Schauspielhaus Bochum will zu viel zeigen Emily Brontës Roman „Sturmhöhe“

Bochum will zu viel zeigen: Emily Brontës Roman „Sturmhöhe“
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Emily Brontë hat 1847 mit „Sturmhöhe“ einen Klassiker der Weltliteratur geschrieben, einen Roman angesiedelt im rauen Hochmoor, voller extremer Gefühle. Es geht um nicht weniger als um alle Facetten des Menschsein.

Am Schauspielhaus Bochum bringt die Regisseurin Claudia Bossard das Werk auf die Bühne und man kann sich im Laufe des Abends vorstellen, wie sie tief eingetaucht ist in den Text, was sie alles an Themen entdeckt und Ideen entwickelt hat. Dies alles zeigen zu wollen – daran kann man nur scheitern.

Liebe, Obsession, Gewalt, Rache, auch Kindesmisshandlung, Rassismus – am Ende des Abends stehen die Schauspieler am Bühnenrand und skandieren das alles noch mal, als ob man es nicht schon begriffen hätte.

Kate Bush zum Start

Es beginnt mit starken Bildern. Zu Kate Bushs Song „Wuthering Heights“, als Video zu sehen, zeigen die acht Schauspieler und Schauspielerinnen eine Choreografie, die schon andeutet, dass das Spiel sehr körperbetont sein wird. Starke Bilder gibt es im Laufe der knapp vier Stunden (inklusive Pause) immer wieder, eine Prügelszene in Zeitlupe gespielt sei als Beispiel genannt.

Mit einer Tanzszene zu den Klängen von Kate Bushs „Wuthering Heights“ beginnt der lange Theaterabend.
Mit einer Tanzszene zu den Klängen von Kate Bushs „Wuthering Heights“ beginnt der lange Theaterabend im Schauspielhaus Bochum. © Armin Smailovic

Doch eine Übersicht über die Geschichte zu finden, ist schwer. Man muss den Roman schon kennen, um sich zurechtzufinden in den Beziehungsgeflechten. Und selbst dann wird man mit Bruchstücken konfrontiert, aus denen man sich sein Bild machen kann. Das wird gerade über die lange Strecke anstrengend.

Etliche Zuschauer gehen

Es wundert deshalb nicht, dass nach der Pause etliche Sitze leer bleiben. Unter denen, die bleiben, spenden viele am Ende großen Applaus. Der gilt nicht nur der Regisseurin, die erstmals am Schauspielhaus Bochum arbeitet, sondern zuerst den Schauspielern. Sie alle spielen stark, verausgaben sich auf der Bühne, auch in Slapstickeinlagen. Sie sollen wohl genauso wie einige platte Witze für die heiteren Momente des Dramas sorgen.

Nina Steils und Victor Ijdens sind Catherine und Heathcliff, die in Liebe und Hass obsessiv verbunden sind.
Nina Steils und Victor Ijdens sind Catherine und Heathcliff, die in Liebe und Hass obsessiv verbunden sind. © Armin Smailovic

Die wird man im Roman von Emily Brontë vergeblich suchen. Dafür aber ein ungewöhnliches Meisterwerk aus dem 19. Jahrhundert, das auch heute noch seine Wirkung entfaltet. Dafür braucht es keine Theaterinszenierung, nur einen bequemen Lesesessel.

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Termine:

12. / 21.3., 6. / 16.4.; Karten: Tel. (0234) 33 33 55 55 und www.schauspielhausbochum.de

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