Star-Schauspieler Lars Eidinger gastiert als „Peer Gynt“ bei den Ruhrfestspielen 2021.

© Benjakon2020/Schaubühne Berlin

Ruhrfestspiele sollen stattfinden - mit einem passenden Motto

rnKultur-Höhepunkt

Das Festival soll trotz Corona vom 1. Mai bis 20. Juni wie geplant veranstaltet werden. Intendant Olaf Kröck ist auf drei Versionen vorbereitet: live, digital oder hybrid.

Recklinghausen

, 25.03.2021, 17:20 Uhr / Lesedauer: 3 min

Olaf Kröck als Intendant der Ruhrfestspiele hat wie immer das passende Motto gefunden. „Utopie und Unruhe“ steht in diesem Jahr auf dem Programmbuch der 75. Ruhrfestspiele. Unruhe ist durch Corona garantiert, und Utopien können wir alle gut gebrauchen.

Erst einmal muss allerdings das Kulturvolksfest am 1. Mai ausfallen. Ansonsten zeigte sich Kröck bei der Online-Pressekonferenz am Donnerstag optimistisch. „Der Lappen muss hoch“, sagte Kröck und meinte damit den Bühnenvorhang. „Wir sind optimal gerüstet für drei verschiedene Szenarien.“

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So sind schon jetzt 1.) Live-Veranstaltungen, 2.) hybride Formen aus Live-Aufführung und Streaming sowie 3.) rein digitale Abende geplant. Im Zweifelsfall könne man die digitalen Angebote hochfahren. Kröck: „Wir wollten nicht vorauseilend verschwinden“.

Diesmal nur 28.000 Karten

Noch nie wurde der Vorverkauf so spät gestartet, er beginnt erst am 19. April (siehe Kasten). Neu sind auch einige der elf Spielorte. So bietet das Stadion Hohenhorst auch bei riesigen Abständen zwischen den Besuchern viel Platz. In allen anderen Gebäuden – auch einem großen neuen Zelt – rechnen Kröck und sein Team mit 30 bis 40 Prozent der üblichen Zuschauer.

Das Stadion Hohenhorst ist erstmals ein Spielort.

Das Stadion Hohenhorst ist erstmals ein Spielort. © Joerg Gutzeit

Deshalb gibt es nur 28.000 statt der üblichen 70.000 Karten. Geplant sind 1,50 Meter Abstand oder das „Schachbrettmuster“ – je nach der zu dem Zeitpunkt geltenden Coronaschutzverordnung. Auch das Streaming wird kostenpflichtig sein.

Vor Ort wird die Maskenpflicht sowohl draußen wie drinnen gelten. Für Testungen existiere schon ein Konzept, das mit Ärzten und dem Roten Kreuz abgestimmt sei. Voller Hoffnung gab Olaf Kröck (Foto) deshalb am Donnerstag die Höhepunkte des Festivals bekannt.

Schauspiel

Die Eröffnung am 2. Mai mit dem Stück „Die Seidentrommel“ wird live und im Internet zu sehen sein. Es bringt eine Legende des japanischen Nō-Spiels auf die Bühne: Yoshi Oida ist 87 Jahre alt und thematisiert gemeinsam mit Tänzerin Kaori Ito Begehren und Schuld (bis 5.5., Großes Haus).

Schon 2020 sollte „Don Quijote“ kommen – mit Ulrich Matthes und Wolfram Koch. In der Regie von Jan Bosse ist es nun vom 7.-9. Mai soweit (Großes Haus).

Olaf Kröck ist Intendant der Ruhrfestspiele.

Olaf Kröck ist Intendant der Ruhrfestspiele. © Oliver-Mark

Eine Frau flieht vor einer Nachricht“ nach einem Stück des israelischen Friedensaktivisten David Grossmann dürfte die Zuschauer tief bewegen. Eine Mutter versucht ihren im Libanon-Krieg gefallenen Sohn in der Erinnerung am Leben zu erhalten. Die Inszenierung des Deutschen Schauspielhauses Hamburg ist eine Verbeugung vor der Gründungsgeschichte der Festspiele, in der Hamburg eine entscheidende Rolle spielte (14.-16.5., Halle König Ludwig 1/2).

Arbeiterinnen“ ist eine Film-Doku über sechs Frauen im Ruhrgebiet und in Polen (27.-29.5., Theater Marl oder digital).

In „Orlando“ nach dem Roman von Virginia Woolf nimmt Star-Schauspielerin Corinna Harfouch eine Fülle von Identitäten an (28.-30.5., Großes Haus).

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Die „Konferenz der Abwesenden“ inszeniert Rimini Protokoll. Die Arbeiten dieser Gruppe sind immer ein Erlebnis (2.-4.6., Theater Marl).

In „Peer Gynt“ nach Ibsen ist gleich noch ein Star zu sehen – nämlich Lars Eidinger. Ein Extrem-Experiment der Schaubühne Berlin (4.-7.6., Großes Haus).

Die „Dreigroschenoper“ kann man blind empfehlen , denn Star-Regisseur Barrie Kosky kann´s einfach (16.-20.6., Großes Haus).

Tanz

Aus den drei interessanten Produktionen in diesem Bereich ragen „Die Goldberg Variationen“ heraus. Die weltberühmte Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker tanzt selbst (13.-16.5. Großes Haus). Sehr selten!

Literatur

Bei den Lesungen bleibt man sofort am Namen Paula Beer hängen. Diese Schauspielerin ist derzeit der absolute Shooting-Star in Film und Fernsehen (16.5., Großes Haus). Aber auch Caroline Peters, Barbara Nüsse und Devid Striesow kommen. Zudem verspricht die Reihe „Denis Scheck im Gespräch mit ...“ beste Unterhaltung(en).

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Neuer Zirkus

Allein acht der 90 Produktionen stellen uns zeitgemäßen Zirkus vor. Der „Circa Contemporary Circus“ gastiert mit seiner Deutschlandpremiere „Sacre“ nur digital, weil die Truppe aus Australien anreisen müsste.

Kunst und Musik

Zwei Ausstellungen wird es geben: Die Kunsthalle Recklinghausen stellt Mariechen Danz vor. Theaterkritiker Andreas Rossmann kuratiert eine Fotoschau im Festspielhaus über die Zuschauer der Ruhrfestspiele. In der Installation „Happiness“ konfrontiert Dries Verhoeven einen Zuschauer mit einem Roboter. Im Stadion Hohenhorst treten Chilly Gonzales (6.6.) und Helge Schneider (16.6.) auf. Die „Tiger Lillies“ spielen am 18. Juni allerdings nur digital.

Infos

  • Der Vorverkauf beginnt am Montag, 19. April.
  • Die Kartenstelle an der Martinistraße 11 in Recklinghausen ist unter der Hotline (02361) 9218-0 zu erreichen. Die Telefone sind freigeschaltet vom 19-4.-24.4. Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 10-18 Uhr und vom 26.4.-19.6. Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr.
  • Wer persönlich Karten kaufen will, für den gelten fast dieselben Öffnungszeiten. Ausnahme: Am Samstag, 24. April, ist an der Martinistraße nur von 10-14 Uhr geöffnet. Außerdem gibt es vom 19.4.-23.4. eine zusätzliche Kartenstelle im Festspielhaus, Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr.
  • Zum ersten Mal gibt es vorher eine Info-Hotline vom 26.3. bis 16.4. unter derselben Nummer, zu erreichen wochentags (ohne Sa/So) 10-18 Uhr, nur mit Information und Beratung.
  • Online gibt es ab 19.4. genaue Saalpläne und Tickets unter www.ruhrfestspiele.de
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