen im Tanz mal mehr mal weniger verschlüsselt, mal poetisch, mal ironisch und manchmal sogar ein wenig albern.