Pfeilschifter: «Muss sich einiges ändern beim Schützenbund»

Erst sollte ihr der Anfangsdruck von der ersten Medaille genommen werden, doch plötzlich lastete die noch größere Erwartungshaltung vom ganzen Schützen-Team auf Sonja Pfeilschifter.

London (dpa)

05.08.2012, 09:48 Uhr / Lesedauer: 2 min

Sonja Pfeilschifter war nach ihrem Schieß-Wettkampf mächtig enttäuscht. Foto: Marius Becker

Sonja Pfeilschifter war nach ihrem Schieß-Wettkampf mächtig enttäuscht. Foto: Marius Becker

Nach starkem Wettkampfbeginn geriet sie unter Zeitdruck und scheiterte in der Qualifikation. Im fünften Anlauf hat sie eine Medaille bei Olympia verpasst. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa spricht sie über ihre Enttäuschung und kritisiert zugleich den Deutschen Schützenbund.

Sie lagen klar auf Medaillenkurs, dann kommt die verflixte letzte Serie. Haben Sie schon Erklärungen für das Aus in der Qualifikation?

Pfeilschifter: «Der Wettkampf war so, wie ich ihn mir vorgestellt habe, hinten wurde dann die Zeit zu knapp. Ich hätte sicherlich die fünf Schuss Probe weglassen können, doch ich wollte mir da die Sicherheit holen. Hinterher ist man immer schlauer. Wenn ich am Anfang rumzocke, verliere ich einfach zu viele Ringe. Ich wollte liegend und stehend auf jeden Fall hundert Prozent geben, denn ich hatte mir vorgenommen, dass ich jeden Schuss wirklich sauber mache. Zum Schluss wurde die Zeit dann richtig knapp, der Wind etwas zu heftig und ich musste etwas riskieren. Der Schuss ging eben nach hinten los, da kam ich in die Bredouille.»

Wird es einen erneuten Olympia-Anlauf, Versuch Nummer sechs für eine Medaille geben?

Pfeilschifter: «Ich weiß es nicht genau, aber wahrscheinlich nicht. Ich schmeiße jetzt nicht alles hin, das auf jeden Fall nicht. Ich weiß ja, dass ich es kann. Die nächsten zwei Jahre werde ich noch weitermachen.»

Wie denken sie nach dem Wettkampf über ihrer Nichtberücksichtigung im Luftgewehr?

Pfeilschifter: «Ich konnten die ganzen Faktoren des vergangenen halben Jahres super ausblenden. Von dem her war es super, da war ich echt stolz auf mich. Aber man macht sich schon Gedanken darüber. Die lassen es dich irgendwo spüren, man merkt es an der ganzen Atmosphäre, dass irgendwas in der Luft liegt. Sie meinten, sie nehmen mir den Druck der ersten Medaille, doch vier Tage später wollen sie die Goldmedaille, da war der Druck nicht minder. Meine Meinung zählt da jetzt nicht. Du kannst da als Sportler machen was du willst, du bist immer der Verlierer.»

Muss sich etwas ändern beim Deutschen Schützenbund?

Pfeilschifter: «Ja sicher, es muss sich einiges ändern beim Deutschen Schützenbund. Wenn ich jetzt meine Meinung sage, wird sich auch nichts ändern. Ich hoffe aber, dass jetzt mal einige Leute aufwachen. Dass sich was ändern muss, das sieht man ja. Wir werden immer hingestellt, wir sind die Schlechten, wir bringen unsere Leistung nicht, bla bla bla. Doch was im Hintergrund alles abläuft, was da alles schief läuft, das dringt ja nicht nach außen.»

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