Spendenaktion für Menschen in der Ukraine: „Geld kommt zu 100 Prozent an“

Ukraine-Konflikt

Mit einer Spendenaktion unterstützt unser Medienhaus in Kooperation mit der Boeselager-Stiftung die Menschen in der Ukraine. Ein Gespräch mit dem Stiftungs-Vorsitzenden Raphael von Hoensbroech.

03.03.2022, 10:16 Uhr / Lesedauer: 3 min
Das Leid der Menschen in der Ukraine ist unermesslich. In Kooperation mit der Csilla-von-Boeselager-Stiftung startet unser Medienhaus eine Spendenaktion.

Das Leid der Menschen in der Ukraine ist unermesslich. In Kooperation mit der Csilla-von-Boeselager-Stiftung startet unser Medienhaus eine Spendenaktion. © picture alliance/dpa/AP

Die Erschütterung über den Krieg in der Ukraine ist ebenso groß wie die Hilfsbereitschaft. Unser Medienhaus hat sich daher entschlossen, im Zusammenarbeit mit der Csilla-von-Boeselager-Stiftung Osteuropahilfe e.V. eine Hilfsaktion zu starten. Vorsitzender der Stiftung ist Dr. Raphael von Hoensbroech, hauptberuflich Intendant und Geschäftsführer des Konzerthauses Dortmund. Wir sprachen mit ihn.

Herr von Hoensbroech, viele bei uns wollen den Menschen in der Ukraine helfen, sie wollen aber auch sichergehen, dass ihre Hilfe ankommt und nicht irgendwo versandet. Warum kann man der Boeselager-Stiftung vertrauen? Wer steckt dahinter?

Dahinter steckt ein Team, das unter anderem aus Töchtern der Stiftungsgründerin, Csilla von Boeselager, besteht sowie Freunden, die ehrenamtlich Gutes tun wollen. Csilla hat Ende der 1980er-Jahre bei der DDR-Flüchtlingskrise in Ungarn maßgeblich die Wende mitgestaltet und Anfang der 1990er-Jahre die Stiftung gegründet, die seit ihrem Tod 1994 ihren Namen trägt. Wir helfen in vielen Ländern Osteuropas, in Polen, Ungarn, Rumänien, Serbien und seit über 20 Jahren auch in der Ukraine.

Spendenkonto Csilla von Boeselager Stiftung Osteuropahilfe Sparkasse Arnsberg-Sundern
Stichwort: LESERSPENDE Swiftcode/BIC: WELADED1ARN IBAN: DE41 4665 0005 0000 0333 32 Hier geht es direkt zur Online-Spende

Wie genau arbeitet Ihre Stiftung?

Wir haben lediglich eine Halbtagskraft als hauptamtliche Geschäftsführerin. Alle anderen arbeiten ehrenamtlich.

Das heißt, dass von den Spenden, die Sie erhalten, auch nur wenig für Verwaltungstätigkeiten abgezogen wird?

Nicht wenig, sondern gar nichts. Wir haben ein gut dotiertes Stiftungskapital von drei Millionen Euro. Mit den Kapitalerträgen decken wir problemlos die Verwaltungskosten und mehr. Mit anderen Worten: Jeder gespendete Euro fließt zu 100 Prozent in die Hilfe und nirgendwo sonst hin. Das zählt zu unseren Prinzipien, die wir streng beachten.

Was genau sind das für Prinzipien?

Das sind unterschiedliche Aspekte. Erstens, und das ist ganz wichtig, leisten wir allen Menschen Hilfe, unabhängig von Konfession, Herkunft oder Nationalität. Zweitens arbeiten wir mit privaten, örtlichen Initiativen als Partnern zusammen und fördern damit bürgerschaftliches Engagement, also Hilfe zur Selbsthilfe. Daher pflegen wir einen engen, oft sogar freundschaftlichen Kontakt mit unseren Projektpartnern. Und drittens ist uns unser Patensystem ganz wichtig.

Patensystem – was muss ich mir darunter vorstellen?

Wir haben neben unserem sechsköpfigen ehrenamtlichen Vorstand acht Patinnen und Paten in Deutschland, die für die Projekte, Kommunikation und Kontrolle, aber auch für die persönliche Beziehung zuständig sind. Dadurch garantieren wir einen sehr engen Austausch zwischen dem Hilfsprojekt und uns hier.

Nun sind Sie ja ein relativ kleines Team. Ist da so ein Hilfsprojekt wie jetzt in der Ukraine überhaupt leistbar?

Ein kleines Team hat Vor- und Nachteile. Ein Vorteil ist sicherlich, dass wir sehr agil sein können: Wir haben bereits die ersten 60.000 Euro auf den Weg gebracht. Wir wissen genau, mit wem wir zusammenarbeiten, kennen die Menschen vor Ort persönlich. Auf der anderen Seite ist unsere Arbeit nicht unendlich skalierbar wie bei den großen Hilfsorganisationen. Man muss aber verstehen, dass wir es nicht mit einer kurzen Krise von zwei, drei Wochen zu tun haben, sondern wir richten uns auf viele Monate, wenn nicht Jahre ein, wenn der Spendenstrom längst versiegt ist. Dafür sind wir ideal aufgestellt.

Dr. Raphael von Hoensbroech

Dr. Raphael von Hoensbroech © picture alliance / Konzerthaus Berlin/Uwe Arens/Konzerthaus Berlin/dpa

Wie werden Sie den Menschen in der Ukraine helfen?

Das können viele Bereiche sein. Noch ist nicht genau absehbar, auf was wir uns einstellen müssen, wo das Hauptproblem liegen wird. Sind es Flüchtlingsströme, Preisexplosionen und grassierende Armut? Zerstörte Häuser?

In Saporischja, wo eines unserer Projekte ist, steht das größte Atomkraftwerk Europas. Die Russen haben es jetzt eingenommen. Noch können wir nicht richtig einschätzen, welche Risiken und Aufgaben da auf uns zukommen. Was wir nur sicher wissen, ist, dass die Menschen dort dringend und lange Hilfe brauchen werden. Welche genau, das können wir mit unseren lokalen Partnern der jeweiligen Lage anpassen.

Was fehlt dort am meisten?

Generatoren, Feldbetten, Schlafsäcke, Erste-Hilfe-Material, Babywindeln und haltbare Lebensmittel.

Können Sie solche Dinge überhaupt in die Ukraine bringen?

Das werden wir sehen, die Lage ist sehr dynamisch. Zum Teil kann man es aber vor Ort kaufen. Und wir haben erste Wege gefunden, das Geld hinzuschaffen. Das kann man nicht einfach abheben derzeit.

Wie sieht es z.B. mit Kleidersammlungen aus. Helfen die Ihnen auch?

Nein, überhaupt nicht. Wir müssen die Menschen dort ganz gezielt mit Dingen unterstützen, die wirklich gebraucht werden. So gut Sachspenden-Sammlungen auch gemeint sein mögen, die können wir derzeit logistisch nicht verarbeiten.

Sie haben bisher in drei Städten in der Ukraine geholfen. Weiten Sie die Hilfe jetzt aus?

Zunächst nicht, denn in diesen drei Städten haben wir verlässliche Ansprechpartner, eine funktionierende Struktur. Das ist die Gewähr für uns, dass die Hilfe auch tatsächlich dort ankommt, wo sie am dringendsten benötigt wird.

Was ist mit der Hilfe für Flüchtlinge, die es aus der Ukraine heraus geschafft haben und die in Polen, Ungarn oder sonst wo stranden?

Da gibt es das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen, das hier hilft, und da gibt es die Staaten, die zugesagt haben, dass sie Flüchtlinge aufnehmen und sich um sie kümmern werden. Welche Rolle wir mit unseren Projekten in Rumänien, Ungarn und Polen dabei einnehmen können, weiß ich noch nicht. Zunächst konzentrieren wir uns ganz auf die Menschen, die in der Ukraine bleiben und dort diesen schrecklichen Krieg erleben müssen.

Wie gehen Ihre Partner vor Ort mit diesem Krieg um?

Das ist schon bewundernswert. Auf der einen Seite steht die große Sorge. Auf der anderen Seite erleben wir auch eine große, mutige Bereitschaft, jetzt erst recht ihre Arbeit zu tun.

Zum Schluss ganz praktisch: Stellen Sie Spendenquittungen aus?

Selbstverständlich. Wir sind eine geprüfte Stiftung. Für die Seriosität unserer Stiftungsarbeit bürge ich letztlich auch mit meinem Namen.

Hinweis:

Bei Geldzuwendungen bis einschließlich 300 Euro erkennt Ihr Finanzamt als gültigen Spendennachweis den Kontoauszug an. Eine Spendenquittung braucht es bis zu diesem Betrag nicht. Bei einer Spende über 300 € bitte für die Spendenquittung Ihre Adresse angeben.
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