Manchmal müssen sich Menschen in sich hineinhorchen und für sich selbst die Eltern sein, die sie gerne hätten, sagt Paartherapeutin Jennifer Angersbach.

Manchmal müssen sich Menschen in sich hineinhorchen und für sich selbst die Eltern sein, die sie gerne hätten, sagt Paartherapeutin Jennifer Angersbach. © Darius Bashar on Unsplash

Paartherapeutin gibt vier Impulse, wie wir mit uns selbst ins Reine kommen

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Egal, ob alleine oder auf dem Weg in eine Partnerschaft: Selbstzweifel haben viele Menschen. Paartherapeutin Jennifer Angersbach sieht eine Ursache in schlechten Erfahrungen, die korrigierbar sind.

Unna

, 11.06.2022, 14:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Das, was uns vorenthalten wurde, können wir uns selbst geben – aber nur, wenn wir einsehen, dass es uns fehlt“, sagt Jennifer Angersbach. Die Paartherapeutin aus Unna denkt dabei vor allem an fehlende Liebe, Anerkennung, ein offenes Ohr in der Kindheit. Aber auch in der Schule, im Beruf, im Freundeskreis oder in Beziehungen können Menschen ähnlich schlechte Erfahrungen machen wie mit den eigenen Eltern.

„Wer lange nicht gehört wurde, hört irgendwann auf, sich Gehör zu verschaffen“, sagt die Paartherapeutin. Und wenn Menschen in diesem Punkt nicht mehr auf sich Acht geben, geraten sie schnell in eine Spirale negativer Erfahrungen. Läuft es weder auf der Arbeit noch in der Beziehung, suchen sie die Schuld bei sich selbst.

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Dabei sollte man sich eigentlich eingestehen, was einem fehlt, sagt Jennifer Angersbach. „Daran scheitern wir oft.“ Es ist einfacher, sich zu sagen „Ich bin nicht schwach“, als sich einzugestehen, dass man manchmal gerne schwach wäre. Probleme beim Empfinden und Verhalten von heute in der eigenen Kindheit zu suchen, falle vielen Menschen ebenso schwer. Denn das Negative werde häufig verdrängt.

Was kann man also tun, um sich selbst ein gutes Elternteil zu sein?

1. Nähre dich nach: Jeder Mensch sollte für sich sorgen, sich die Erlaubnis geben, Dinge zu tun, zu sagen und einzufordern, sich auch mal eine Pause gönnen, wenn man sie braucht – und nicht, wenn man das Gefühl hat, genug dafür getan zu haben. Manchmal helfe es, Geld für sich auszugeben, zu weinen, sich etwas Aufwendiges zu kochen oder sich Freiraum zu organisieren – auch, indem man andere um Hilfe bittet. Paartherapeutin Jennifer Angersbach rät dazu, sich in jeglicher Hinsicht etwas Gutes zu tun.

2. Korrigiere deine Erfahrungen: Menschen können sich hervorragend anpassen, das sichert unser Überleben. Wer immer Ablehnung erfuhr, passt sich an, hört auf sich zu zeigen, und versucht gar Emotionen zu unterdrücken. Deshalb sollte man sich eine sichere Umgebung suchen, in der es erlaubt ist, Schwäche zu zeigen. In der es Menschen gibt, die zuhören. Und man sollte aus dieser positiven Erfahrung lernen. Das sei nicht einfach und brauche Mut, so Jennifer Angersbach.

3. Akzeptiere dich und die Gegebenheiten: Ohne Akzeptanz sind wir ständig im Kampf mit uns selbst und der Welt, in der wir leben, erklärt die Paartherapeutin. Zu viele Menschen haben ein Bild von sich, dem sie gar nicht entsprechen, Menschen belügen sich selbst, statt ihr Selbstbild und die Ansprüche an sich zu ändern. „Akzeptanz gelingt uns, wenn wir uns unserer selbst so gut wie möglich bewusst sind. Rede dir selbst gut zu“, rät Angersbach. „Es ist nicht schlimm, wenn wir mal einen Fehler machen und es gibt Dinge, die wir nicht beeinflussen können. Versuche zu akzeptieren, dass du manchmal klein und schwach und ausgeliefert bist. Das passiert nicht nur Kindern.“

4. Ändere die Art, wie du mit dir und über dich sprichst: „Stell dich nicht so an, heule doch nicht so rum, sei nicht so sensibel; ist doch klar, dass er dich nicht will, so wie du ausschaust... .“ So oder so ähnlich haben viele Menschen schon mit sich selbst gesprochen. Jennifer Angersbach stellt die Frage: „Wie oft sagen wir das zu uns selbst und wie oft haben andere es zu uns gesagt?“ Denn manche Dinge muss man nur oft genug hören, um sie sich zu eigen zu machen. Statt Abwertung sollten sich Menschen gut zureden. „Vielleicht gelingt es uns, den einen oder anderen Impuls umzusetzen.“

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„Würde das Kind in dir sich in deinem Leben wohlfühlen und dich stolz und anerkennend anlächeln – und was müsstest du verändern, damit dem so wäre?“, fragt die Paartherapeutin.