Schauspiel Dortmund spielt „Die Simulanten“
Großartiges Wortgeplänkel
Eigentlich sind sie ja real global und virtuell im Internet als anonyme und namenlose Jetsetter unterwegs. Space und Cyberspace. Aber ein Crash, ein Blackout, reißt sie aus ihrem gewohnten Leben heraus und lässt sie in einem geschlossenen Raum aufeinanderprallen.

Szene aus „Die Simulanten“ mit (v.l.) Bettina Lieder, Julia Schubert, Ekkehard Freye, Sebastian Kuschmann und Björn Gabriel
Das ist die Grundsituation von Philippe Heules Stück "Die Simulanten", als Koproduktion mit dem Schauspiel Dortmund bei den Ruhrfestspielen in Halle König Ludwig 1/2 in Recklinghausen uraufgeführt und jetzt endlich in Dortmund zu sehen. Was folgt, ist ein 100-minütiges pausenloses Wortgeplänkel, bei dem fünf großartige Schauspieler aus dem Dortmunder Ensemble als Simulanten eben nur so tun als würden sie sich aufeinander einlassen.
Selbsthilfegruppe für Fernbeziehungsopfer
Da regt die resolute Frau in Rot (Julia Schubert) eine Selbsthilfegruppe für Fernbeziehungsopfer an und übernimmt auch gleich die Rolle der Gruppentherapeutin, während ihre labile Kollegin (Bettina Lieder) die Bewältigung der globalen privaten Probleme durch das Improvisieren eines UN-Weltklimagipfels anregt: "Das ist längst kein Klima mehr zwischen uns, das ist die reinste Katastrophe!"
Die im Textbuch mit 1, 4 und 5 bezeichneten Männer (Björn Gabriel, Ekkehard Freye und Sebastian Kuschmann) dürfen die Rollenspiele mitmachen und ihre Lebensweisheiten im Small Talk einbringen.
Anspielungen und Wortspielerein
Heules im Stücklabor des Theaters Basel entstandener Text strotzt dabei nur so vor Anspielungen und Wortspielen, ist schlagfertig und witzig. Aber alles bleibt immer schön unverbindlich. Immer wenn die Dialoge drohen, einmal zu persönlich zu werden oder dem Gegenüber gar weh zu tun, brechen die "No Names" vorher ab. Tiefere Einsichten oder gar Veränderungen sind unerwünscht.
Regisseurin Claudia Bauer gliedert "Die Simulanten" durch mehrfache Geräuscheinblendungen und gezielt eingesetzte Textwiederholungen und Bewegungsroutinen. Szenische Zutaten wie eine Sprinkleranlage als Dusche oder Ketchup als Blut halten das Spiel lebendig. Und bei der Klimakonferenz ist neben kürbisartigen Schwellköpfen auch ein Leonardo DiCaprio dabei.