Riga eröffnet Kulturhauptstadtjahr mit Bücheraktion

Riga ist bereit. Seit Tagen verweisen Werbeplakate und Fernsehspots mit dem Slogan «Du und Jetzt» auf den Beginn des Kulturhauptstadtjahres in der lettischen Hauptstadt.

Riga (dpa)

von Von Alexander Welscher, dpa

, 14.01.2014, 13:11 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die neue Nationalbibliothek in Riga. Foto: Janis Dripe

Die neue Nationalbibliothek in Riga. Foto: Janis Dripe

Eröffnet wird es am Freitag mit einer Aufführung von Richard Wagners Oper «Rienzi», mit deren Komposition er in Riga begann. In den Markthallen sollen Konzerte, Tanz- und Theateraufführungen einen «Vorgeschmack» auf das Jahresprogramm geben, das unter dem Motto «Force Majeure» mehr als 200 Veranstaltungen umfasst. Die Feuerskulpturen-WM und ein Lichterfestival sollen die Ostseemetropole zum Leuchten bringen.

Im Mittelpunkt der Auftaktfeier vom 17. bis 19. Januar steht eine symbolische Massenaktion. «Wir werden eine Menschenkette durch die Innenstadt bilden», kündigt Diana Civle vom Organisationsbüro an. Ähnlich wie beim Baltischen Weg 1989 sollen die gut 700 000 Einwohner von Riga auf die Straße gehen und sich nebeneinander aufreihen. Doch diesmal nicht aus Protest gegen die Sowjetunion, sondern um Bücher weiterzureichen - von der alten in die neue Nationalbibliothek über eine Strecke von gut zwei Kilometern Länge.

«Wir wollen damit die kulturellen Grundwerte unserer Nation betonen, die sich über viele Generationen bewahrten und über Bücher weitergegeben wurden», sagt Civle. Zunächst sollen die gespendeten Lieblingsbücher von Tausenden Letten ihren Weg in den modern-markanten Neubau finden, um dort in das «Buchregal des Volkes» im Foyer des 68 Meter hohen, dreiecksförmig aufragenden Gebäudes gestellt zu werden.

Nach dem symbolischen Umzug soll die Bibliothek, deren Bau im Juni 2008 begann, im Sommer ihre Türen für Besucher öffnen. Auf einer Fläche von über 40 000 Quadratmetern ist Platz für 1 000 Leser und bis zu acht Millionen Bücher und Druckwerke. Auch ein Museum und mehrere Ausstellungs- und Konferenzräume sind Teil der Bibliothek.

Dennoch gilt das Gebäude als eines der umstrittensten Bauvorhaben der lettischen Gegenwart. Rigas Bürgermeister Nils Usakovs sagte einst, sie erinnere ihn an einen riesigen Supermarkt. Andere wiederum sehen in dem Bau eine Skipiste, den Rücken eines mythologischen Riesenfischs oder eine geheime Radaranlage.

Die Hauptkritik aber richtet sich gegen die Kosten: In Zeiten der Finanzkrise und des medialen Wandels wurden rund 163 Millionen Euro für den Bibliotheksneubau ausgeben - eine stolze Summe für ein Land mit gerade einmal gut zwei Millionen Einwohnern. Hinzu kommen noch Unterhaltungskosten von jährlich drei Millionen Euro.

Bibliotheksdirektor Andris Vilks verteidigt den von der Weltkulturorganisation Unesco befürworteten Prestigebau. «Die Nationalbibliothek ist ein nationales Symbol», sagt er. Zudem werde seit Jahrzehnten ein neuer zentraler Aufbewahrungsort für die bisher in mehreren teils baufälligen Gebäuden gelagerten Bücher benötigt.

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