Sinti und Juden im Werk von Otto Pankok

Ausstellung

Sinti und Juden, so wie Otto Pankok sie gesehen hat, stehen im Mittelpunkt der neuen Wechselausstellung im Jüdischen Museum Westfalen in Dorsten.

DORSTEN

06.07.2015, 15:49 Uhr / Lesedauer: 1 min
Zeichnung von Pankok aus der Ausstellung.

Zeichnung von Pankok aus der Ausstellung.

In den frühen 1930er-Jahren hatte der Düsseldorfer Maler einige Zeit mit „Zigeunern“, wie man sie damals noch nannte, zusammengelebt. Dabei entstanden viele Kohlezeichnungen. Die Schau zeigt mit etwa 40 Arbeiten sowohl eine Auswahl seiner „Zigeunerbilder“ als auch Arbeiten aus dem Zyklus „Jüdische Schicksale“.

Als Pankok 1947 erstmals seit seinem von den Nationalsozialisten verhängtem Berufsverbot wieder in der Düsseldorfer Kunsthalle ausstellen konnte, wählte er Bilder, die er 1932 auf seiner letzten großen Ausstellung ebenfalls in Düsseldorf gezeigt hatte: die Zigeunerbilder. 1931 hatte der Künstler die Siedlung auf dem Heinefeld entdeckt.

Atelier im Hühnerstall

Dort hatten sich Arbeitslose und Arme mit einfachen Mitteln winzige Häuschen gebaut, um sich die teuren Mieten sparen zu können.

Im Hühnerstall eines Freundes durfte sich Pankok ein Atelier einrichten. Die Sinti wurden zu seinen bevorzugten Modellen, er gewann ihr Vertrauen und wurde zu ihrem Maler.

In wenigen Wochen entstanden zahlreiche großformatige Kohlezeichnungen. Pankok rückte die Menschen in den Mittelpunkt seiner Bilder. Die Porträts von Männern und Frauen, Jungen und Mädchen zeigen Menschen voller Freude, aber auch in bedrückter, das harte alltägliche Leben spiegelnder Stimmung.

Tötungsmaschinerie

An der Ausstellung 1947 konnten seine Sinti-Freunde nicht mehr teilnehmen. Nachdem sie zunächst der unerbittlichen Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt gewesen waren, fielen fast alle in Gettos und Konzentrationslagern der Tötungsmaschinerie zum Opfer.

Eine zweite Gruppe von Zeichnungen, die ab 1937 entstanden, zeigt „Jüdische Schicksale“. Vor allem in den Kriegsjahren rückte das Schicksal der Juden zunehmend in den Blick des Malers.

Verlassen und mit angstvoller Resignation, das Unausweichliche erwartend, treten die Personen in Pankoks Bildern dem Betrachter entgegen. Zerstörte Synagogen, wartende Männer im Getto, in seinen Kohlebildern spiegelt sich die Verlassenheit einer Minderheit. JG

Jüdisches Dorsten: „Geächtete – Sinti und Juden im Werk von Otto Pankok“, bis 4. 10., Julius-Ambrunn-Straße 1, Di-Fr 10-12.30 und 14-17 Uhr, Sa / So 14-17 Uhr.