„Paterson“ ist die Antwort auf das Turbo-Kino

Neu im Kino

Jim Jarmusch ist ein Regisseur, der gerne nach dem Moment luzider Stille sucht, wo sich an kleinen, banalen Dingen Wahrheit und Erkenntniss festmachen lassen. Das probiert er auch in seinem neuen Film "Paterson", der von einem Schöngeist (Adam Driver) erzählt, der im Brotberuf Busfahrer, in seiner Seele ein Dichter ist. Der Film will so manches sein - Ode an die Provinz, Loblied auf ein Leben ohne Hektik und Ambitionen, vielleicht die Antwort auf Hollywoods Turbo-Kino.

von Kai-Uwe Brinkmann

17.11.2016, 15:16 Uhr / Lesedauer: 1 min
Paterson (Adam Driver) schwärmt von Poesie, Freundin Laura (Golshifteh Farahani) liebt schwarzweiße Möbel.

Paterson (Adam Driver) schwärmt von Poesie, Freundin Laura (Golshifteh Farahani) liebt schwarzweiße Möbel.

Früher bei Jarmusch war Musik ein sinnstiftendes Element. Figuren drifteten durch öde Orte, die erst durch Sound Magie gewannen. In "Stranger Than Paradise" sorgte ein Screamin' Jay Hawkins-Hit für schräge Grandezza, das "untote" Memphis von "Mystery Train" bekommt durch Elvis' Geist seinen Charme.

Immer gab es Zen-Momente bei Jarmusch, die besten in "Dead Man", seiner Verbeugung vor dem Western und der Spiritualität der Indianer, großartig fotografiert, mit der fröstelnden Gitarre von Neil Young.

Schlicht gedrechselt

Warum hier von alten Jarmusch-Filme die Rede ist? Weil der neue bloß lahmes, bemühtes, selbstgefälliges, beifallheischendes Kunsthandwerk ist. So schlicht gedrechselt, man könnte meinen, Jarmusch appelliere an das Kind im Zuschauer, würden uns die Ticks und Witzchen, mit denen die "Handlung" garniert ist, nicht schwer auf den Geist gehen.

Busfahrer Paterson, zuhause in Paterson, Fan eines Gedichtes von William Carlos Williams ("Paterson" ), steht auf, geht zur Arbeit, nordet den Briefkasten ein.

Gedichte über Streichholzschachteln

Jeden Tag das gleiche. Im Keller schreibt er Gedichte über Streichholzschachteln, seine Freundin (Golshifteh Farahani), Amateur-Designerin, bemalt die Möbel schwarz und weiß. Die Bulldogge der beiden wird als Komiker eingesetzt. Ein Barkeeper spricht von Iggy Pop, und Jim Jarmusch aus jeder Szene.

Ist es Poesie, wenn von Poesie gefaselt wird? Ist es Kunst, wenn ritualisierte Wiederholung wie ein Versmaß aufbereitet wird? Ist es Zen-Meditation, wenn nichts passiert? Pustekuchen - es ist einfach stinklangweilig.

 

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