Autor Kevin Kohues (40) kehrte nur fünf Tage nach seinem positiven Test an seinen Arbeitsplatz zurück

Autor Kevin Kohues (40) kehrte nur fünf Tage nach seinem positiven Test an seinen Arbeitsplatz zurück – die aktuellen Quarantäne-Regeln und ein negativer Schnelltest machten es möglich. © Dirk Becker

Plötzlich positiv: So lief meine Infektion mit der Omikron-Variante BA.5

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Selbst als seine eigene Tochter Corona hatte, blieb Autor Kevin Kohues vom Virus verschont. Nun erwischte es ihn nach zweieinhalb Jahren Pandemie doch. Angekündigt hatten sich die heftigen Symptome nicht.

von Kevin Kohues

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, 10.08.2022, 07:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Mittlerweile nervt es mich fast, wenn Leute sagen: „Ich bin wohl immun gegen dieses Virus.“ Dabei habe ich das bis vor wenigen Tagen selbst noch behauptet. Zuletzt am Dienstag, 2. August. Ein ganz normaler Tag. Im Büro prahle ich sogar noch gegenüber einem Kollegen, dass ich dieses Jahr noch nicht einen Tag krank gewesen sei. Selbst als meine Tochter sich in der Schule mit Corona ansteckte, konnte mir das Virus anscheinend nichts anhaben. Ich hatte weder Symptome noch ein positives Testergebnis.

Stechende Kopfschmerzen und Gliederschmerzen

Beschwingt verließ ich am Abend das Büro, aß mit der Familie zu Abend, brachte mit meiner Frau die Kinder ins Bett. Dann traf es mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ich fühlte mich plötzlich wahnsinnig erschöpft, einfach nur platt. Legte mich erstmal aufs Sofa, wollte mich ausruhen. Am Vortag hatte ich lange gearbeitet, in der Nacht wenig geschlafen. „Du bist halt müde“, dachte ich mir.

Im Laufe des Abends kamen die Symptome. Stechende Kopfschmerzen, Gliederschmerzen am ganzen Körper. Ich hatte plötzlich das Gefühl, mich kaum noch bewegen zu können. Jeder Schritt fiel schwer.

In einer schlaflosen Nacht auf den 3. August führte unser Autor einen Selbsttest durch – er fiel zum ersten Mal überhaupt positiv aus.

In einer schlaflosen Nacht auf den 3. August führte unser Autor einen Selbsttest durch – er fiel zum ersten Mal überhaupt positiv aus. © Kevin Kohues

Meine Frau und ich dachten das Gleiche: Corona. Ich „isolierte“ mich, indem ich nicht ins Bett ging, sondern auf dem Sofa blieb. An Schlaf war aber nicht zu denken. Obwohl ich mich extrem schlapp fühlte, schossen mir zig Gedanken durch den Kopf. Zu wem hattest du Kontakt, wen hast du möglicherweise angesteckt? Was machen wir, wenn wir jetzt alle richtig krank werden? Was musst du auf der Arbeit noch alles regeln, wenn du nicht arbeiten kannst? Welche Termine musst du absagen oder verschieben? Es war eine furchtbare Nacht. Mir war abwechselnd heiß und kalt und ich fühlte mich richtig elend.

PCR-Test bestätigt: Es ist wirklich Corona

Am nächsten Morgen zeigte meine Frau die gleichen Symptome. Ein PCR-Test in unserer Hausarztpraxis bestätigte unsere positiven Schnelltests: Wir hatten wirklich beide Corona, zweieinhalb Jahre nach Pandemiebeginn hatte es uns tatsächlich zum ersten Mal erwischt.

Das Testen an einer Art „Drive-In-Schalter“ auf dem Praxis-Parkplatz funktionierte übrigens genauso reibungslos wie die Info vom Gesundheitsamt. Per SMS meldete sich am Folgetag der Absender „Kreis Unna“ und teilte mir mit: „Es gibt neue Informationen zu Ihrer Quarantäne.“ Natürlich wusste ich zu dem Zeitpunkt längst, dass ich mindestens fünf und maximal zehn Tage in häuslicher Isolierung zu verbringen hätte.

Liebe Kinder und Freunde lassen die Tage gar nicht so schlimm werden

Fünf Tage mit Frau und Kindern zuhause, ohne die Chance auf nur einen Spaziergang, Einkauf oder sonst eine Möglichkeit der Abwechslung? Ehrlicherweise muss ich sagen: Die Vorstellung war nicht schön. Aber ehrlicherweise muss ich auch sagen: So richtig schlimm war es gar nicht.

Das lag vor allem daran, dass unsere beiden Mädchen richtig feine Antennen bewiesen haben und offenbar genau merkten, dass Mama und Papa mal ein paar Tage nicht „normal“ funktionierten. Kurz gesagt: Die Kinder waren echt lieb.

Sehr lieb war auch die Unterstützung aus dem Familien- und Freundeskreis. Man kaufte für uns ein, brachte ein Care-Paket vorbei, einen großen Topf Hühnersuppe, eine Schüssel Milchreis und Spielzeug für die Kinder.

Alles halb so wild also? In unserem Fall muss ich tatsächlich sagen: Ja. Drei Tage hatten wir heftige Symptome, doch dann war die Krankheit fast genauso plötzlich wieder weg, wie sie gekommen war.

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Und zu meinem abermaligen Erstaunen konnte ich mich nur fünf Tage nach dem positiven Test schon wieder freitesten. Einmal Corona und zurück. Verharmlosen will ich damit aber nichts. Ich kenne inzwischen die ganze Bandbreite von Fällen aus dem persönlichen Umfeld: Es gibt Leute, die hatten allenfalls einen leichten Schnupfen und haben sonst nichts von Corona bemerkt. Es gibt aber auch Leute, die wochenlang flach lagen. Und es gibt die Verstorbenen. Corona ist in seinen Ausprägungen und Varianten alles, aber nicht berechenbar.

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