Säure-Anschlag auf Innogy-Manager: Prozess startet in Wuppertal
Anschlag in Hahn
Der Säure-Anschlag auf den Ex-Innogy-Manager Bernhard Günther in Hahn wird Ende Juni vor dem Landgericht Wuppertal verhandelt. Angeklagt ist ein Belgier. Die Hintergründe sind mysteriös.

Bernhard Günther, damaliger Finanzvorstand von Innogy, bei der Hauptversammlung von Thyssenkrupp im Jahr 2020. Auch Jahre nach dem Anschlag ist er noch schwer gezeichnet. © picture alliance/dpa
Vier Jahre nach dem Säure-Anschlag auf den Energie-Manager Bernhard Günther in Haan bei Düsseldorf beginnt Ende Juni nun in Wuppertal der Prozess gegen einen 41-jährigen Belgier. Ihm wird gemeinschaftliche schwere Körperverletzung vorgeworfen. Das teilte das Wuppertaler Landgericht am Mittwoch mit.
Der Mann soll zusammen mit einer weiteren Person den damals 51-jährigen Manager am 4. März 2018 nach dem Joggen in der Nähe seines Wohnhauses überfallen und mit hochkonzentrierter Säure schwer verletzt haben. Dem Angeklagten drohe bei einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe zwischen drei und 15 Jahren, hieß es in der Anklage-Mitteilung der Staatsanwaltschaft.
Das Landgericht hat für den Prozess acht Verhandlungstage bis 31. August angesetzt. Vorsitzender Richter ist Holger Jung.
Der Manager Bernhard Günther war zur Tatzeit Finanzchef der später von Eon übernommenen RWE-Tochter Innogy. Inzwischen hat er das Unternehmen verlassen. Günther hatte bei dem Angriff schwere Verletzungen erlitten, eine Mordkommission hatte die Ermittlungen übernommen. Innogy hatte eine Belohnung von 100.000 Euro ausgesetzt.
Trotz schwerer Verletzungen kehrte Günther in die Öffentlichkeit zurück
Günther, der erst mehrere Monate nach dem Anschlag, der im März 2018 auf ihn verübt wurde, deutlich gezeichnet in die Öffentlichkeit zurückgekehrt war, vermutete den Drahtzieher schnell in seinem beruflichen Umfeld: Er habe einen konkreten Verdacht, werde aber keinen Namen nennen.
Nach der Festnahme des Belgiers im Dezember 2021 hatte sich der frühere Innogy-Manager zu dem Ermittlungserfolg geäußert: „Ich freue mich sehr über diesen wichtigen Fortschritt des Ermittlungsverfahrens. Durch die Festnahme erhoffe ich mir, unserem Ziel ein großes Stück näher gekommen zu sein, die Mittelsmänner und den Auftraggeber dieses Angriffs auf mich zu identifizieren“, teilte Günther über seine Anwälte mit.
Der Beschuldigte war am 14. Dezember 2021 in der belgischen Provinz Limburg nach Erlass eines europäischen Haftbefehls widerstandslos festgenommen und später nach Deutschland ausgeliefert worden. Ermittlungen hatten ergeben, dass sein DNA-Profil mit am Tatort aufgefundenen DNA-Spuren übereinstimmte.
Erster verhafteter Verdächtiger musste wieder freigelassen werden
Im Oktober 2019 war es im Zusammenhang mit der Tat zu einer ersten Verhaftung eines Mannes in Köln gekommen. Der inzwischen 34-Jährige musste wieder freigelassen werden. Danach hätten sich Hinweise auf den zweiten Verdächtigen aus Belgien verdichtet. Insgesamt wurde gegen vier Verdächtige ermittelt.
dpa/kar