Speerwerferin Obergföll heiß aufs Finale

Morgenstund' hat noch nicht Gold im Mund, aber wer bei Olympia nach Medaillen greifen will, muss früh hellwach sein. Ziemlich ausgeschlafen präsentierten sich Christina Obergföll und Linda Stahl in der Qualifikation der Speerwerferinnen.

London (dpa)

von Von Ulrike John, dpa

, 07.08.2012, 15:02 Uhr / Lesedauer: 2 min

Christina Obergföll qualifizierte sich mit einem Wurf über 66,14 Meter für das Finale. Foto: Kerim Okten

Christina Obergföll qualifizierte sich mit einem Wurf über 66,14 Meter für das Finale. Foto: Kerim Okten

Nach einem Versuch konnten die beiden ihre Sachen packen und sich auf das Finale am Donnerstag einstellen. Ex-Europameisterin Stahl traut Vize-Europameisterin Obergföll nach der zweitbesten Weite des Tages hinter Weltrekordlerin Barbora Spotakova trotz der bärenstarken Konkurrenz «alles» zu: «Da geht noch einiges mehr als heute. Wenn sie einen trifft, dann sieht man den Speer nicht mehr.»

Die Offenburgerin kam auf 66,14 Meter, Stahl auf 64,78 Meter, die tschechische Olympiasiegerin Spotakova auf 66,19. «Ich hab' noch nie mit dem ersten Versuch so weit geworfen», sagte die Leverkusenerin Stahl. Um halb sechs war die 26-Jährige aufgestanden - «was Gott sei Dank in Deutschland halb sieben ist». Auch Obergföll strotzte nur so vor Energie um 10 Uhr morgens und erklärte: «Das ist alles eine Sache der Birne. Du musst nur wollen.» Auch Stahls Clubkollegin Katharina Molitor kam weiter.

Als Vorleistung fürs Finale taugt die Frühform in der Ausscheidung allerdings nicht. «Das ist gut für den Kopf. Trotz allem werden die Karten neu gemischt», sagte Obergföll. Jeweils zweimal hatte die 30-Jährige Silber bei Welt- und Europameisterschaften gewonnen. Bronze holte sie in Peking 2008 - es war damals die einzige Medaille der deutschen Leichtathleten überhaupt.

In London unternimmt sie den nächsten Versuch, ihre Karriere nicht als die große Unvollendete fortzuführen. Seit ihrem Europarekord von 70,03 Metern bei der WM 2005 in Helsinki ist Obergföll absolute Weltklasse, ein Gold-Coup blieb ihr bisher aber verwehrt. Bei der EM im Juni, als ihr die Ukrainerin Wira Rebryk noch den Titel wegschnappte, wirkte die ansonsten so fröhliche Sportlerin fast schon resigniert. Ihr Kampfgeist ist aber längst wieder erwacht.

«Ich möchte für mich gut werfen. Ich bin die letzten Jahre in den Finals immer unter meinen Möglichkeiten geblieben», sagte die deutsche Rekordhalterin (70,20 Meter). «Das gilt es klarzustellen. Ich bin mir da noch was schuldig.» Ob man für den Olympiasieg 70 Meter werfen muss? «Das reicht nicht», sagte sie und ihre Miene wurde plötzlich ernst: «Ich will technisch sauber werfen. Ich bin fit und gesund. Aber für einen 70er muss bei mir alles passen.»

Stahl prophezeite: «Spotakova und Abakumowa werden sich ein heißes Duell liefern.» Die russische Weltmeisterin Abakumowa (63,25) und die Weltjahresbeste Sunette Viljoen aus Südafrika (65,92) sind weitere Gold-Kandidatinnen.

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