Situation in den USA bleibt nach Protesten angespannt

Zumindest keine neue Gewalt: Das ist zu Wochenbeginn schon eine gute Nachricht aus den USA. Die Lage bleibt aber hochnervös. Mit seltener Begleitung reist Obama nach Dallas, will die Wogen glätten.

Dallas (dpa)

11.07.2016, 18:50 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein US-Polizist trägt ein Kreuz. In den vergangenen Tagen kam es immer wieder zu Angriffen auf US-Polizisten. Foto: Erik S. Lesser

Ein US-Polizist trägt ein Kreuz. In den vergangenen Tagen kam es immer wieder zu Angriffen auf US-Polizisten. Foto: Erik S. Lesser

Nach den Polizistenmorden von Dallas bereitet sich die texanische Metropole auf eine große Gedenkfeier vor, zu der am Dienstag US-Präsident Barack Obama gemeinsam mit seinem Vorgänger George W. Bush erwartet wird.

Dieser gemeinsame Auftritt ist ungewöhnlich. Er unterstreicht die Bemühungen, ein Land zu beruhigen, das nach den Morden an fünf Polizisten in Dallas und vorangegangenen tödlichen Polizeischüssen auf zwei Schwarze sehr aufgewühlt ist.

In zahlreichen US-Städten waren am Wochenende Tausende gegen Polizeigewalt auf die Straße gegangen. Dabei kam es seitens der Demonstranten und der Polizei auch zu Gewalt. Viele Menschen wurden festgenommen.

Obama, der auch von Vizepräsident Joe Biden begleitet wird, will bei der überkonfessionellen Veranstaltung eine Ansprache halten. Nach Angaben des Weißen Hauses wird auch Bush kurz reden. Er wird begleitet von seiner Frau Laura.

Die Stimmung in den USA blieb zu Wochenbeginn vielerorts angespannt, begleitet von der Sorge vor weiterer Gewalt. Unter den zahlreichen Festgenommenen war auch einer der bekanntesten Aktivisten der Bewegung Black Lives Matter, DeRay Mckesson. Er sagte, er sei in Baton Rouge (Louisiana) wie viele andere grundlos festgenommen worden.

Auslöser der landesweiten Proteste war der Tod zweier Afroamerikaner in den Staaten Minnesota und Louisiana durch Polizeischüsse. In der Nacht zum Freitag tötete in Dallas ein Heckenschütze fünf Polizisten am Rande eines friedlichen Demonstrationszuges.

Der 25-jährige Afroamerikaner Micah Johnson verletzte außerdem neun Polizisten und zwei Zivilisten. Als Motiv gilt Hass auf Weiße. Nach Angaben der Polizei plante Johnson eine noch größere Attacke. Darauf deuteten unter anderem Einträge in einem Tagebuch und der in seiner Wohnung entdeckte Sprengstoff hin.

Bei den weiteren Ermittlungen werden nun auch 170 Stunden Videomaterial aus den Körperkameras der in der Tatnacht eingesetzten Polizisten ausgewertet. Dazu kommt die Analyse von mehr als 300 Aussagen.

Die Suche nach dem Heckenschützen wurde in der Nacht der Tat auch durch die Folgen des in Texas sehr freizügigen Waffenrechts erschwert. Nach Angaben der «New York Times» und anderer US-Medien trugen etwa zwei Dutzend der Demonstranten Gewehre. Das offene Tragen von Waffen ist hier erlaubt und wird von der Waffenlobby auch in anderen US-Staaten propagiert.

Polizeichef David Brown sagte, diese Praxis mache es der Polizei nicht leichter. Wenn alle bewaffnet seien, stehe die Polizei vor der Frage: «Wer ist der Gute, wer ist der Böse?»

Ermittelt wird auch im Fall eines Schwarzen, der von der Polizei am Samstag in Houston (Texas) getötet worden war. Es gibt widersprüchliche Angaben dazu, ob der Mann eine Waffe trug oder unbewaffnet die Hände hob, als er erschossen wurde.