Polens Regierung sauer über Karnevalswagen
Bundesregierung äußert sich
Der Düsseldorfer Karnevalsumzug fand zwar gar nicht statt, dennoch sorgt ein Wagen für Ärger in Polen. Ein Motiv mit Polen als misshandelte Frau unter dem Stiefel von Parteichef Jaroslaw Kaczynski findet die Regierung in Warschau gar nicht witzig. Inzwischen hat sich auch Angela Merkels Regierungssprecher zu Wort gemeldet.

Um diesen Wagen geht es: Warschau sieht darin eine Verachtung der Polen.
Die Düsseldorfer Wagen wurden wegen der Sturmwarnung nur vor dem Rathaus gezeigt, doch auch das reichte schon für eine Verstimmung im deutsch-polnischen Verhältnis. Ein Wagen zeigte Polen als misshandelte Frau unter dem Stiefel des nationalkonservativen Parteichefs Jaroslaw Kaczynski.
"Verachtung der Polen"
"Wir werden auf diplomatische Art darauf aufmerksam machen und unsere Partner in Deutschland fragen, wem das dient", sagte der polnische Außenminister Witold Waszczykowsk am Dienstag im polnischen Rundfunk. Der Politiker, der wie Kaczynski zur nationalkonservativen PiS-Partei gehört, sah in dem Motivwagen eine "Verachtung der Polen und der polnischen Politiker."
Am Mittwoch äußerte sich auch Angela Merkels Sprecher Steffen Seibert zu der Kritik aus Polen. Seibert machte deutlich, dass die Regierung bei den Veranstaltern des Düsseldorfer Karnevalszugs nicht intervenieren werde. In Deutschland gelte die Freiheit der Meinungsäußerung und der Kunst, auch wenn dies für dargestellte Personen manchmal „weniger angenehm“ sein könne.
Gelassenheit in Düsseldorf
Die polnische Regierungschefin Beata Szydlo ist am Freitag erstmals bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Besuch, knapp drei Monate nach Übernahme der Amtsgeschäfte. Als Gesprächsthemen nannte Seibert die Flüchtlingskrise sowie bilaterale Fragen. Deutschland und Polen feiern in diesem Jahr in einer eher angespannten Atmosphäre das 25-jährige Bestehen ihres Nachbarschaftsvertrags.
In Düsseldorf nimmt man die Kritik aus Polen gelassen. "Für mich ist das auf jeden Fall eine Bestätigung dafür, dass sich autoritäre Politik weiter durchsetzt", sagte der Wagenbauer Jacques Tilly. Er lasse sich von derlei Protesten aber nicht beeinflussen. "Narrenfreiheit ist das oberste Gebot. Jeder kriegt einen drüber." Aber er begrüße Kritik: "Das ist Bestandteil der Streitkultur. Der Düsseldorfer Umzug soll am 13. März nachgeholt werden.
von dpa