Polnische Pflegerin soll Rundfunkgebühr für ganze Familie zahlen
Beitrags-Posse
Es klingt wie ein Stück aus dem Tollhaus: In Brechten soll eine 24-Stunden-Pflegekraft aus Polen den Rundfunkbeitrag der Familie, in der sie lebt, bezahlen. Der halbseitig gelähmte Hans-Peter Dominiak hält das für "eine Frechheit".

Unerwartete Schwierigkeiten bereitet das Fernsehen Hans-Peter Dominiak und seiner Pflegerin Anna Lukszo.
Die Pflegerin, die über ihre Grundaufgabe hinaus auch im Haushalt und Garten den Dominiaks zur Hand geht, hat ein eigenes Zimmer mit Bett, Stuhl und Tisch als Rückzugsraum. Fernsehen schaut sie aber im Wohnzimmer mit dem Ehepaar. Viel Deutsch versteht sie noch nicht. Dennoch erhielt sie jetzt – zeitgleich mit Hans-Peter und Doris Dominiak – ein Schreiben vom ARD/ZDF/Deutschlandradio-Beitragsservice. Dort wird die Polin aufgefordert, den monatlichen Rundfunkbeitrag von 17,98 Euro zu bezahlen, und zwar rückwirkend, seit sie am Heuweg wohnt. Den Dominiaks wurde mitgeteilt, dass der ermäßigte Rundfunkbeitrag, den sie aufgrund der Behinderung von Hans-Peter Dominiak gezahlt haben, erlösche. „Anna lebt doch bei uns im Haushalt und nicht umgekehrt“, kommentiert Doris Dominiak kopfschüttelnd das Vorgehen der Behörde. Hans-Peter Dominiak hält die Handlungsweise des Beitragsservice schlicht für „eine Frechheit“.
In einem Telefonat mit dem Beitragsservice habe sie darauf hingewiesen, dass Anna Lukszo jetzt für einige Wochen nach Hause fahre und darauf die Antwort erhalten, man werde das Geld auch erhalten, wenn die Pflegekraft in Polen sei. Anna Lukszo hat nun Angst, dass ein deutscher Behördenvertreter bei ihr vor der Haustür stehen könnte. Sie wohnt in Cerkiewnik in Masuren, etwa 40 Kilometer von Allenstein. Die Pflegerin hat auch bei dem Pflegedienst, über den sie an die Dominiaks vermittelt worden ist, nachgefragt und erfahren, dass niemand ihrer Kolleginnen und Kollegen einen Rundfunkbeitrag in Deutschland zahlen muss. Jetzt ist sie bis Ende Juli zu Hause bei Ehemann Zbigniew und ihren fünf Kindern im Alter von sieben bis 20 Jahren.
Wenn sie aus dem Urlaub zurück ist, wird sie Post vom Beitragsservice haben. Dieser teilte auf Anfrage dieser Zeitung mit, dass der Fall im Sinne des Beitragszahlers bearbeitet werde, aus datenschutzrechtlichen Gründen aber keine Informationen weitergegeben werden dürften. Die Post an Hans-Peter Dominiak und Anna Lukszo sollte noch am gestrigen Freitag verschickt werden. Vor ihrer Abreise sah die Polin mit den Dominiaks ein Stück der Komödie St. Marien. Scheinbar hat auch die Beitragskomödie ein Happy End.