So wird das Bergmannsheil im laufenden Betrieb umgebaut

Bochumer Klinik im Ausnahmezustand

Riesige Bagger stehen momentan inmitten des Bochumer Bergmannsheil-Krankenhauses. Wand für Wand reißen sie den alten Funktionstrakt ab – und das während wenige Meter weiter Notfälle behandelt werden. Das Universitätsklinikum wird schon seit vier Jahren im laufenden Betrieb umgebaut. Welche Probleme das mit sich bringt, beantwortet Geschäftsführer Johannes Schmitz im Video-Interview.

BOCHUM

, 13.11.2014, 05:51 Uhr / Lesedauer: 2 min
Momentan wird die zweite Hälfte des alten Funktionstraktes abgerissen. Nur wenige Meter vom Abrissbagger entfernt werden Patienten betreut.

Momentan wird die zweite Hälfte des alten Funktionstraktes abgerissen. Nur wenige Meter vom Abrissbagger entfernt werden Patienten betreut.

Einen genauen Überblick über die einzelnen Bauphase, liefern die Entwürfe des Architektenteams. Klicken Sie sich hier durch die Fotostrecke:

FOTOSTRECKE
Bildergalerie

So sehen die einzelnen Bauphasen aus

Seit 2010 wird im Bergmannsheil gebaut. Das "Herzstück" des Bochumer Krankenhauses, der sogenannte Funktionstrakt, wird abgerissen und neugebaut. Auch ein altes Bettenhaus weicht den Baggern und macht Platz für ein neues Gebäude. Hier sehen Sie, wie die Architekten die einzelnen Bauphasen geplant haben. Momentan befindet sich das Bauprojekt in Phase 4.
31.10.2014
/
Phase 1: Errichtung des Interims-Krankenhauses (gelb markiert) vor dem alten Funktionstrakt (Haus 6)© Grafik: Bergmannsheil
Phase 2: Abbruch des hinteren Teils vom alten Haus 2 (rot markiert)© Grafik: Bergmannsheil
Phase 3: Fertigstellung des ersten Bauabschnittes (gelb markiert)© Grafik: Bergmannsheil
Phase 4: Abbruch des vorderen Teils vom alten Bettenhaus 2 und des alten Funktionstraktes (rot markiert)© Grafik: Bergmannsheil
Phase 5: Fertigstellung des zweiten Bauabschnittes (gelb markiert)
Phase 6: Rückbau des Interims-Krankenhauses (rot markiert)
So soll das fertige Bergmannsheil in wenigen Jahren aussehen.
Schlagworte Bochum

Das Bergmannsheil trägt die Kosten für den Umbau zur Hälfte selbst, für die andere Hälfte kommt die Berufsgenossenschaft auf. Landesmittel fließen nicht in das Projekt. Dieses Modell gilt längst nicht für jede Klinik, viele Einrichtungen in NRW sind, was Bauprojekte anbelangt, auf Zuschüsse der Landesregierung angewiesen. Genau hier liegt laut Krankenhausverbänden das Problem. Sie bemängeln, dass die Länder seit Jahren ihrer Verpflichtung zur Finanzierung von Investitionen nur unzureichend nachkommen. Der Marburger Bund, ein Verband angestellter und beamteter Ärzte, berechnete den Investitionsrückstand der Länder zuletzt auf jährlich rund 3,3 Milliarden Euro. In seinem Eckpunktepapier für die Bund-Länder-Arbeitsgruppe schlägt er vor, dass sich nicht nur die Länder um die Finanzierung der Investitionen kümmern, sondern auch der Bund.

Auch die Krankenkassen haben von Bund und Ländern einen Modernisierungsschub für das bundesweite Kliniknetz gefordert. Dazu sei eine "aktive und gestaltende Krankenhausplanung" notwendig, die sich "konsequent am Bedarf der Patienten und an Qualitätskriterien" orientiere, forderte der AOK-Bundesverband kürzlich in Berlin. Weiter kritisiert der Verband: "Die Krankenhauslandschaft in Deutschland ist gekennzeichnet durch das Nebeneinander von Über-, Unter- und Fehlversorgung." Vor allem in Ballungsräumen gebe es Überkapazitäten und Doppelstrukturen. In ländlichen Räumen bestünden dagegen Lücken im Versorgungsauftrag.

Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) machte für die Mängel im Krankenhausnetz vor allem die Politik verantwortlich. Gerade Kommunal- und Landespolitiker täten sich schwer damit, in ihrem Einzugsbereich unwirtschaftliche und für die Versorgung der Bevölkerung unnötige Häuser völlig zu schließen. Zudem drängen die Kassen darauf, dass sich Kliniken spezialisieren. 

1890 als erste Unfallklinik der Welt zur Versorgung von verunglückten Bergleuten gegründet, ist das Bergmannsheil heute eine Akutklinik der Maximalversorgung und gehört zum Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum.

Das Bergmannsheil gehört außerdem zum Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung e.V. (KUV). Der KUV besteht aus neun berufsgenossenschaftlichen Akutkliniken, zwei Kliniken für Berufskrankheiten und zwei Unfallbehandlungsstellen, den BG-Kliniken. Mit 12.000 Mitarbeitern und jährlich über 500.000 Patienten ist der KUV einer der größten Klinikverbunde Deutschlands. 

Schlagworte: