Riesenpanne bei den Oscars: Falscher Sieger gekürt
"Moonlight" ist bester Film
Riesenpanne bei den Oscars: Die Schauspieler Warren Beatty und Faye Dunaway haben den falschen Gewinner vorgelesen und damit für enorme Verwirrung gesorgt. Zuerst verkündeten sie, das Musical „La La Land“ habe in der Hauptkategorie als bester Film gesiegt - das war aber falsch. Wenig später stand dann fest: Das Drama „Moonlight“ des schwarzen Regisseurs Barry Jenkins hat den wichtigsten Oscar des Abends gewonnen.
Die Oscars sind mit einer Riesenpanne zu Ende gegangen. Beim letzten Preis der Gala, der Königkategorie bester Film, wurde zunächst das Musical „La La Land“ fälschlicherweise als Gewinner verkündet. Schauspieler Warren Beatty und Schauspielerin Faye Dunaway gaben das Filmmusical von Damien Chazelle als Sieger bekannt. Doch dann wurde diese Aussage korrigiert: Das Drama „Moonlight“ hat den Preis als bester Film gewonnen.
Verwirrung auf der Bühne und ihm Saal: Die Produzenten von „La La Land“ halten bereits ihre Dankesreden, die anderen Oscar-Gewinner der Musical-Crew stehen mit ihren Trophäen in den Händen hinter ihnen, da wird es plötzlich unruhig auf der Bühne.
Show-Verantwortliche huschen zwischen den Preisträgern hin und her, kontrollieren die roten Gewinner-Umschläge - dann greift sich „La La Land“-Produzent Jordan Horowitz das Mikrofon: „Es hat einen Fehler gegeben: „Moonlight“, ihr Leute habt den besten Film gewonnen. Das ist kein Witz, „Moonlight“ hat den Preis als bester Film gewonnen.“ Er zeigt die richtige Gewinnerkarte nach oben ins Publikum, in die Kameras - darauf steht „Moonlight“. Zuerst ungläubiges Staunen im Saal, dann verhaltenes Klatschen und schließlich lauter Jubel.
Inzwischen steht fest, wie die Panne passieren konnte:
Auf Bildern der Show ist zu sehen, was auf dem Umschlag in Beattys Händen steht: „Actress in a leading role“ – also Hauptdarstellerin. Auch Beatty sagt, auf der Karte habe gestanden: „Emma Stone, La La Land“.
Es war also der falsche Gewinner-Umschlag. Emma Stone hat den Oscar vor dem Auftritt von Beatty und Dunaway bekommen und hinter der Bühne erzählt „Ich habe meine Gewinnerkarte die ganze Zeit in den Händen gehalten.“
Es gibt aus Sicherheitsgründen zu jeder der 24 Kategorien zwei identische Umschläge. Das Wirtschhaftsprüfungsunternehmen Pricewaterhouse Coopers hat beide Emma-Umschläge ausgehändigt – an Leonardo DiCaprio, der den Preis für Emma Stone verkündete, und an Warren Beatty, der den Umschlag für den besten Film erhalten sollte. Pricewaterhouse Coopers hat sich entschuldigt: „Wir bedauern zutiefst, dass das vorgefallen ist.“
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Wie konnte es zu der Panne kommen? Warren Beatty versuchte noch auf der Bühne zu erklären: Auf seiner Karte habe „Emma Stone, La La Land“ gestanden; er habe sich gewundert und deswegen auch gestutzt, bevor er Faye Dunaway die Karte hinhielt, die dann den falschen Filmnamen vorlas. Tatsächlich hatte Beatty den roten Umschlag mit der Aufschrift „Actress in a leading role“ (Hauptdarstellerin) in den Händen. Doch Emma Stone war kurz zuvor bereits als beste Hauptdarstellerin geehrt worden - und hinter der Bühne erklärte die 28-Jährige: „Ich habe meine Gewinnerkarte die ganze Zeit in den Händen gehalten.“
"Ich verspreche, ich komme nie wieder"
Wie kann das sein? Es gibt jeden Gewinner-Umschlag zweimal! Zwei Angestellte der Wirtschaftsprüfungsfirma PricewaterhouseCoopers haben je eine spezielle Aktentasche mit jeweils einem Set aller 24 Gewinner-Umschläge. Die beiden stehen während der Show rechts und links der Bühne und geben den „Presentern“ - je nachdem aus welcher Ecke diese auf die Bühne kommen - den aktuellen Umschlag, wie die „Los Angeles Times“ erklärt. Dabei könnte es zu der Panne gekommen sein, dass der Umschlag mit der Karte „Hauptgewinnerin“ zweimal ausgeteilt wurde. Zwei Stunden nach Ende der Oscar-Gala gab es noch keine Erklärung der Oscar-Akademie oder der Wirtschaftsprüfer.
Am Ende der Show nahm dann der sehr gute und von vielen im Internet gefeierte Moderator Jimmy Kimmel ironisch die Schuld auf sich: „Ich weiß, was passiert ist. Ich gebe mir selbst die Schuld (...). Ich wusste, ich würde diese Show vermasseln. Ich verspreche, ich komme nie wieder.“
Sechs Oscars für "La La Land"
Der Gewinner „Moonlight“ erzählt auf sehr berührende Weise vom Heranwachsen eines jungen Schwarzen. Für das Drama gab es insgesamt drei Oscars, darunter auch für Mahershala Ali als bester Nebendarsteller.
Noch mehr Auszeichnungen gingen an „La La Land“. Das nostalgische Werk von Regisseur Damien Chazelle gewann sechs Oscars, darunter in den Kategorien für Regie, Filmmusik und Kamera. Seine Hauptdarstellerin Emma Stone wurde ebenfalls ausgezeichnet. Mit 14 Nominierungen war „La La Land“ als großer Favorit ins Rennen gegangen.
Deutschland geht leer aus
Chazelle ist mit 32 Jahren der jüngste Regisseur, der je mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Die deutschen Hoffnungen hingegen wurden enttäuscht: Maren Ade ging mit ihrer Tragikomödie „Toni Erdmann“ leer aus. Der Auslands-Oscar ging stattdessen an den iranischen Beitrag „The Salesman“ von Asghar Farhadi. Auch für den deutschen Dokumentarfilmer Marcel Mettelsiefen und den Komponisten Hauschka gab es keine Oscars.
Affleck und Stone sind die besten Hauptdarsteller
Als bester Darsteller wurde Casey Affleck für das Drama „Manchester by the Sea“ ausgezeichnet. Darin spielt er einen traumatisierten Mann, der nach dem Tod seines Bruders in seine Heimatstadt zurückkehrt.
In den Schauspielerkategorien wurden als beste Nebendarsteller zwei Schwarze ausgezeichnet: Mahershala Ali gewann für seine Leistung in dem Drama „Moonlight“. Darin spielt der 43-jährige US-Amerikaner einen Drogenhändler und Ersatzvater für einen jungen schwarzen Heranwachsenden. Bei den Frauen wurde Viola Davis ausgezeichnet.
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Die 51-Jährige gewann für ihre Leistung in dem Drama „Fences“ von Regisseur Denzel Washington, der auch in dem Film selbst die Hauptrolle spielt. Das Drama „Fences“ erzählt von einem afroamerikanischen Paar in den USA der 1950er Jahre.
Keine politischen Proteste
Politische Proteste wie die Rede von Meryl Streep bei den Golden Globes gab es bei diesen Oscars zwar nicht - dafür aber immer wieder Spitzen gegen die Politik von US-Präsident Donald Trump. Viele davon gingen auf das Konto des Moderators Jimmy Kimmel: „Ich möchte mich bei Präsident Trump bedanken. Erinnert ihr euch noch an letztes Jahr, als jeder gesagt hat, dass die Oscars rassistisch seien?“, sagte Kimmel mit Blick darauf, dass es im vergangenen Jahr viel Kritik an fehlenden schwarzen Nominierten gab.
Der iranische Oscar-Gewinner Farhadi war aus Protest gegen Trumps Einwanderungspolitik nicht zur Gala gereist. Stattdessen ließ er eine Stellungnahme verlesen. Darin hieß es: „Wer die Welt in Kategorien von „Wir“ und „unsere Feinde“ einteilt, schafft Angst. (...) Filmemacher erzeugen Empathie zwischen uns und anderen. Und Empathie ist das, was wir heute mehr brauchen denn je.“
von dpa
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