Man hatte fast vergessen, dass schon der rechner-animierte Vorgänger den Spider-Man-Kosmos erfrischend durchventilierte. Nach „A New Universe“ (2019 Oscar-prämiert) wird nun auch „Spider-Man: Across The Spiderverse“ zu einer runden Sache, die mit hoher Schlagzahl an Ideen und mit ansprechender Optik punktet.
Zu keiner Zeit macht der Film einen Hehl daraus, dass er in der Tradition der „Graphic novel“ steht. Diese Wurzeln gewittern in Collage-Sequenzen vorbei, wo Spidey-Hefte zu sehen sind, gezeichnete Bildinserts mit Sprechblasen, ganze Panels aus Comic-Alben. Die Macher genehmigen sich formale, erzählerische, inhaltliche Freiheiten, die das Sujet von Marvels „Spider-Man“ absolut beleben.
Eine starke Frau etabliert
Ein Latino-Spider? Ein Spider-Girlie? Hier kommt eine ganze Liga: Eine Eingreiftruppe hunderter Spinnen-Männer und -Frauen, die in dutzenden Parallelwelten Aufräumarbeit leisten. Warum auch nicht, gut so. Immer her mit Einfällen, die die ausgelutschte Superhelden-Formel aufbrechen und mit Pep variieren!
Mit der jungen Gwen etablieren die (drei) Drehbuchautoren gleich eine starke Frauenfigur, noch bevor der junge Latino Miles Morales als Spinne seinen Auftritt hat.
Ein schönes Paar
Gwen trägt ebenfalls Kostüm und tritt Ganoven in den Hintern, die New Yorker Polizei hält sie für die Mörderin von Peter Parker und fahndet nach ihr.
Sie ist Miles‘ beste Freundin. Zusammengeschweißt werden beide durch das Versteckspiel um ihre Doppelidentität, tags normale Schüler, in der Freizeit Nothelfer und Lebensretter. Ein schönes Paar. Hach, eben hätten sie sich fast geküsst. Etwas kam dazwischen, wohl die Vogelkreatur, die im Museum randaliert.

Hohes Tempo
Wenn sich Gwen und Miles als Himmelsstürmer durch die Häuserschluchten schwingen, wirken sie befreit und entfesselt, die Sequenzen strotzen vor Dynamik.
Die Regisseure Joaquim Dos Santos, Kemp Powers, Justin Thompson halten das Tempo hoch. Noch in Momenten ohne Action spürt man schäumende Fabulierlaune, gespeist von visueller Brillanz und einer Handlung aus dem Metaversum der Möglichkeiten.
Strich mit Handschrift
Der „Strich“ der Figuren steht jenseits kindlicher Knuffigkeit. Er zeigt Kanten und Schattierungen, die das Feld von Autorenkunst mit Handschrift streifen, mitunter ist es Pop-Art.
Wunderbar, dies in einem Werk für Teenager zu sehen. Kurzweilig, wie alles ist, schultert „Across The Spiderverse“ selbst eine Laufzeit von 140 Minuten – Respekt, Hut ab!
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