
Eine große Familie hat viele Schuhe. Wohin damit? Das ist täglich aufs Neue eine gute Frage, findet Papatastisch-Autor Thomas Raulf. © Raulf/Archiv
Von Adilette bis Arbeitsschuh und Haufen überall: Unser Schuh-Memory
Papatastisch
Vorsicht: Wer einen im Weg liegenden Kinderschuh zur Seite kickt, sollte sichergehen, dass keine Stahlkappe drinsteckt. Könnten wir all unsere Schuhe doch einmal vernünftig lagern: Es wäre papatastisch.
Haufenweise Schuhe: Das Thema Fußbekleidung reicht bei uns von Einzelfunden unter dem Sofa über stolpergefährliche Haufen bis hin zur Socken-Sammelleidenschaft. Und jetzt kommen doch tatsächlich auch noch die Badelatschen zurück.
Mein Sohn schlurfte jetzt in Adiletten durch den Ferienpark. Wir verbrachten ein paar Tage im Sauerland, und der große Filius war zu faul, seine Wanderschuhe aus dem Auto zu holen. Also ging er in Badelatschen zum Ferienhäuschen. Ehrlicherweise muss ich sagen: „Schlurfen“ stimmt gar nicht. Die Übung macht’s: Ich musste den jungen Mann loben, dass er strammen Schrittes unterwegs war und gar kein Schlappen-Geräusch machte. „Klar. Sind ja auch keine Flipflops, Papa.“
Schlappe oder Socke: Hauptsache Streifen
Die Schuhmode in meiner Familie entwickelt sich wieder hin zum Höhepunkt der Gummi-Lässigkeit mit Streifen: Adiletten. Wir sind schon froh, dass die Jungs sich diese Dinger für den Schulweg noch verkneifen können. Sonst könnten sie ja auch gleich im Bademantel losziehen wie Arthur Dent oder Udo Jürgens.
Streifen sind natürlich nicht nur auf den Schlappen sondern auch an den Socken, an den weißen Tennissocken. Ich hatte schon einmal angedeutet, dass auch diese Mode wieder da ist. Bei meinem jüngsten Sohn, der natürlich so cool sein will wie sein großer Bruder und dessen Freunde, wird dieser Trend gerade zu einer Sammelleidenschaft. Der Kurze mopst sich doch wirklich Socken von seinen Geschwistern für seine Sammlung. Regelmäßig geht ein wütender Aufschrei durchs Haus, wenn jemand von den drei Großen in seiner Schublade ins Leere greift.
Schuhregale neigen zu Inkontinenz
Für Strümpfe gibt es Schubladen. Für Schuhe leider nicht. Und es sind einige. Wohin damit? Es existiert ein Zwei-Etagen Regal (Erwachsene) in der Garderobe und eines im Treppenhaus (Kinder). Dann ist da noch eine Art dynamischer Haufen auf der Terrasse: Schuhe, die im Garten getragen werden. Schuhe, die gerade saisonbedingt gar nicht getragen werden sind auch noch da. Sie wohnen im Keller in mehreren Schränken.
Leider neigen alle Lagerstätten zu so etwas wie Inkontinenz. Was sie ordnen sollen, können sie nicht immer bei sich behalten. Besonders toll ist das im Treppenhaus: Halbdunkel, ich bin morgens noch oder abends wieder müde, und – „Rumms“ – stolpere ich über den losen Schuhhaufen. Eines der Hindernisse trat ich dann missmutig aus dem Weg. Es war ausgerechnet einer der „Arbeitsschuhe“ des angehenden, neunjährigen Hobbylandwirts. Die haben wir ja auch noch: mit säureresistener Sohle und – „aua“ – eingebauter Stahlkappe. Nun verstehe ich auch, warum einzelne Schuhe immer mal wieder unter dem Sofa oder dem Couchtisch liegen: Da kann sich niemand daran verletzen.
Aber muss man das alles immer so streng sehen? Ich bin auch mal faul und lasse Schuhe rumstehen. Dass ich nie alte aussortiere („Wieso, die sind doch noch gut...“) trägt nicht gerade zur Problemlösung bei.
Und manchmal ergeben sich aus dem Chaos der Fußbekleidung auch kreative Ideen. Letztens im Ferienhäuschen – wo man ja nun wirklich auch mal faul sein darf – wurde ein Foto gemacht vom Schuh-Sammelsurium, das dann in der Familien-Whatsapp-Gruppe auftauchte. Der Kommentar: „Ist ja ein Memoryspiel (Smiley)“
Jahrgang 1979, stammt aus dem Grenzgebiet Ruhr-Sauerland-Börde. Verheiratet und vierfacher Vater. Mag am Lokaljournalismus die Vielfalt der Themen und Begegnung mit Menschen. Liest immer noch gerne Zeitung auf Papier.
