Siesta in Deutschland Amtsärzte schlagen Mittagspause im Sommer vor

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Die Amtsärzte regen angesichts hoher Temperaturen die Einführung einer Siesta-Arbeitsweise im Sommer in Deutschland an. „Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen, ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

„Bei starker Hitze sind Menschen nicht so leistungsfähig wie sonst. Schlechter Schlaf bei fehlender Abkühlung in der Nacht führt zusätzlich zu Konzentrationsproblemen.“

Komplexe Arbeitsanforderungen sollte man daher lieber in die frühen Morgenstunden verschieben, ergänzte der Mediziner. „Zudem braucht es ausreichend Ventilatoren und leichtere Kleidung, auch wenn die Kleiderordnung im Büro das nicht erlaubt.“ Wichtig sei auch, grundsätzlich viel mehr zu trinken und leichtes Essen in mehreren kleineren Portionen zu sich zu nehmen. „Ein kaltes Fußbad unter dem Schreibtisch wäre eine weitere Möglichkeit, um im Homeoffice für Abkühlung zu sorgen“, sagte Nießen.

Für Schulen nicht nötig

Siesta in der Hitze ist sicherlich kein schlechter Vorschlag“, schrieb Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Dienstag auf Twitter. Der SPD-Politiker sieht in der Frage allerdings nicht die Politik gefordert. „Das sollten aber Arbeitgeber und Arbeitnehmer selbst aushandeln“, so der Gesundheitsminister. „Medizinisch sicher für viele Berufe sinnvoll.“

Erst kürzlich forderte Lauterbach, dass Kirchen im Sommer geöffnet werden sollen, weil die kühlen Räume Schutz bieten können.

Für Schulen wäre eine Siesta aus Sicht des Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, nicht nötig: Die meisten Schüler hätten schon Schulschluss, bevor es richtig heiß wird. Eine Siesta, wie sie in Ländern wie Spanien gemacht wird, findet meist in der Zeit zwischen 14 und 18 Uhr statt. Büros machen dann längere Pausen, in den meisten Läden werden „Geschlossen“-Schilder nach draußen gehängt. Wichtig für die Schulen seien aber Lüftungsanlagen, um in der Nacht die Gebäude wieder herunterzukühlen.

Aktuelle gesetzliche Regelung

Das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) § 4 sieht aktuell Ruhepausen vor. Im Vorfeld müssen Arbeitspausen von 30 Minuten, bei einer Arbeitszeit von bis zu sechs Stunden eingeplant sein. Wer mehr als neun Stunden arbeitet, muss 45 Minuten Pause machen.

Immer mehr Hitzetage

Die Zahl der heißen Tage nimmt zu, das Klima steigt. „Insbesondere Tage mit starker Wärmebelastung (Temperaturen über 30°C und geringer nächtlicher Abkühlung) und langanhaltende Hitzewellen stellen ein Risiko für die menschliche Gesundheit dar“, sagt das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen. Das könne bestehende Erkrankungen verschlimmern und zu Hitzeerschöpfung, Dehydrierung und lebensbedrohlichem Hitzschlag führen. „In der Versorgung müssen entsprechend Anpassungen vorgenommen werden.“ Dazu gehören laut des Ministeriums zum Beispiel die Verordnung und Lagerung bestimmter Medikamente. Das Ministerium gibt auch Tipps, die bei der Hitze zumindest kurzfristig, helfen können.

dpa/quel

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