
Auf dem Podium bei der Bildungskonferenz: Moderator Dr. Sascha Borchers (Kreis Borken), Christa Engelmann (Losbergschule Stadtlohn), Sandra Berlekamp (Kreisjugendamt), Dr. Nikolaus Schneider (aktuelles forum), Ruth Weber (Personalleiterin der Firma Brüninghoff), Uwe Neumann (Schulaufsicht Bezirksregierung Münster), Moderatorin Elisabeth Büning (Kreis Borken), Carsten Haack (Handwerkskammer Münster) und Werner Leuker (Beigeordneter der Stadt Ahaus.) © Josef Barnekamp
Schülerin Finja Schmeink: „Kinder haben mehr gelitten, als viele glaubten“
Bildungskonferenz
Welche Auswirkungen hatte Corona auf die Bildungslandschaft im Kreis Borken? Das war jetzt Thema einer großen Bildungskonferenz, zu der der Kreis Borken nach Ahaus geladen hatte.
Menschen, die Maske tragen, geschlossene Restaurants, arbeiten im Homeoffice: Beim Blick auf die Coronapandemie hat jeder so seine Dinge, an die er sich erinnert. Welche Auswirkungen die Coronapandemie auf die heimische Bildungslandschaft hatte, was gut lief und was eher nicht, das war Thema bei der Bildungskonferenz, zu der der Kreis Borken in das Berufskolleg für Technik nach Ahaus geladen hatte. Rund 100 Vertreter von Schulen, von Schulträgern, von Wirtschaft und Verwaltung, aber auch Lehrer und einige Schüler zogen dabei ihr ganz persönliches und noch vorläufiges Corona-Fazit.
Im Homeschooling allein gefühlt
Eins, das nachdenklich stimmte, zog dabei Finja Schmeink. Die Schülerin vom St.-Josef-Gymnasium aus Bocholt sagte auf dem Podium, dass Kinder und Jugendliche mehr gelitten hätten, als viele glaubten. Sie habe sich im Homeschooling oft allein gefühlt, und man habe gemerkt, dass Bildung immer noch sehr davon abhänge, wie das familiäre Umfeld sei. „Die digitale Entwicklung vorantreiben und Benachteiligte unterstützen“, das sei, was sie sich für die Zukunft wünsche.
„Die Krise ist offenbar der neue Normalzustand“, betonte bei der anschließenden Podiumsdiskussion Dr. Nikolaus Schneider, Leiter des aktuellen forums Volkshochschule Ahaus. Er wies darauf hin, dass die Präsenz gerade bei Angeboten wie Integration gefehlt habe. Gleichzeitig habe man jetzt Kurse, die online Teilnehmer aus weit entfernten Städten zusammenbringe.
„Jungen Menschen mehr zutrauen“
„Wir haben vieles hingekriegt, was vorher nicht möglich schien“, sagte Ruth Weber, Personalleiterin beim Heidener Hallenbau-Unternehmen Brüninghoff. Ihr Unternehmen habe während Corona ein Projekt entwickelt, bei dem der Unternehmensnachwuchs eigenständig ein ganzes Bauprojekt in die Hand genommen habe. „Wir haben gelernt, den jungen Leuten mehr zuzutrauen“, sagte sie.
Dass Corona vor allem die getroffen hat, die es ohnehin nicht so einfach haben, das unterstrich Christa Engelmann von der Schulleitung der Stadtlohner Losbergschule. Bei etlichen Nicht-Muttersprachlern unter den Schülern hätten die Sprachkenntnisse während der Corona-Zeit mit ihren Lockdowns gelitten: „Die Deutschkenntnisse waren schlechter als zuvor.“ Ihr Wunsch für die Zukunft: „Die Digitalisierung muss auf einem aktuellen Stand bleiben, und wir brauchen Personal.“
Pandemie stellte bis dahin nicht gekannte Aufgaben
Uwe Neumann von der Schulaufsicht und Werner Leuker, fürs Thema Schule zuständiger Beigeordneter der Stadt Ahaus, wiesen darauf hin, dass die Pandemie die Verwaltungen vor bis dahin nicht gekannte Aufgaben gestellt habe. „Auch die Ministerin musste lernen, wie man Mails an Schulen schreibt“, so Neumann.
Bevor es beim „Markt der Möglichkeiten“ an vielen Ständen Beispiele zur Arbeit hiesiger Bildungsträger unter Pandemiebedingungen gab, zeigten zwei Ahauser, dass Corona und Bildung durchaus auch zusammenpassten: Josef Naber und Johannes Mensing haben in dieser Zeit Mathe-Lernvideos und Online-Nachhilfe-Angebote über Youtube und Tiktok entwickelt. Offenbar so gut, dass sie mittlerweile 350.000 User haben.