Rot-Weiss Essen hält Pressekonferenz im Trump-Stil

Alternativer Deutscher Meister

Rot-Weiss Essen spielt gar nicht in der Regionalliga, sondern ist eigentlich Deutscher Meister. Außerdem breche der Fußballverein jeden Zuschauerrekord, man müsse nur auf die alternativen Fakten blicken. Zum 110. Geburtstag überraschte der Verein mit einer ungewöhnlichen Pressekoferenz im Trump-Stil.

ESSEN

, 02.02.2017, 12:11 Uhr / Lesedauer: 2 min
Bei einer Pressekonferenz parodierte Rot-Weiss Essen Trump-Sprecher Sean Spicer.

Bei einer Pressekonferenz parodierte Rot-Weiss Essen Trump-Sprecher Sean Spicer.

"Schluss mit Zögern", sagt der vermeintliche Vereins-Sprecher bei der Pressekonferenz anlässlich des 110. Geburtstags des Fußball-Regionalligisten Rot-Weiss Essen.  "Ab jetzt herrscht hier ein anderer Wind", kündigt er an. Die anwesenden Journalisten sind irritiert.

Weiter geht es mit der Behauptung, der RWE spiele gar nicht in der Regionalliga, sondern sei eigentlich Deutscher Meister: "So wird der Wunsch faktisch zur Wirklichkeit", erklärt der Sprecher. Er hat sich als Gottfried Würzer vorgestellt, heißt in Wahrheit aber Sven Seeburg und ist Mitglied im Ensemble des Essener Schauspiels.

Parodie von Trump-Sprecher Sean Spicer

Ein Video der ungewöhnlichen Pressekonferenz hat der Verein bei Youtube hochgeladen. Dass es sich bei der Pressekonferenz im Trump-Stil um eine Mischung aus Scherz und Mahnung handelt, klären die Verantwortlichen erst nach sechs Minuten auf.

Bis dahin wettert Seeburg alias Würzer gegen die Presse, genau wie Trump-Sprecher Sean Spicer. "Diese ständigen Lügen über die Zuschauerzahlen! Wir haben mehr Zuschauer als alle Vereine der zweiten und drittel Liga zusammen", sagt Seeburg. Dass durchschnittlich nur etwa 7000 Zuschauer zu Heimspielen kämen, sei "nur eine mögliche Wahrheit". "Wir können mit alternativen Fakten belegen, dass die Tribünen immer voll besetzt waren", sagt der Schauspieler und zeigt Fotos, die seine Behauptungen angeblich belegen.

Als Anspielung auf die Pläne einer Mauer zwischen den USA und Mexiko, erklärt der vermeintliche Vereins-Sprecher, dass er eine Mauer zwischen Essen und Gelsenkirchen bauen wolle. Und natürlich würde der FC Schalke 04 dafür bezahlen. Außerdem gelte ab sofort ein Stadionverbot für Bluejeans-Träger: "Eine Umfrage von abhängigen Experten hat ergeben, dass eine unbestimmte, aber hohe Zahl von Straftaten rund um das Stadion und im Stadion von Menschen begangen wird, die Bluejeans tragen."

Statement für Pressefreiheit

In dem Youtube-Video sind auch die Reaktionen der anwesenden Journalisten zu sehen. Sie wechseln zwischen Verwirrung, Amüsement und Verunsicherung. Nach etwa sechs Minuten erlöst Seeburg die Zuhörer dann. Er verlässt seinen Platz und holt die eigentlichen Gastgeber der Konferenz hinzu.

Michael Welling, geschäftsführender Vorsitzender des Vereins, klärt die Journalisten auf: "Anlässlich unseres Geburtstages und reagierend auf Dinge, die wir alle in den letzten Wochen erleben mussten, haben wir das Ganze heute etwas anders gemacht. Einerseits um Sie zu unterhalten, andererseits, um ein Statement für die Pressefreiheit abzugeben."

Im Anschluss erklärt Welling, warum er die Presse in einer Demokratie für wichtig hält. Auch wenn der Verein und die Presse nicht immer einer Meinung seien, so sei die unabhängige Berichterstattung doch notwendig. "Wir sind dankbar, dass es Euch gibt und Ihr uns kritisch begleitet", sagt Welling, bevor es mit der eigentlichen, sachlichen Pressekonferenz rund um den RWE und Fußball losgeht.

Positives Feedback

Der tatsächliche RWE-Pressesprecher, Tilmann Radix, erklärte auf Nachfrage unserer Redaktion, wie es zu der Parodie kam: "Wir wollten zum Jubiläum des Vereins etwas Besonderes machen. Und aus aktuellem Anlass wollten wir auch auf Präsident Trump eingehen. Dann sind wir mit der Idee auf das Schauspiel Essen zugegangen. Und die waren sofort dabei."

Die anwesenden Journalisten hätten positiv auf die Aktion reagiert, berichtet Radix. "Erst waren sie verwundert, wenn nicht sogar schockiert, doch dann wurde allen schnell klar, was los ist. Und das Feedback war durchweg positiv. Pressefreiheit ist ja schließlich auch ein Anliegen der Journalisten."

Auch die meisten Fans hätten positiv reagiert. In den sozialen Medien gab es laut Radix viel Lob für die Aktion. "Herr Würzer wird trotzdem nicht als Pressesprecher eingestellt", sagt Radix.