„Rheingold“ aus China klingt fantastisch
Jaap van Zweden
Leonard Bernstein hat Jaap van Zweden unterstützt und ihm als ganz jungem Dirigenten ein Konzert mit den Berliner Philharmonikern anvertraut. Dass der Niederländer fast 50 Jahre nach Bernstein 2017 dessen Nachfolger als Chefdirigent des New York Philharmonic, eines der "Big Five" der USA, werden würde, hat trotzdem alle überrascht.

Der niederländische Dirigent Jaap van Zweden lässt sich beim Schlussapplaus im Mai 2013 in der Berliner Philharmonie feiern.
Der jetzt 55-jährige van Zweden hat mit seiner neuen Einspielung von Wagners Oper "Das Rheingold" eine vorzügliche Visitenkarte für sein neues Amt abgegeben. Das Hong Kong Philharmonic Orchestra dirigiert er da, und man hätte auch nicht geglaubt, dass die Chinesen so gut Wagner spielen können.
Fantastische Blechbläser-Gruppe
Brillanter als van Zwedens neues Orchester aus New York, das einen sehr erdigen Klang hat, klingen die Hong Konger; und sie haben neben ihrem sehr geschliffen und auf Hochglanz polierten Streicherklang eine fantastische Blechbläser-Gruppe.
Bariton Matthias Goerne, ein ausgezeichneter Liedsänger, der in Düsseldorf auch Professor für Liedgestaltung war, singt auf der Doppel-CD einen fantastischen, starken, vollkommen in sich ruhenden Wotan. Und Peter Sidhom ist als Alberich, der auch den passenden Schmutz des Zwergs in der Stimme hat, ein vortrefflicher Gegenpart.
Die Wogen des Rheins
Man muss die Lautsprecher schon etwas aufdrehen, um von Van Zwedens Interpretation gepackt zu werden. Aus dem Nichts entwickelt er das Wogen des Rheins zu Beginn. Und die leisen Passagen, die bei dem Niederländer sehr farbig gelingen, stehen durchweg mehr im Mittelpunkt als expressive Lautstärke.
Für diesen Preis (rund 15 Euro) ist die Doppel-CD wegen der tollen Solisten und der makellosen Orchesterleistung eine gute Alternative zu den teuren Einspielungen.