So will Penny die Dauerparker loswerden

Knöllchen beim Discounter

Parkscheiben-Pflicht bei Penny: Der Supermarkt in Lütgendortmund lässt seit dieser Woche seine Parkplätze überwachen. Wer die Parkscheibe vergisst oder länger als anderthalb Stunden mit seinem Fahrzeug an der Lütgendortmunder Straße 144 steht, zahlt künftig 19,90 Euro Strafe - also mehr als für ein Knöllchen der Stadt.

LÜTGENDORTMUND

20.04.2017, 17:53 Uhr / Lesedauer: 3 min
Ein privater Dienstleister kontrolliert jetzt Parkscheiben vor dem Penny-Markt in Lütgendortmund.

Ein privater Dienstleister kontrolliert jetzt Parkscheiben vor dem Penny-Markt in Lütgendortmund.

Für 19,99 Euro gibt‘s bei Penny Männerschuhe – für 9 Cent weniger ein Knöllchen. „Fair Parken“ heißt die Firma, die nun im Auftrag des Discounters kontrolliert, wie lange Auto- und Motorradfahrer auf dem Parkplatz in Lütgendortmund stehen. Anderthalb Stunden sind erlaubt, aber nur mit Parkscheibe. Darauf weisen Schilder bei der Einfahrt hin. „Ich hab das noch gar nicht gesehen“, sagt Christiane Steiniger.

"Es ist ein Witz"

Ihr Mann Rolf schleppt gerade einen Träger Wasser zum Auto. Als sie ihm davon erzählt, sagt er: „Es ist ein Witz. Nirgendwo in Dortmund kannst du mehr parken.“ Seine Frau entgegnet: „Aber wenn die Parkplätze Penny gehören, ist das deren Recht.“ Einige Meter weiter stellt gerade Sabine Hennecke ihren Wagen ab – ohne Parkscheibe. Sie arbeitet als Medizinische Fachangestellte im Ärztehaus nebenan. Bislang parkte sie hier während ihrer Arbeitszeit – deutlich länger als anderthalb Stunden. Aber gilt die neue Regelung wohl für den gesamten Parkplatz – oder ist die erste Reihe beim Backtreff und dem Ärztehaus davon ausgenommen? „Meine Chefin will jetzt mit der Hausverwaltung telefonieren“, sagt Sabine Hennecke. 200 Schritte weiter liegt der öffentliche Parkplatz an der Feuerwache. „Aber für den da“, sagt Rolf Steiniger und blickt zu einem Mann auf Krücken, „sind 200 Schritte viel.“

Wir wenden uns an die Pressestelle von Penny: Von zwölf Supermärkten in Dortmund werden zwei „bewirtschaftet“, heißt es. Die neuen Kontrollen richteten sich ausschließlich gegen Langzeitparker. „Hierbei handelt es sich um eine rein zeitliche Regelung, sodass auch der Besuch des Bäckers und des Ärztehauses möglich ist“, sagt Eva Bortfeldt von der Penny-Markt GmbH. In Lütgendortmund gebe es überwiegend positive Reaktionen von Kunden, die endlich wieder Parkplätze fänden.

Strafe von 19,90 Euro

Die Lütgendortmunder sind zwiegespalten. Einerseits verstehen sie die Discounter-Kette, die Parkplätze für ihre Kunden freihalten will. Denn seitdem wegen der Rewe-Baustelle 189 Parkplätze weggefallen sind, hat sich die Situation im Ort verschärft. Andererseits finden sie die Strafe von 19,90 Euro viel zu hoch. „Ich hab ja eine Parkscheibe“, sagt Sonja Hallermann. „Aber ich habe es nicht gesehen.“ Dabei parkt die Penny-Kundin direkt vor dem neuen Schild. Der Discounter verspricht aber, Milde walten zu lassen: „Sollte ein Kunde nachweislich zu Unrecht belangt worden sein, so bemühen wir uns stets um eine kulante Lösung im Sinne des Kunden“, sagt Eva Bortfeldt. Bei Vorlage eines Einkaufsbelegs werde das Knöllchen storniert, bestätigt auch „Fair Parken“.

Bei 21 abgestellten Wagen liegt am Donnerstagmittag nur hinter der Windschutzscheibe von Peter Ziemann die blaue Scheibe. „Hier war doch vorher schon ein Schild, oder?“, fragt er, während er die Einkäufe in den Kofferraum einräumt. Dann erzählt er, dass einige Menschen mehrere Stunden dort parkten und ins Dorf gingen. Er selbst stelle den Wagen schon mal dort ab und gehe kurz zur Apotheke. „Ich kann das von Penny nachvollziehen“, sagt Peter Ziemann. Und die erlaubte Parkdauer von anderthalb Stunden hält er für großzügig.

Hinweiszettel sollen verteilt werden

Die Firma „Fair Parken“ erklärt auf Anfrage unserer Redaktion, dass die Parkraumüberwachung in Lütgendortmund schrittweise eingeführt werde. Schritt 1: die Hinweisschilder. Schritt 2: „Wir werden für einen bestimmten Zeitraum die Autofahrer, die den Parkplatz nicht zum Zweck des Einkaufens benutzen, auf begangene Regelwidrigkeiten aufmerksam gemacht und über die zukünftig bei Verstößen erhobenen Vertragsstrafen informieren.“ Außerdem sollen Hinweiszettel verteilt werden, Mitarbeiter der Firma würden außerdem vor Ort über die Hintergründe der neuen Regelung aufklären. Ab Anfang Mai werde bei fehlender Parkscheibe eine Gebühr von 9,90 Euro erhoben, in der darauffolgenden Woche werden 19,90 Euro fällig. Wie viele Mitarbeiter es in Dortmund gibt und wie oft sie die Parkplätze kontrollieren, will das Unternehmen nicht verraten.

Als ein Wagen während unseres Gesprächs neben Sonja Hallermann auf dem Penny-Parkplatz hält, zeigt sie der Fahrerin direkt das neue Schild. Katrin Gundlach bedankt sich, legt die Scheibe ins Auto und läuft auf den Supermarkt zu. Dann dreht sie sich noch einmal um und sagt: „Dann kommt keiner mehr ins Dorf.“

Den Penny an der Lütgendortmunder Straße gibt es seit Januar 1995. Die neue Regelung gilt nach Angaben von „Fair Parken“ nicht für die Parkplätze, die an das Ärztehaus und den Bäcker angrenzen. In Dortmund betreut „Fair Parken“ sieben Standorte – im Januar 2017 waren es nur zwei.

 

 

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