Pegida hetzt gegen Kinderschokolade-Bilder
Boateng und Gündogan
Der Süßwarenhersteller Ferrero hat mal wieder Fußballer-Bilder auf seine Kinderschokolade-Packungen gedruckt. Pünktlich zur Europameisterschaft prangen die Kinderbilder von elf Spielern auf den Schachteln. Besonders die Konterfeis von zwei Spielern passen dabei einigen Pegida-Anhängern nicht. Ein bizarrer Fall, findet ein Experte für Rechtsextremismus.
Ein Pegida-Bündnis vom Bodensee hat auf Facebook ein Bild mit zwei PackungenTafeln mit Kinderschokolade gepostet, auf denen Kinderbilder von Ilkay Gündogan und Jérôme Boateng zu sehen sind. Dazu schreibt die Pegida-Gruppe: "Vor nichts wird Halt gemacht. Gibt es die echt so zu kaufen? oder ist das ein Scherz?" Dazu ein Emoticon, das Entsetzen ausdrücken soll.
Die Pegida-Gruppe vom Bodensee teilt auch zahlreiche Artikel über Straftaten, die angeblich von Menschen mit ausländischem Hintergrund begangen worden sein sollen. In der Gruppenbeschreibung gibt "Pegida Bodensee" an, dass sie "friedlich" (geschrieben in Großbuchtstaben) zeigen wolle, dass sie "mit der aktuellen Politik nicht zufrieden" sei.
Der Kommentar über die Schokolade wurde über 250-mal geteilt und fast ebenso oft kommentiert. Einige davon äußern sich tatsächlich abfällig über die Bilder der Nationalspieler, andere richten sich gegen die Gruppe.
Auch schon beim Adventskalender Empörung
Eine ähnliche Form von Empörung hatte Ende des vergangenen Jahres ein Adventskalender der Firma Lindt hervorgerufen. Damals hatten, ebenfalls bei Facebook, Nutzer beklagt, dass das Bild auf dem Adventskalender einer Moschee ähnele. Obwohl es den Kalender schon seit Jahren gab. Ursprünglich losgetreten hatte die umstrittene Aktion der islamfeindliche Blog "Politically Incorrect."
Auch die Kinderschokoladen-Bilder sind nicht neu. Bereits zur WM 2014 hatte der italienische Konzern Ferrero eine entsprechende Sonderedition herausgebracht, zum Beispiel mit Michael Ballack, Benedikt Höwedes, Jens Lehmann oder auch Sami Khedira. Diese Edition sorgte allerdings nicht für großen Unmut in den Sozialen Netzwerken.
Auch Ferrero hat inzwischen über die Sozialen Netzwerke reagiert und stellt sich entschieden gegen die rassistischen Anfeindungen: "Wir von Ferrero möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich von jeglicher Form von Rassismus distanzieren. Wir akzeptieren und tolerieren diese auch nicht in unseren Facebook-Communities." Darüber hinaus wollte die Firma auf Anfrage keine weiteren Statements abgeben.
Eine satirische Antwort auf Anfeindung
Gerade im Kontext von Fußball ist Rassismus ein häufig auftretendes Problem. Bereits vor der WM 2006 hatten sich die Nationalspieler Gerald Asamoah und Patrick Owomoyela juristisch gegen Verunglimpfung durch die rechtsradikale Partei NPD wehren müssen und dabei Beistand durch den DFB bekommen. Die NPD hatte damals einen WM-Planer herausgegeben, in dem sie den deutschen Nationalspieler rassistisch beleidigte. Asamoah hatte später gesagt, er hatte sogar überlegt, nach dem dritten Platz im "Sommermärchen" zurückzutreten, wenn er von den Fans nicht gewünscht sei.
Das Fußball-Magazin "11 Freunde" hat unterdessen einen satirischen Beitrag als Unterstützung für die Spieler veröffentlicht und eine "eigene" Kinderschokolade-Edition gebastelt:
Natürlich gibt es jetzt auch eine Sonderedition für alle Rassisten #Kinderschokoladepic.twitter.com/AEvVLfaaj4
— 11FREUNDE_de (@11Freunde_de)