Schwache EM-Bilanz: Im Fechter-Bund wachsen die Sorgen
In der Medaillenausbeute steht unter dem Strich das schlechteste EM-Abschneiden für Deutschlands Fechter überhaupt. Ein Masterplan soll auf dem Weg nach Rio rasche Abhilfe schaffen

Das Säbel-Team um Max Hartung gewann EM-Bronze. Foto: Marius Becker
Die schlechteste Medaillenbilanz in der EM-Historie bereitet Deutschlands Fecht-Funktionären erheblichen Kummer. Nach zweimal Bronze in Straßburg mussten Sportdirektor Sven Ressel und Verbands-Vize Dieter Lammer einräumen, dass es mehr zu tun gibt, als ihnen lieb sein könnte.
«Das ist absolut nicht zufriedenstellend», kommentierte Ressel. Lammer fügte mit Bedenken hinzu, «dass uns das Zustandekommen gewisser Platzierungen Sorgen bereitet». Ein jüngst verabschiedeter präsidialer Masterplan soll rasch umgesetzt werden, damit es nicht noch weiter bergab geht.
Allein Florett-Ass Peter Joppich und das männliche Säbelteam erfüllten mit dritten Rängen die Zielvorgaben. Ressel: «Wir hatten mindestens noch eine weitere Medaille geplant.» Klar, war die Crew des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB) 2013 in Zagreb mit drei Titeln - Joppich im Einzel und mit dem Team, der Leipziger Jörg Fiedler mit dem Degen - doch noch top. Im Elsass veränderte sich vieles zum Negativen.
Degen-Größen wie Peking-Olympiasiegerin Britta Heidemann (32.) oder die einstige Europameisterin Imke Duplitzer (33.) scheiterten im Einzel früh, das einstige Erfolgsteam in dieser Waffengattung kam gerade mal auf Rang zehn. Noch schlimmer erwischte es Fiedler und Co.: Nur Schweden (17.) war als Mannschaft schlechter.
«Es ist eben ein Zwischenjahr» - Heidemann tat ihr persönliches Abschneiden zurecht mit leichter Hand ab. Die knallharte Qualifikation für Rio de Janeiro beginnt erst im Frühjahr 2015. Doch schon in vier Wochen steht die WM in Kasan/Russland an - und dort ist die Konkurrenz stärker als im Elsass. Da tut schnelle Besinnung auf alte Stärken not.
Ressel hielt trotz allem fest, «dass die Gesamtmannschaft funktioniert. Es gab keinen Totalausfall.» Und sogar Lichtblicke bei den Jungen wie zum Beispiel die Tauberbischofsheimerin Anne Sauer mit dem Florett (7.), die Dormagenerin Anna Limbach mit dem Säbel (7.) oder Richard Hübers, der als Ersatz für den verletzt fehlenden ehemaligen Säbel-Weltmeister Nicolas Limbach exzellent focht und mit 21 Jahren EM-Achter wurde.
Eines fiel indes auch Ressel negativ auf: Wurde es in den Rhenus-Hallen eng, siegten zumeist die anderen. «Wir könnten in der Gesamtbilanz ganz woanders stehen», hielt der Sportchef nach zahlreichen vergebenen Chancen fest. Das widerfuhr zum Abschluss auch der männlichen Säbel-Crew von Trainer Vilmos Szabo, die edleres Metall als Bronze nur knapp verfehlte.
Im Halbfinale gab es gegen den später erneut erfolgreichen Titelverteidiger Italien (45:44 gegen Weltmeister Russland) nach 44:43-Führung ein hauchdünnes 44:45 durch einen umstrittenen letzten Treffer. «Bronze ist eine tolle Leistung» - wenigstens am Schluss konnte sich Ressel einmal richtig freuen.