Reinhard Jeschkeit weist auf den Nutzen von Klimageräten als Heizung hin. Er spricht nur noch von „Luft-Luft-Wärmepumpen“.

Reinhard Jeschkeit weist auf den Nutzen von Klimageräten als Heizung hin. Er spricht nur noch von „Luft-Luft-Wärmepumpen“. © Dirk Becker

Reinhard Jeschkeit (68): „Klimaanlagen auch als Heizung nutzen“

rnEnergie

Aus dem Ahrtal lernen – das schlägt der Fröndenberger Kälte- und Klimatechniker Reinhard Jeschkeit vor. Nach dem Hochwasser dort habe sich gezeigt, wie gut Klimaanlangen als Heizung funktionieren.

von Dirk Becker

Fröndenberg

, 04.07.2022, 17:50 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seit 40 Jahren befasst sich Reinhard Jeschkeit (68) mit Kälte- und Klimatechnik, seit 1988 führt er in Fröndenberg einen eigenen Betrieb und seit 16 Jahren ist er Vizepräsident des Verbandes Deutscher Kälte-Klima-Fachbetriebe e.V. (VDKF). Er ist also ein absoluter Fachmann, wenn es um Klimaanlagen geht. In der Diskussion um die aktuelle Energiekrise, aber auch um die Versorgungssicherheit in der Zukunft macht der Fröndenberger nun einen zunächst ungewöhnlich klingenden Vorschlag: Klimaanlagen sollten auch als Heizanlage genutzt werden.

Jeschkeit: „Ich spreche von Luft-Luft-Wärmepumpen.“

„Im Kundenkontakt spreche ich nicht mehr von Klimaanlagen, sondern von Luft-Luft-Wärmepumpen“, sagt Jeschkeit. Mit umschaltbaren Anlagen sei es möglich, auch Häuser zu beheizen. Angesichts rapide steigender Gaspreise und einer unsicheren Versorgungslage sei das eine sinnvolle Alternative. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördere solche Anlagen. „Rund 30 Prozent sind da möglich“, weiß Jeschkeit.

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Eine Einschränkung aber gebe es: Die Effektivität müsse nachgewiesen werden. So müsse der SCOP-Wert 4,6 erreichen. Bedeutet: Aus einer Kilowattstunde Energie können 4,6 Kilowattstunden Heizleistung generiert werden. „Wenn ich Strom direkt in Heizenergie umwandele, produziere ich dabei auch nur eine Kilowattstunde. Das ist natürlich Schwachsinn. Moderne Luft-Luft-Wärmepumpen können Energie viel effektiver nutzen, um Räume zu heizen“, sagt Jeschkeit.

Ralph Preuß (links) und Reinhard Jeschkeit halfen Betroffenen im Ahrtal, indem sie gespendete Klimaanlagen einbauten, die als Heizung wichtige Dienste tun.

Ralph Preuß (links) und Reinhard Jeschkeit halfen Betroffenen im Ahrtal, indem sie gespendete Klimaanlagen einbauten, die als Heizung wichtige Dienste tun. © Marcel Drawe

Nach dem verheerenden Hochwasser vor einem Jahr habe sich im Ahrtal gezeigt, dass Räume mit vergleichsweise einfachen Methoden beheizt werden können. „Nachdem die Infrastruktur zerstört war, konnte die Stromversorgung als erstes wiederhergestellt werden – auch mit Hilfe großer Generatoren“, erinnert sich Jeschkeit, der den Betroffenen selbst 20 solcher Geräte spendete und auch im Ahrtal im Einsatz war. Etwa 1000 Anlagen wurden damals insgesamt installiert. Sie ermöglichten den Betroffenen, den Winter im eigenen Haus verbringen zu können.

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Photovoltaikanlagen als Extra-Unterstützung

Ganz unabhängig von solchen Katstrophen-Lagen wie 2021 haben Luft-Luft-Wärmepumpen große Vorteile. „Das gilt vor allem dann, wenn der Strom auch noch mit Photovoltaikanlagen auf dem eigenen Haus erzeugt wird“, spricht Jeschkeit eine fast schon autarke Wärmeversorgung an. Es gebe viele Möglichkeiten, wie solche Anlagen installiert und betrieben werden könnten.

Reinhard Jeschkeit demonstriert die Einheit, die in den Räumen verbaut wird. Bei Multisplit-Anlagen ist es möglich, mehrere solcher Elemente einzubauen.

Reinhard Jeschkeit demonstriert die Einheit, die in den Räumen verbaut wird. Bei Multisplit-Anlagen ist es möglich, mehrere solcher Elemente einzubauen. © Marcel Drawe

„Wenn wir uns als Deutsche davon lösen könnten, für jeden Raum eine eigene Temperaturvorgabe zu machen, wäre das sogar noch effektiver“, sieht der Fachmann Frankreich als positives Beispiel. Dort seien Installationen mit wenigen Wärmeübergängen möglich, was die Anlagen noch effektiver mache. „Ein SCOP-Wert von 4,6 ist dagegen winzig.“

Die Alternative Pellet-Heizung hat mehrere Nachteile

Keine gute Alternative zu Gasheizungen sind für Jeschkeit Pellet-Heizungen. Die Installation solcher Anlagen sei teuer, zudem werde Lagerraum für die Pellets gebraucht. Zudem werde auch dieser Brennstoff immer teurer. Jeschkeit weist zudem auf die Feinstaubbelastung hin: „Die ist nicht zu vernachlässigen.“

Lieferengpässe gibt es bei den Luft-Luft-Wärmepumpen noch nicht. „Ich rechne aber damit, dass das 2023 schwieriger wird. Aus China kommt nicht genug nach“, sagt er mit Blick auf den Lockdown in Shanghai.