PJ Harvey: Britischer Popstar spielt den Vampir-Blues

Konzert in Köln

Die britische Musikerin PJ Harvey ist seit jeher nicht nur für ihren ganz speziellen Mix aus Pop, Rock und Blues bekannt - sondern auch für die politischen Botschaften ihrer Songs. Mit denen spart sie auch auf der Tour zu ihrem aktuellen Album nicht, wie sie vor einem begeisterten Publikum im Kölner Palladium bewies.

KÖLN

, 17.10.2016, 15:29 Uhr / Lesedauer: 1 min
PJ Harvey schält sich aus der Dunkelheit.

PJ Harvey schält sich aus der Dunkelheit.

Popstar, Rock-Röhre, zarte und zerbrechliche Schönheit, furchteinflößender Vampir, der mit dem Saxophon einen dunklen Blues anstimmt. Das alles ist PJ Harvey. Die britische Sängerin und Songschreiberin machte im Kölner Palladium Halt auf ihrer Tour zum aktuellen Album „The Hope Six Demolition Project“ und verpasste auch älteren Songs dessen speziellen Soundcharakter.

Musik der Unterdrückten

Polly Jean Harvey hat ihren Blick seit dem Karrierestart 1992 immer mehr von Innen nach Außen gerichtet. Mit ihrem sehr politischen Album „Let England Shake“ erreichte sie vor drei Jahren zum ersten Mal die Top Ten der britischen Charts.

Der aktuelle Nachfolger, für den sie Reisen in verarmte Gebiete in Afghanistan, dem Kosovo und Washington D.C. unternahm, stand sogar auf Platz eins. Sein Sound ist inspiriert von Musikrichtungen, die von den unterdrückten afroamerikanischen Minderheiten geprägt wurden: Blues und Jazz. Statt E-Gitarren dominieren häufig Saxophone und treiben die Songs nach vorne.

Politische Botschaften

PJ Harvey selbst spielt am Abend ausschließlich Saxophon, wenn sie nicht als Sängerin an der Spitze ihrer neunköpfigen Band steht. Mit einer Stimme, die durchdringt bis ins Mark verbreitet sie politische Botschaften wie Mantra: „Was, wenn ich meine Probleme zu den United Nations bringe?“, fragt sie am Ende von „The Words That Maketh Murder“ Mal um Mal.

Die opulent besetzte Band, deren Mitglieder oft mehrere Instrumente spielen, erinnert an das kanadische Indie-Rock-Kollektiv The Arcade Fire. „Let England Shake“ ist bettet sie ein in eine Atmosphäre des Schwingens, Klingens, Kreisens. „The Ministry of Social Affairs“ ist ein angriffslustiger, dunkler Blues, „50ft Queenie“ ein selbstbewusstes, fast aggressives Stück Hardcore-Punk.

Der Applaus des anfangs eher stillen Publikums ist am Ende frenetisch – besonders, als die Sängerin mit einer wunderbar kantig rumpelnden Version von „Highway 61 Revisited“ dem diesjährigen Literatur-Nobelpreisträger Bob Dylan huldigt. 

 

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