Riesenpanne bei den Oscars: Falscher Sieger gekürt

"Moonlight" ist bester Film

Riesenpanne bei den Oscars: Die Schauspieler Warren Beatty und Faye Dunaway haben den falschen Gewinner vorgelesen und damit für enorme Verwirrung gesorgt. Zuerst verkündeten sie, das Musical „La La Land“ habe in der Hauptkategorie als bester Film gesiegt - das war aber falsch. Wenig später stand dann fest: Das Drama „Moonlight“ des schwarzen Regisseurs Barry Jenkins hat den wichtigsten Oscar des Abends gewonnen.

HOLLYWOOD

von dpa

, 27.02.2017, 06:39 Uhr / Lesedauer: 4 min

Die Oscars sind mit einer Riesenpanne zu Ende gegangen. Beim letzten Preis der Gala, der Königkategorie bester Film, wurde zunächst das Musical „La La Land“ fälschlicherweise als Gewinner verkündet. Schauspieler Warren Beatty und Schauspielerin Faye Dunaway gaben das Filmmusical von Damien Chazelle als Sieger bekannt. Doch dann wurde diese Aussage korrigiert: Das Drama „Moonlight“ hat den Preis als bester Film gewonnen.

Verwirrung auf der Bühne und ihm Saal: Die Produzenten von „La La Land“ halten bereits ihre Dankesreden, die anderen Oscar-Gewinner der Musical-Crew stehen mit ihren Trophäen in den Händen hinter ihnen, da wird es plötzlich unruhig auf der Bühne.

Show-Verantwortliche huschen zwischen den Preisträgern hin und her, kontrollieren die roten Gewinner-Umschläge - dann greift sich „La La Land“-Produzent Jordan Horowitz das Mikrofon: „Es hat einen Fehler gegeben: „Moonlight“, ihr Leute habt den besten Film gewonnen. Das ist kein Witz, „Moonlight“ hat den Preis als bester Film gewonnen.“ Er zeigt die richtige Gewinnerkarte nach oben ins Publikum, in die Kameras - darauf steht „Moonlight“. Zuerst ungläubiges Staunen im Saal, dann verhaltenes Klatschen und schließlich lauter Jubel.

Inzwischen steht fest, wie die Panne passieren konnte:

Auf Bildern der Show ist zu sehen, was auf dem Umschlag in Beattys Händen steht: „Actress in a leading role“ – also Hauptdarstellerin. Auch Beatty sagt, auf der Karte habe gestanden: „Emma Stone, La La Land“.

Es war also der falsche Gewinner-Umschlag. Emma Stone hat den Oscar vor dem Auftritt von Beatty und Dunaway bekommen und hinter der Bühne erzählt „Ich habe meine Gewinnerkarte die ganze Zeit in den Händen gehalten.“  

Es gibt aus Sicherheitsgründen zu jeder der 24 Kategorien zwei identische Umschläge. Das Wirtschhaftsprüfungsunternehmen Pricewaterhouse Coopers hat beide Emma-Umschläge ausgehändigt – an Leonardo DiCaprio, der den Preis für Emma Stone verkündete, und an Warren Beatty, der den Umschlag für den besten Film erhalten sollte.  Pricewaterhouse Coopers hat sich entschuldigt: „Wir bedauern zutiefst, dass das vorgefallen ist.“

 

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— The Academy (@TheAcademy)

Wie konnte es zu der Panne kommen? Warren Beatty versuchte noch auf der Bühne zu erklären: Auf seiner Karte habe „Emma Stone, La La Land“ gestanden; er habe sich gewundert und deswegen auch gestutzt, bevor er Faye Dunaway die Karte hinhielt, die dann den falschen Filmnamen vorlas. Tatsächlich hatte Beatty den roten Umschlag mit der Aufschrift „Actress in a leading role“ (Hauptdarstellerin) in den Händen. Doch Emma Stone war kurz zuvor bereits als beste Hauptdarstellerin geehrt worden - und hinter der Bühne erklärte die 28-Jährige: „Ich habe meine Gewinnerkarte die ganze Zeit in den Händen gehalten.“

"Ich verspreche, ich komme nie wieder"

Wie kann das sein? Es gibt jeden Gewinner-Umschlag zweimal! Zwei Angestellte der Wirtschaftsprüfungsfirma PricewaterhouseCoopers haben je eine spezielle Aktentasche mit jeweils einem Set aller 24 Gewinner-Umschläge. Die beiden stehen während der Show rechts und links der Bühne und geben den „Presentern“ - je nachdem aus welcher Ecke diese auf die Bühne kommen - den aktuellen Umschlag, wie die „Los Angeles Times“ erklärt. Dabei könnte es zu der Panne gekommen sein, dass der Umschlag mit der Karte „Hauptgewinnerin“ zweimal ausgeteilt wurde. Zwei Stunden nach Ende der Oscar-Gala gab es noch keine Erklärung der Oscar-Akademie oder der Wirtschaftsprüfer.

Am Ende der Show nahm dann der sehr gute und von vielen im Internet gefeierte Moderator Jimmy Kimmel ironisch die Schuld auf sich: „Ich weiß, was passiert ist. Ich gebe mir selbst die Schuld (...). Ich wusste, ich würde diese Show vermasseln. Ich verspreche, ich komme nie wieder.“

Sechs Oscars für "La La Land"

Der Gewinner „Moonlight“ erzählt auf sehr berührende Weise vom Heranwachsen eines jungen Schwarzen. Für das Drama gab es insgesamt drei Oscars, darunter auch für Mahershala Ali als bester Nebendarsteller.

Noch mehr Auszeichnungen gingen an „La La Land“. Das nostalgische Werk von Regisseur Damien Chazelle gewann sechs Oscars, darunter in den Kategorien für Regie, Filmmusik und Kamera. Seine Hauptdarstellerin Emma Stone wurde ebenfalls ausgezeichnet. Mit 14 Nominierungen war „La La Land“ als großer Favorit ins Rennen gegangen.

Deutschland geht leer aus

Chazelle ist mit 32 Jahren der jüngste Regisseur, der je mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Die deutschen Hoffnungen hingegen wurden enttäuscht: Maren Ade ging mit ihrer Tragikomödie „Toni Erdmann“ leer aus. Der Auslands-Oscar ging stattdessen an den iranischen Beitrag „The Salesman“ von Asghar Farhadi. Auch für den deutschen Dokumentarfilmer Marcel Mettelsiefen und den Komponisten Hauschka gab es keine Oscars.

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Das sind die Gewinner der Oscars 2017

"La La Land" ging als großer Favorit ins Rennen und wurde räumte wesentlich weniger ab, als erwartet. Auch einige andere Überraschungen gab es.
27.02.2017
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Die besten Darsteller 2017: Nebendarsteller: Mahershala Ali für «Moonlight», Hauptdarstellerin: Emma Stone für «La La Land», Nebendarstellerin: Viola Davis für «Fences», Hauptdarsteller: Casey Affleck für «Manchester by the Sea».© Foto: dpa
Der beste Film ist "Moonlight" Barry Jenkins (vorne) und der Cast nehmen den Preis entgegen, nachdem es zunächst geheißen hatte, La La Land wäre der Sieger.© Foto: dpa
Im goldenen Kleid holt sich Emma Stone den Goldjungen. Sie wurde als beste Hauptdarstellerin für ihre Rolle in «La La Land» ausgezeichnet.© Foto: dpa
Viola Davis gewinnt in der Kategorie beste Nebendarstellerin für den Film «Fences».© Foto: dpa
Kristof Deak nimmt am den Award für den besten Kurzfilm für «Sing» entgegen.© Foto: dpa
Joanna Natasegara (l) und Orlando von Einsiedel haben den Preis für den besten Dokumentar-Kurzfilm für «The White Helmets» gewonnen.© Foto: dpa
Justin Hurwitz bekommt den Oscar in der Kategorie Musik für La La Land.© Foto: dpa
Der Award für die beste Kamera geht an Linus Sandgren und «LA La Land».© Foto: dpa
Barry Jenkins (l) und Tarell Alvin McCraney nehmen am 26.02.2017 in Hollywood, Los Angeles, USA, während der Verleihung der Oscars 2017, den 89. Academy Awards, den Award für das beste adaptierte Drehbuch für «Moonlight» entgegen. Foto: Chris Pizzello/Invision/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++© Foto: dpa
Casey Affleck ist nun ebenso wie sein Bruder Ben oscarprämiert. Für seine Rolle in «Manchester by the Sea» wird er als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.© Foto: dpa
Anousheh Ansari siegt in der Kategorie bester fremdsprachiger Film für «The Salesman».© Foto: dpa
Sylvain Bellemare nimmt den Award für den besten Tonschnitt für den Film «Arrival» entgegen.© Foto: dpa
Alan Barillaro (l) und Marc Sondheimer nehmen den Award für den besten animierten Kurzfilm für «Piper» entgegen.© Foto: dpa
Kevin O'Connell (l) und Andy Wright nehmen den Award für den besten Ton für den Film «Hacksaw Ridge» entgegen.© Foto: dpa
Ezra Edelman (r) und Caroline Waterlow gewinnen mit «O.J.: Made in America» den Oscar für den besten nehmen Dokumentarfilm.© Foto: dpa
Kenneth Lonergan gewinnt in der Kategorie bestes Originaldrehbuch für «Manchester by the Sea».© Foto: dpa
«La La Land» gewinnt ebenfalls in der Kategorie beste Regie. Damien Chazelle nimmt den Preis entgegen.© Foto: dpa
Der beste Song ist laut der Jury «City of Stars» aus dem Film «La La Land». Justin Hurwitz (l-r), Justin Paul und Benj Pasek freuen sich.© Foto: dpa
Giorgio Gregorini (l-r), Alessandro Bertolazzi, und Christopher Allen Nelson werden für das beste Make-up und beste Frisuren für den Film «Suicide Squad» ausgezeichnet.© Foto: dpa
In der Kategorie bestes Kostüm Design räumt das "Harry Potter Spin Off"«Fantastic Beasts and Where to Find Them» ab. Colleen Atwood nimmt die Auszeichnung entgegen.© Foto: dpa
Mahershala Ali gewinnt in der Kategorie bester Nebendarsteller für seine Rolle in «Moonlight».© Foto: dpa

Affleck und Stone sind die besten Hauptdarsteller

Als bester Darsteller wurde Casey Affleck für das Drama „Manchester by the Sea“ ausgezeichnet. Darin spielt er einen traumatisierten Mann, der nach dem Tod seines Bruders in seine Heimatstadt zurückkehrt.

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In den Schauspielerkategorien wurden als beste Nebendarsteller zwei Schwarze ausgezeichnet: Mahershala Ali gewann für seine Leistung in dem Drama „Moonlight“. Darin spielt der 43-jährige US-Amerikaner einen Drogenhändler und Ersatzvater für einen jungen schwarzen Heranwachsenden. Bei den Frauen wurde Viola Davis ausgezeichnet.

 

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Die 51-Jährige gewann für ihre Leistung in dem Drama „Fences“ von Regisseur Denzel Washington, der auch in dem Film selbst die Hauptrolle spielt. Das Drama „Fences“ erzählt von einem afroamerikanischen Paar in den USA der 1950er Jahre.

Keine politischen Proteste

Politische Proteste wie die Rede von Meryl Streep bei den Golden Globes gab es bei diesen Oscars zwar nicht - dafür aber immer wieder Spitzen gegen die Politik von US-Präsident Donald Trump. Viele davon gingen auf das Konto des Moderators Jimmy Kimmel: „Ich möchte mich bei Präsident Trump bedanken. Erinnert ihr euch noch an letztes Jahr, als jeder gesagt hat, dass die Oscars rassistisch seien?“, sagte Kimmel mit Blick darauf, dass es im vergangenen Jahr viel Kritik an fehlenden schwarzen Nominierten gab.

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Die Kleider der Oscar-Nacht

Manche Kleider waren so golden wie die Statuen, aber auch zartes Rosa und kräftiges Rot waren zu sehen. Das sind die Looks des Roten Teppichs.
27.02.2017
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Emma Stones Kleid war fast so goldig, wie ihr Oscar als beste Hauptdarstellerin.© Foto: dpa
Schauspielerin Ruth Negga hob sich in ihrem Kleid kaum vom Roten Teppich ab.© Foto: dpa
Felicity Jones (mit Riz Ahmed) in einem Prinzessinnenkleid.© Foto: dpa
Miranda July in einem schwarzen Kleid mit Blume.© Foto: dpa
Glamourös wie eh und je: Nicole Kidman.© Foto: dpa
Model Karlie Kloss hatte sich in frühlingshaftes Weiß gekleidet.© Foto: dpa
Schauspielerin Brie Larson entschied sich für ein eng anliegendes schwarzes Kleid.© Foto: dpa
Süß in Silber: Schauspielerin Octavia Spencer.© Foto: dpa
Jessica Bielglänzte neben Ehemann Justin Timberlake.© Foto: dpa
Auch Laudatorin Hailee Steinfeld entschied sich für was Glänzendes. Gemeinsam mit Gael Garcia Bernal vergab sie den Preis für den besten animierten Spielfim.© Foto: dpa
Sängerin Sara Bareilles trat bei der Veranstaltung in einem wünderschön wallenden Kleid auf.© Foto: dpa
Scarlett Johansson entschied sich für Pink.© Foto: dpa
Moderatorin Kelly Ripa hatte ein Kleid mit Schleppe an.© Foto: dpa
Auch Dakota Johnson (mit Jamie Dornan) wollte ein golden-glitzerndes Kleid.© Foto: dpa
Viola Davis in Rot.© Foto: dpa
Leslie Mann (l) und Judd Apatow.© Foto: dpa
Halle Berry zeigt sich schick mit Spitzenbesatz.© Foto: dpa

Der iranische Oscar-Gewinner Farhadi war aus Protest gegen Trumps Einwanderungspolitik nicht zur Gala gereist. Stattdessen ließ er eine Stellungnahme verlesen. Darin hieß es: „Wer die Welt in Kategorien von „Wir“ und „unsere Feinde“ einteilt, schafft Angst. (...) Filmemacher erzeugen Empathie zwischen uns und anderen. Und Empathie ist das, was wir heute mehr brauchen denn je.“

von dpa