Ruppe Koselleck brachte Mayers Erde zurück
Erster deutscher Gefallener
Albert Mayers Graberde ist zurückgekehrt: Der münstersche Künstler Ruppe Koselleck hat die Reliquie des ersten deutschen Gefallenen im Ersten Weltkrieg zurück nach Frankreich gebracht und am Samstagmorgen auf Mayers Grab in Illfurth im Elsass verstreut. Das berichtete der Künstler am Sonntag im Gespräch mit unserer Zeitung.

Ruppe Koselleck verstreut die Graberde aus dem Museum in Enger auf Albert Mayers Grab.
Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die bizarre Gedenk-Installation erst einmal im Museum stehen, immerhin wurde der Name Adolf Hitlers getilgt. Ab 1970 empfand man die Schale mit der Graberde immer mehr als würdeloses Relikt. Sie landete zunächst in einer Friedhofskapelle, dann im Depot und schließlich in einem „Giftschrank“ in der Ausstellung, in dem sich das Museum mit der NS-Zeit auseinander setzte. Ruppe Koselleck hat diese Geschichte akribisch recherchiert und in seinem Blog „Mayers Erde“ im Internet aufgeschrieben. Am Samstag, genau 100 Jahre nach Mayers Tod, hat der Künstler nun – mit Einverständnis des Widukind-Museums – die Graberde wieder zum Grab gebracht. In einer „stillen Geste“, wie er gestern sagte: „Früh am Morgen, nur eine Fotografin und ich. Nach und nach habe ich die Erde auf dem Rasen verteilt. Dabei fing es an zu regnen.“
Es wirkt ein bisschen wie Ironie der Geschichte, dass Albert Mayers Graberde wenige Stunden nach Kosellecks stillem Gedenken wiederum in eine Reliquie floss – diesmal aber im Dienste von Freundschaft und Völkerverständigung. Im französischen Joncherey, wo der tödliche Schusswechsel stattfand, wurde Erde von den Gräbern Mayers und Jules-André Peugeots am Samstag in einer Urne vermischt. Koselleck fuhr hin: „Es war eine sehr militärische Zeremonie. Aber es waren auch Nachfahren der gefallenen Soldaten gekommen, ich habe mit ihnen gesprochen.“ Der münstersche Künstler beteuert, dass die Erde in Joncherey nicht mit der aus Enger identisch ist: „Man hatte zuvor neue Erde vom Grab entnommen.“