Schwarze Romantik in Gummistiefeln intoniert
Theater Hagen
Die ganze Oper in einem Abwasch - das hatte schon Richard Wagner für seinen "Fliegenden Holländer" im Sinn. Allerdings nur auf die eher störende Pause bezogen, ganz sicher nicht wörtlich. Am Theater Hagen bekommt das Sprachbild nun eine handfeste Bedeutung. Zweieinviertel ununterbrochene Stunden waten die Sänger in Gummistiefeln durch knöchelhohes Wasser (Premiere: Samstag).

Der Holländer (Joachim Goltz) und Senta (Veronika Haller) drehen am Rad des Schicksals.
Mit 24000 Litern haben die Regie führenden Schwestern Beverly und Rebecca Blankenship sowie Ausstatter Peer Palmowski die Bühne im Theater Hagen fluten lassen. Allein diese enorme Menge macht das Wasser zu einer Grundsatzentscheidung. Und die hat durchaus Charme.
Das Wasser wirkt als dezenter Soundeffekt, der jeden Schritt der Agierenden begleitet und in leisem Schwappen ausklingt. Mit Licht und Nebel bekommt es auch optisch großen Reiz und schafft die rechte Atmosphäre für die schwarze Romantik der Geschichte.
Die Regie-Schwestern halten sich weitgehend an Wagners Libretto. Eine feministische Sichtweise auf den Mythos der treuen Frau bleibt eher angedeutet. Vor allem die toten Frauen, die immer mal wieder - geschickt gemacht - auf Rollbrettern durchs Wasser gezogen werden, klagen den Holländer stumm als "Frauenmörder" an.
Buh-Rufe für die Regie
Von einer radikalen Neuausdeutung ist das meilenweit entfernt. Umso erstaunlicher, dass es am Ende ein paar deutlich artikulierte Buh-Rufe für die Regie gibt - eine absolute Seltenheit in Hagen.
Dirigent Mihhail Gerts, der mit der Produktion seinen Ausstand in Hagen gibt, erntet viel verdienten Applaus. Ebenso die charismatischen Gastsänger Joachim Goltz als Holländer und Mirko Roschkowski als Erik. Veronika Haller steht da als Senta deutlich in ihrem Schatten - zu Unrecht.