Pro und Kontra: Ist die Alarmstimmung berechtigt?

DFB-Team gibt schwaches Bild ab

Schwache Auftritte und Resultate in den Testspielen, noch kein Teamgeist in der Mannschaft, dazu die Affäre um Gündogan und Özil - die Fußball-Nationalmannschaft gibt vor dem WM-Start Anlass zur Sorge. Wir diskutieren: Ist die Alarmstimmung berechtigt?

Dortmund

, 11.06.2018, 16:01 Uhr / Lesedauer: 2 min
Skeptischer Blick, gesenkter Kopf: Die deutschen Nationalspieler (v.l.). Toni Kroos, Matthias Ginter und Niklas Süle wissen, dass die Vorbereitung nicht optimal war.

Skeptischer Blick, gesenkter Kopf: Die deutschen Nationalspieler (v.l.). Toni Kroos, Matthias Ginter und Niklas Süle wissen, dass die Vorbereitung nicht optimal war. © imago

Ja, der Alarm ist richtig - Eines Weltmeisters unwürdig
Nein. So richtig WM-Lust macht mir diese deutsche Fußball-Nationalmannschaft noch nicht. Und es gab weiß Gott genügend Gelegenheiten dazu. Aber in den letzten sechs Testspielen gab es außer dem Dusel-Sieg gegen Saudi-Arabien nur drei Remis und zwei Pleiten.

Alarmstimmung als wertvoller Warnschuss

Es war zudem das magere Wie, mit dem die kickende Auswahl des DFB ihre Fans vergraulte: Die Auftritte waren eines Weltmeisters unwürdig - so dass die aufkeimende Alarmstimmung als wertvoller Warnschuss taugt. Die Fans fragen sich doch: wie will diese Mannschaft die großen Kaliber schlagen? Frankreich, Brasilien, Spanien oder Argentinien, die allesamt stärker einzuschätzen sind als bei der WM vor vier Jahren. Ist die deutsche Mannschaft das auch? Nach den jüngsten Eindrücken muss man klar sagen: Nein.

Es ist wichtig, jetzt, noch vor dem Auftakt in Russland den Finger in die Wunde zu legen und aufzuzeigen, was unbedingt verbessert werden muss. Defensiv ist die DFB-Auswahl zu anfällig, wirkt schwerfällig bei Ballverlusten. Und sie benötigt zu viele Chancen für eigene Tore. Der wichtigste Punkt: Die deutsche Elf vermittelt derzeit nicht den Eindruck einer verschworenen, hungrigen Truppe, die bereit ist, alles zu geben. Wenn sich das nicht im Laufe der Vorrunde ändert, wird der neue Weltmeister nicht Deutschland heißen.

Von Sascha Klaverkamp

Umfrage

Ist die Alarmstimmung vor der WM beim DFB-Team berechtigt?

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Nein, die Sorgen sind unbegründet - Löw weiß, wie es geht
Die Deutschen, ein Volk von Pessimisten. Es hat ja fast schon Tradition, nach schwachen Leistungen in der Vorbereitung auf ein großes Turnier in großes Wehklagen auszubrechen. Meistens hat es die deutsche Fußball-Nationalmannschaft erstaunlicherweise dann aber doch hinbekommen, beim eigentlichen Turnier ganz gut abzuschneiden.

Aufschrei immer groß

Erst recht unter dem Bundestrainer Joachim Löw. Nur einmal, vor der WM 2010, gelang es seiner Mannschaft, in der direkten Vorbereitung auf ein Turnier die letzten beiden Tests zu gewinnen. Ansonsten gab es so kuriose Ergebnisse wie ein 2:2 gegen Weißrussland (vor der EM 2008), ein 1:3 gegen die Slowakei (vor der EM 2016) oder gar ein 3:5 gegen die Schweiz (vor der EM 2012). Und der Aufschrei war immer groß. Dass Deutschland 2014 Weltmeister werden sollte, darauf deutete nichts hin. Letzte Testergebnisse: 0:0 gegen Polen und 2:2 gegen Kamerun.

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Unter Löws Führung erreichte die Nationalmannschaft bei EM und WM immer mindestens das Halbfinale. Ab da braucht es auch Glück und Tagesform. Löw hat Erfahrung genug, er weiß auch mit der jetzigen, sicher nicht leichten Situation umzugehen. Ein gutes Abschneiden in Russland wird kein Selbstläufer. Auch das weiß Löw. Er ist ein Fachmann darin, seine Elf auf den Punkt fokussiert zu bekommen. Physisch und mental.

Von Dirk Krampe