„Phoenix des Lumières“ lässt die Kunst leuchten Immersive Kunstshow öffnet am Samstag

„Phoenix de Lumières“ lässt die Kunst leuchten
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Nicht kleckern, sondern klotzen, hat sich das französische Unternehmen „Culturespaces“ wohl gedacht. Zehn Millionen Euro haben Präsident Bruno Monnier und sein Team investiert, um die Phoenix-Halle (zuvor „Warsteiner Music Hall“) in Dortmund zu einem Zentrum für digitale Kunst umzubauen. „Wir erwarten 500.000 Besucher pro Jahr“, sagte Präsident Bruno Monnier am Mittwoch, als er die immersive Show der Presse vorstellte.

Doch was genau ist ab Samstag um neun Uhr in der einstigen Gasgebläsehalle eigentlich zu sehen? Der Begriff „Immersion“ ist dafür in aller Munde. Gemeint ist das Eintauchen in eine andere Welt.

Hochmoderne Videoprojektoren

Und so umgibt uns die einstündige immersive Show zuerst mit Werken von Gustav Klimt (30 Minuten), danach kommt Friedensreich Hundertwasser (15 Minuten) und zum Schluss gehen wir auf eine moderne „Journey“ (Reise, 4 Minuten) des Künstlerteams Nohlab.

115 hochmoderne Videoprojektoren der Firma Barco erwecken Kunst und Architektur auf Wänden und Fußböden, die Fläche beträgt rund 5600 Quadratmeter. Der Lebensbaum von Klimt – als Mosaik ab 1905 entstanden – fängt auf schwarzem Hintergrund an zu wachsen.

Gustav-Klimt-Motive
Die Gustav-Klimt-Motive ergeben tolle Fotos. © Oliver Schaper

Heftig prächtig

Berühmte Gemälde aus der „goldenen Phase“ des Malers wie „Der Kuss“ (1908/09) und „Adele Bloch-Bauer“ (1907) lassen eine junge Presse-Kollegin sanft dahinschmelzen, während eine andere „Kitsch“ murmelt und meint: „Gleich kommt Sissi um die Ecke“.

Tatsächlich ist bei Klimt nicht alles Gold, was glänzt. Die Musik von Beethoven über Johann Strauß (Sohn) bis Franz Lehár ist pompös und war beim Termin recht laut. Die Säulen und Kronleuchter aus dem Winer Burgtheater sind ein bisschen zu heftig prächtig. Zudem gibt es viele Wien-Impressionen, bevor es mit Klimt wirklich losgeht.

Knallblaue Wogen

Der Wow-Effekt, die typische fassungslose Begeisterung bei immersiven Shows, kommt mit Friedensreich Hundertwasser (1928-2000) richtig auf. Die Viertelstunde mit seinen Werken bietet pure Freude – und macht seinem Künstlernamen alle Ehre.

Knallblaue Wogen rollen an uns vorbei, bunte Schiffe wie von Kinderhand gemalt fahren über die Wände. Ein Vogel zwitschert im Baum, die Figuren des Malers stecken liebevoll die Köpfe zusammen. Die Worte „Save The Seas“ beweisen, wie sehr dieser geniale Maler und Architekt seiner Zeit voraus war.

Präsident Bruno Monnier M.), der Dortmunder Direktor Renaud Derbin (r.) und Kreativdirektor Gianfranco Ianuzzi
Präsident Bruno Monnier (M.), der Dortmunder Direktor Renaud Derbin (r.) und Kreativdirektor Gianfranco Ianuzzi © Oliver Schaper

Wie von Zauberhand

Und dann wird es fast noch besser: Die „Journey“ (Reise) ist für die immersiven Projektion geschaffen, Linien finden zusammen und streben auseinander, der Boden dreht sich unter einem weg, fast wird einem schwindelig vor so viel Geschwindigkeit. Wie von Zauberhand setzten sich die Fragment zu einem Menschen zusammen, der seinen Zug nicht verpassen will – grandios.

„Culturespaces“ hat die Industriekultur-Halle im neuen Dortmunder Gewerbegebiet Phoenix-West übrigens für zehn Jahre gemietet und mit Einbauten versehen, die zum Beispiel den Grubenlüftern eines Bergwerks oder den Winderhitzern eines Hochofen ähneln. Wichtiger Tipp: In einer dieser „Hütten“ werden Musik und Bilder genau erklärt.

Nicht die perfekte Wahl

Also geschwind zu Klimt? Insgesamt lässt sich der Besucher klar empfehlen. Allerdings war Klimt vielleicht nicht so ganz die perfekte erste Wahl fürs Ruhrgebiet. Aber der Rest reißt alles raus. Immersive Show gelten übrigens nicht als Konkurrenz für Museen, sondern als eine ganz eigene Art, Kunst zu erleben.

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Phoenix des Lumières in Dortmund: „Gustav Klimt – Hundertwasser – Journey“, Phoenix Platz 4, 28.1.-31.12.2023, Mo-Do und So 9-17, Fr/Sa 9-21 Uhr, Eintritt 15 Euro, Senioren ab 65 Jahre 14, Studierende 13, Kinder und Jugendliche (5-17 Jahre) 10 Euro, Familientarif (2 Erwachsene, zwei Kinder 5-17 Jahre) 40 Euro, Kinder unter 5 Jahren kostenlos. Großer Parkplatz. Karten online oder spontan vor Ort.