Queen Elizabeth II. ist tot: Was passiert jetzt in Großbritannien?

Trauer um Queen Elizabeth II.

Queen Elizabeth II. ist gestorben. Sohn König Charles III. folgt auf dem Thron. Die Choreographie bis zum Staatsbegräbnis ist durchgeplant. Was sind die nächsten Schritte in Großbritannien?

London

09.09.2022, 06:10 Uhr / Lesedauer: 4 min

Für viele Menschen in Großbritannien ist es der erste Morgen ohne Königin - nach dem Tod von Queen Elizabeth II. Am Donnerstag ist der Monarch nun männlich. König Charles III. (73), der als ewig wartender Thronfolger galt, ist seiner Mutter als Staatsoberhaupt gefolgt. „Während dieser Phase der Trauer und des Wandels werden meine Familie und ich getröstet und getragen durch das Wissen über den Respekt und die tiefe Zuneigung, die der Queen so weithin entgegenbracht wurde“, sagte er einer Mitteilung zufolge.

Am Freitag wollen Charles und seine Frau, Königin Camilla, nach Angaben des Palastes vom Landsitz der Queen in Schottland nach London reisen. Einem lange ausgearbeiteten Plan zufolge werden noch im Laufe des Tages ein erstes Treffen des Königs mit der neuen Premierministerin Liz Truss und eine Fernsehansprache an die Nation erwartet.

Queen Elizabeth II. war am Donnerstag im Alter von 96 Jahren „friedlich“ auf ihrem schottischen Landsitz Balmoral gestorben. Sie war über 70 Jahre und damit länger als jeder andere britische Monarch vor ihr auf dem Thron. Elizabeth II. war Staatsoberhaupt von Großbritannien und Nordirland und mehr als einem Dutzend weiterer Staaten, darunter Kanada, Neuseeland und Australien.

Die Thronfolge

Hinter seinem Vater Charles rückt Queen-Enkel Prinz William (40) zum Thronfolger auf. Nummer zwei in der Thronfolge ist jetzt der neunjährige Prinz George, dahinter folgen seine Geschwister Prinzessin Charlotte und Prinz Louis. Obwohl Elizabeth als britische Monarchin über keine politische Macht verfügte, galt sie als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten ihrer Zeit. Mit unbedingtem Pflichtbewusstsein und Beständigkeit führte sie Großbritannien durch große Veränderungen.

Die gerade erst ins Amt gekommene britische Premierministerin Liz Truss würdigte die Queen als „Fels, auf dem das moderne Großbritannien errichtet wurde“. Der Tod der Queen sei ein „riesiger Schock für die Nation und die Welt“. Das Land sei unter ihrer Herrschaft gewachsen und gediehen, sagte Truss.

Das passiert bis zum Begräbnis der Queen

Schon vor Jahren wurde minuziös geplant, was nach dem Tod der Queen passieren soll. Ihr Staatsbegräbnis wird für Montag, den 19. September, erwartet. Zuvor soll König Charles III. eine Trauerreise durch das Vereinigte Königreich antreten.

Der Tag, an dem die Königin stirbt, heißt D-Day. Jeder folgende Tag bis zum Tag des Begräbnisses wird als D-Day+1, D-Day+2 und so weiter bezeichnet. Da der Tod erst am Donnerstagabend bekannt gegeben wurde, gilt der Freitag nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA als D-Day, um die komplexe Planung zu erleichtern. Das sind die geplanten nächsten Schritte.

D-Day+0, Freitag

- Der neue König Charles III. und seine Frau Camilla kehren von Balmoral nach London zurück.

- Erstes Treffen des Königs mit der neuen Premierministerin Liz Truss. Alle parlamentarischen Arbeiten werden für zehn Tage ausgesetzt.

- Der König wird voraussichtlich eine Fernsehansprache an die Nation halten.

- Eventuell Gottesdienst in der St. Paul's Cathedral in London, an dem auch die Premierministerin teilnehmen soll.

D-Day+1, Samstag

- Ein Rat tritt um 10 Uhr zusammen, um den König Charles III. zum neuen Monarchen zu proklamieren. Die Proklamation wird im St. James's Palace und in der Royal Exchange, dem Ort der ersten Börse Londons, verlesen, wodurch Charles als König bestätigt wird.

- Die Premierministerin und das Kabinett werden mit König Charles III. zusammentreffen.

D-Day+2, Sonntag

- Der Leichnam der Königin wird von Balmoral zuerst in den Holyrood Palace in Edinburgh überführt, die Residenz der Queen in Schottland. In Edinburgh soll er auch aufgebahrt werden.

D-Day+3, Montag

- Der König wird den Kondolenzantrag in der Westminster Hall entgegennehmen.

- Anschließend begibt er sich auf eine Trauerreise durch das Vereinigte Königreich: erst nach Schottland, in den Tagen danach nach Nordirland und dann nach Wales.

D-Day+4, Dienstag

- Der Sarg der Queen wird nach London überführt und soll dort zunächst im Buckingham-Palast bleiben.

- Es findet eine Probe für die Prozession mit dem Sarg vom Buckingham-Palast zum Parlamentsgebäude Palace of Westminster statt.

D-Day+5, Mittwoch

- Der Sarg der Königin wird auf einer Route durch London vom Buckingham-Palast zum Parlamentsgebäude Palace of Westminster überführt. Von jetzt an werden Hunderttausende Menschen in London erwartet. In der Westminster Hall findet eine Gedenkfeier statt.

D-Day+6, Donnerstag

- Die Königin wird drei Tage im Palace of Westminster aufgebahrt. Der Sarg wird 23 Stunden am Tag für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

- Probe für den Staatsbegräbniszug

D-Day+7, Freitag

- Die ersten Gäste aus den Commonwealth-Staaten werden für das Staatsbegräbnis erwartet.

D-Day+8 und 9, Samstag und Sonntag

- Der Leichnam wird weiter im Sarg aufgebahrt sein. Menschenmassen werden in London erwartet, um der Queen die letzte Ehre zu erweisen. Kondolenzbücher werden online geöffnet.

D-Day+10, Montag

- Der Trauertag soll ein nationaler Feiertag sein.

- Das Staatsbegräbnis findet in der Westminster Abbey statt. Neben der königlichen Familie werden zahlreiche Staatsoberhäupter und Regierungschefs sowie Mitglieder der europäischen Königshäuser erwartet.

- Im ganzen Land wird es mittags zwei Schweigeminuten geben

- Die Königin wird auf Schloss Windsor in der King George VI. Memorial Chapel neben ihrem Vater beigesetzt. Der Sarg von ihrem im vergangenen April verstorbenen Ehemann Prinz Philip wird an die Seite seiner Ehefrau verlegt.

Briten versammeln sich an Großbritanniens Plätze

An Plätzen in Großbritannien hatten sich am Donnerstag Tausende Menschen versammelt, Blumen niedergelegt oder die Nationalhymne „God Save the Queen“ gesungen. Viele brachen in Tränen aus, als die Flagge am Buckingham-Palast herabgesetzt wurde. Am Abend baute die Polizei Absperrungen vor den Toren von Schloss Balmoral ab, damit Bürgerinnen und Bürger Blumen niederlegen konnten.

Menschen stehen vor den Toren des Buckingham Palace in London. Blumen und Kerzen wurden niedergelegt.

Menschen versammeln sich vor dem Buckingham Palace in London, nachdem der Tod der britischen Königin Elizabeth II. bekannt gegeben wurde. © picture alliance/dpa/AP

Geehrt wurde die Queen auch bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig. Während die Stars auf dem Roten Teppich liefen, erklang die britische Nationalhymne. Das Empire State Building in New York leuchtete als Tribut an die Queen lila und glitzerte silbern. In Rio de Janeiro war die Christus-Statue in den Farben rot, blau und weiß angestrahlt. In Paris wurden zu Ehren der Queen in der Nacht die Lichter am Eiffelturm ausgeschaltet.

Viele Veranstaltungen in England abgesagt

Nach dem Tod der britischen Königin reagierten auch zahlreiche Sportveranstalter und unterbrachen geplante Wettkämpfe oder sagten sie ab. Betroffen sind davon unter anderem ein Golf-Turnier, Pferderennen und Rugby-Spiele sowie zumindest die für Freitag angesetzten unterklassigen Fußballspiele Burnley gegen Norwich City und Tranmere Rovers gegen Stockport County. Ob auch über eine Absage der für die kommenden Tage angesetzten Fußballspiele in der Premier League nachgedacht wird, ging aus der veröffentlichten Kondolenzbotschaft nicht hervor.

Die 1926 geborene Queen wurde 1952 Königin. Damals war Großbritannien noch eine Kolonialmacht. 1997 wurde als letzte größere Kolonie Hongkong an China übergeben. Durch den Commonwealth pflegte die Queen später weiterhin den Kontakt zu den ehemaligen Territorien. Sie absolvierte Hunderte Auslandsreisen, auch mehrere nach Deutschland. Zuletzt besuchte sie die Bundesrepublik bei einem Staatsbesuch 2015. Zu ihren Stationen gehörten Berlin, Frankfurt am Main und das ehemalige Konzentrationslager Bergen-Belsen.

Als wichtigste Reise gilt ihr Besuch in Irland 2011. Dies wurde als Versöhnungsgeste gefeiert. Zuletzt hatte ein britisches Staatsoberhaupt Dublin vor der Unabhängigkeit des Landes von Großbritannien im Jahr 1911 besucht. Aus politischen Angelegenheiten hielt sich die Monarchin jedoch stets heraus. Auch zum Austritt ihres Landes aus der Europäischen Union (Brexit) äußerte sie sich nicht.

Schon als 13-Jährige hatte Elizabeth sich in Philip Mountbatten verliebt. Der griechische Prinz aus einem dänisch-deutschen Adelshaus war zeitlebens ihre große Stütze. Die Ehe währte bis zu Philips Tod im April 2021, als er im Alter von 99 Jahren starb.

dpa

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