Rasante Pointen zum Borchert-Start

"Diener zweier Herren"

MÜNSTER Um das Wesen der Komödie zu erfassen, braucht man vor allem ein gutes Gespür für menschliche Schwächen und ein Höchstmaß an Präzision. Regisseurin Monika Hess-Zanger hat bei der Spielzeiteröffnung am Borchert-Theater mit Carlo Goldonis „Diener zweier Herren“ eine glückliche Hand für das Timing, bleibt aber bei einer groben Typisierung ihrer Figuren.

09.09.2012, 14:59 Uhr / Lesedauer: 2 min
Diener Truffaldino (Florian Bender, l.) und Wirt Brighella (Emanuel Fleischhacker) erleben im Gasthaus turbulente Abenteuer.

Diener Truffaldino (Florian Bender, l.) und Wirt Brighella (Emanuel Fleischhacker) erleben im Gasthaus turbulente Abenteuer.

In ihrer Inszenierung setzt Monika Hess-Zanger auf die Wirkung burlesker Überzeichnungen. Dabei verzichtet sie aber darauf, die Nöte ihrer Figuren tatsächlich spürbar zu machen. Zu schnell ist häufig die Lösung für ein Problem parat. Entstanden ist dennoch ein rasanter Abend mit hohem Unterhaltungswert. Zielgenau in Wort und Geste feuern Jürgen Lorenzen und Heiko Grosche als Widersacher-Duo Pointensalven ab. Emanuel Fleischhacker überzeugt als schmierig-machohafter Gastwirt Brighella. Trotzig und kämpferisch präsentiert sich Saskia Boden als Clarice angesichts des drohenden Verlustes ihres Geliebten Silvio, liebenswert dargestellt von Jens Ulrich Seffen. Energiegeladen tobt Florian Bender zwischen beiden Herren über die Bühne und steigert mit viel Witz und Charme das Chaos ins Unermessliche. Weniger überzeugend hingegen agiert das „Herrenpaar“ Antje Mairich und Sven Heiß. Den männlichen Gestus nimmt man Mairich nur schwer ab. Da nützt auch das angeklebte Bärtchen wenig, das ohnehin nach ein paar Szenen aus ihrem Gesicht verschwindet. Auch Heiß’ Haltung wirkt mitunter unentschlossen.

Der Bühnenraum von Darko Petrovic ist funktional und rückt die Figuren klar ins Zentrum. Graue Stellwände mit einer Vielzahl an Türen bieten verschiedene Auftrittsmöglichkeiten. Auf einer Welle gefüllter Müllsäcke schwemmt es Truffaldino ins Geschehen, ein Hinweis auf den niederen Stand seiner Herkunft. Schade, dass die Säcke fortan als bloße Dekoration ungenutzt bleiben. Nicht so am oberen Ende der Standesleiter: Bei jedem Szenenwechsel in Pantalones Anwesen rollt Dienerin Smeraldina (Lea Fassbender) ihren Herrschaften erneut den roten Teppich aus. Die typgerechten Kostüme von Petra Buchholz bringen kräftige Farben auf den grauen Grund und unterstützen die Überzeichnung im Spiel der Darsteller. Lang anhaltender Applaus.