Ringer Stäbler im EM-Stress
Der Pilotenstreik bei der Lufthansa hat auch die EM-Vorbereitung von Frank Stäbler gestört. Deutschlands einziger Weltklasseringer konnte rechtzeitig noch umbuchen. Am Samstag peilt er in Finnland eine Medaille im griechisch-römischen Stil an.

Frank Stäbler ist Deutschlands einziger Weltklasseringer. Foto: Tibor Illyes
Ob auf oder neben der Matte: Deutschlands einziger Weltklasseringer kennt nur den Vorwärtsgang. Frank Stäbler ist genervt von Gegnern, die nur passiv agieren. Daher begrüßt er die Regeländerungen in seiner Stilart griechisch-römisch.
«Es war dringend notwendig, dass sich etwas ändert in unserer Sportart. Der Warnschuss für Olympia war wichtig», sagte der Europameister von 2012, der im Vorjahr seinen Titel wegen einer Knieoperation nicht verteidigen konnte. Im finnischen Vantaa peilt der 24-Jährige wieder eine Medaille an.
Auf der Anreise war Stäbler im Stress: Wegen des Lufthansa-Streiks musste er kurzfristig auf eine andere Fluggesellschaft umbuchen und zudem noch gut fünf Kilogramm Gewicht machen. Also abnehmen. «Damit hatte ich diesmal etwas eher angefangen, damit ich besser regenerieren kann», meinte der Musberger, der zehn Tage gehungert und nur wenig getrunken hat. Nach dem Wiegen am Vorabend des Wettkampfes wird dann wieder richtig zugelangt und auch Flüssigkeit aufgetankt. Spätestens zum Kampfantritt am Samstag bringt er dann wie seine Kontrahenten wieder gut 70 Kilogramm auf die Waage.
Neu bei den kontinentalen Titelkämpfen in Finnland sind die Regeln mit Passivitätsverwarnungen. «Diese kommen mir deutlich entgegen. Dieses langweilige Taktieren hat mich schon immer genervt», meinte Stäbler, der jederzeit angriffslustig ist. Seinen ersten großen Titel 2012 hatte er mit einem riskanten Sprung auf den verdutzten Gegner geholt. Solche Überraschungsmomente liebt Stäbler, der im Training am liebsten den Hit «Gonna fly now» aus den «Rocky»-Filmen hört.
«Ringen ist Kopfsache», betonte Stäbler, der sich nach und nach im Kreis der Weltelite etabliert hat. Bei der WM 2011 wurde er wie 2012 bei den Olympischen Spielen in London Fünfter. Nach dem EM-Titel 2012 holte er sich im Vorjahr bei der WM in Budapest Bronze.
Nach dem Gewinn der WM-Medaille fiel ein enormer Druck von ihm ab. Daher war die Umarmung an der Donau mit Freundin Sandra besonders innig. Vor vier Jahren wäre das Paar bei einem schweren Verkehrsunfall in der Nähe von Dortmund fast ums Leben gekommen. Der Fahrer war eingeschlafen, das Auto flog über die Leitplanke und überschlug sich auf einer Wiese mehrfach. In Budapest saß seine Sandra im Publikum und konnte mit ihrem Schatz über die Medaille jubeln. Auch in Vantaa ist seine Freundin dabei - und weitere 20 Fans aus Musberg.