Skandal im Ringen: Zwangsabstieg für Benningen
Das deutsche Ringen wird von einer Skandalwelle erfasst. Wegen absichtlicher Niederlagen wurde der Zweitligist TSV Benningen vom DRB-Rechtsausschuss zu einer Strafe von 8000 Euro verurteilt und um zwei Klassen in die Verbandsliga des Württembergischen Ringer-Verbandes herabgestuft.

Absichtlich verlieren ist in der Regel bei Wettkämpfern verpönt. Foto: Sebastian Konopka
«Die Situation ist unerträglich und weit entfernt vom Fair Play», sagte Günter Maienschein, Vizepräsident Sport des Deutschen Ringer-Bundes (DRB). Der DRB will gegen vermeintliche Kampf-Manipulationen hart durchgreifen. Auch in anderen Staffeln gibt es Ergebnisprüfungen. Mindestens zwei weiteren Vereinen drohen Sanktionen.
Benningen, Tabellen-Dritter der 2. Bundesliga Süd, hatte vor geraumer Zeit in den Medien angekündigt, alle noch ausstehenden Meisterschaftskämpfe verlieren zu wollen. So sollten der mögliche Aufstieg in die Bundesliga und sogar die Insolvenz vermieden werden. «Das ist einzig und allein ein finanzielles Problem», hatte Hans-Michael Raiser, der Sportliche Leiter des Vereins, erklärt. Unerwartete Ausfälle von Sponsoren und sinkende Zuschauerzahlen sollen zu diesem Schritt geführt haben. Neben Benningens Zwangsabstieg wurden zwei Ringer des Clubs für ein Jahr gesperrt.
«Fair Play ist im Sport das oberste Gebot. Daran sollte sich jeder halten. Wir kennen den konkreten Fall nicht, aber generell gilt: Geschenkte Siege oder absichtliche Niederlagen sind inakzeptabel und konterkarieren das Gebot des Fair Plays», erklärte Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), der Nachrichtenagentur dpa. Benningen verlor am vergangenen Wochenende bereits auf der Waage gegen den KV Riegelsberg mit 0:40. Den dennoch ausgetragenen, aber sportlich wertlosen Kampf auf der Matte gewann Benningen mit 23:14. Daraufhin hatte der DRB Anzeige erstattet.
«Die Entscheidung, bereits auf der Waage zu verlieren, wurde gemeinsam mit den Sportlern getroffen. Dieser Schritt war leider unvermeidbar», hatte Abteilungsleiter Siegfried Theilacker bei der anschließenden öffentlichen Diskussionsrunde gesagt. Am Freitag gab es vom Verein zunächst keine Stellungnahme zum Urteil. Am Samstag steht ein Auswärtskampf in Schifferstadt auf dem Programm.
«Wenn der Spitzenverband, der sich um den Erhalt des Ligenbetriebs auf allen Ebenen bemüht, ein solchartiges Verhalten tolerieren und ungeahndet zulassen würde, wäre der zukünftigen Manipulation und Betrugsstraftaten Tür und Tor geöffnet», hieß es in der Urteilsbegründung.
Wie Benningen geht es mehreren Clubs, die zu stark für die 2. Liga sind, aber zu schwach für die Eliteklasse. Ein Aufstieg ist in einigen Vereinen deshalb nicht erwünscht. In den anderen Zweitligastaffeln gab es ebenfalls 0:40-Ergebnisse, die aber mit verletzungs- und beruflichbedingten Ausfällen begründet wurden.
Auch Bundesligist TSV Musberg muss nach der 0:40-Niederlage in Bonn-Duisdorf mit Ungemach rechnen. Musberg hatte in einer Pressemitteilung verkündet, im kommenden Jahr wieder zweitklassig kämpfen zu wollen. Als Tabellenletzter muss Musberg noch einen Relegationskampf gegen den Neunten der Oststaffel, den SV Untergriesbach, bestreiten. «Wenn sich in diesen Kämpfen dem Klassenerhalt absichtlich entzogen wird, werden wir auch hier mit aller Schärfe reagieren», kündigte Karl Rothmer an, DRB-Vize für Bundesligaangelegenheiten.