Woher hat das Ruhrgebiet eigentlich seinen Namen? Das Ruhr Museum hat die Antwort

Woher hat das Ruhrgebiet eigentlich seinen Namen?:
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Sie kamen in langen Kolonnen auf Fahrrädern, Pferden und Panzern. Der 11. Januar 1923 markierte den Beginn der Ruhrbesetzung. Dabei entstand auch die Bezeichnung „Ruhrgebiet“, die bis dahin noch niemand benutzt hatte.

Die Erfahrungen der deutschen Bevölkerung und der ausländischen Truppen werden in der neuen Ausstellung im Essener Ruhr Museum „Hände weg vom Ruhrgebiet! Die Ruhrbesetzung 1923-1925“ thematisiert und dargestellt. Mit mehr als 200 eindrucksvollen Exponaten ermöglicht die Schau einen Blick hinter die Kulissen von drei historisch bedeutsamen Jahren.

Aktueller Bezug

Mit der Besetzung des Bahnhofes am 11. Januar 1923, begann ein geschichtliches Kapitel, welches derzeit durch den Ukraine-Krieg an Aktualität gewinnt. Dies sei auch der ausschlaggebende Grund gewesen, die Ausstellung zu präsentieren, erklärt Heinrich Theodor Grütter Direktor des Ruhr Museums.

Ausstellung "Hände weg vom Ruhrgebiet" im Ruhr Museum in Essen
Die belgischen Truppen kamen auf Fahrrädern ins Ruhrgebiet. Ein echtes aus 1923 ist in der Ausstellung "Hände weg vom Ruhrgebiet" im Ruhr Museum in Essen ausgestellt. © Ruhr Museum

Sechs Kapitel

In sechs räumlich getrennten Ausstellungs-Kapiteln vermittelt die Präsentation einen Blick auf das Thema aus verschiedenen Perspektiven. „Es waren nämlich nicht nur die bösen Franzosen“, sagt Grütter.

Die in Teilen der deutschen Gesellschaft verwurzelte „Falschdeutung der Besetzung“ spiele auch in dieser Schau eine entscheidende Rolle.

Zeichen der Machtdemonstration

Sowohl die Ausstellung als auch die Besetzung beginnt mit einer klaren Machtdemonstration: In einem Glaskasten steht ein noch funktionstüchtiges Maschinengewehr der Franzosen. Viele solcher Gewehre wurden 1923 auf das Essener Rathaus gerichtet.

Der mehr als 100 Jahre alte Schreibtisch von Hans Luther, dem damaligen Essener Oberbürgermeister, symbolisiert den Beginn des passiven Widerstands. Auf Schautafeln ist in der Ausstellung dazu eine Geschichte zu lesen, die die Hintergründe anschaulich erklärt.

Unumstrittener Hass

Eine erstmalige Auswertung von noch nie ausgestellten Postkarten, die französische Soldaten in die Heimat geschickt haben, zeige, dass nicht nur Hass zwischen den verschiedenen Nationalitäten herrschte, sondern auch Freundschaft.

Doch der Hass war unumstritten stark – wie die Plakate in der Präsentation belegen. „Ein Kampf der Worte und Bilder“, so beschreibt Andreas Zolper, einer der Kuratoren der Essener Ausstellung, den Alltag der Ruhrbesetzung.

Beide Seiten hätten versucht, auf eine sehr brachiale Weise der deutschen und internationalen Öffentlichkeit ihre Seite zu begründen. Die sogenannte „Propagandaschlacht“ sei auf Seiten der Deutschen überspitzt nationalistisch und voll von Rassismus und Sexismus gewesen, so Andreas Zolper.

Propaganda Plakat der Deutschen gegen die Ruhrbesetzung
Propagandaplakat gegen die Besetzung des Ruhrgebiets 1923. © bpk

Multimediale Zeitreise

Die Ausstellung bietet eine multimediale Zeitreise in die Jahre 1923 bis 1925. Sie führt die Besucher sowohl chronologisch als auch thematisch durch die Besatzungszeit und vermittelt ihnen Alltagserfahrungen der deutschen Bevölkerung und französischen und belgischen Soldaten.

Mit gut erklärten Texten und Stummfilmen werden die Ausstellungsstücke in den Vitrinen und an den Wänden ergänzt. Zu sehen ist eine internationale Zusammenstellung besonderer Exponate – aus Deutschland, Frankreich und Belgien –, die gerade aktuell nicht nur einen Blick in die Vergangenheit ermöglicht, sondern auch Parallelen zur Gegenwart erkennen lässt.

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