Oscars 2022: Ohrfeigen-Eklat um Will Smith – „Coda“ als bester Film ausgezeichnet
Academy Awards
Bei den Oscars 2022 ist es zu einem Eklat um Will Smith gekommen. Der Schauspieler verpasste dem Komiker Chris Rock eine Backpfeife – und staubte danach den Oscar als bester Hauptdarsteller ab.

Moderator Chris Rock bekommt von Will Smith eine Ohrfeige versetzt. © Chris Pizzello/Invision/AP/dpa
Los Angeles (dpa) - Eklat bei der Oscar-Verleihung: Schauspieler Will Smith ist scheinbar wutentbrannt auf die Bühne gelaufen und hat seinem Kollegen Chris Rock eine Ohrfeige gegeben, weil dieser einen Witz über Smiths Ehefrau gemacht hatte.
Dann kehrte Smith auf seinen Platz zurück und beschimpfte Rock. Kurz darauf wurde Smith für seine Rolle in dem Tennisdrama „King Richard“ als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Während seiner emotionalen Dankesrede weinte er. Ohne den Vorfall direkt anzusprechen entschuldigte er sich bei der US-Filmakademie und den anderen Nominierten - bei Chris Rock jedoch nicht. Er erhielt Standing Ovations der Gala-Gäste.
The Full Uncensored video of Will Smith’s altercation with Chris Rock at the #Oscars pic.twitter.com/cGQ3plSEiz
— Movies (@moreoffilms) March 28, 2022
Der Komiker Rock, bekannt für scharfzüngige Witze, hatte sich in einer launigen Anmoderation an Smiths Frau Jada Pinkett Smith gewandt und mit Blick auf ihren kahlgeschorenen Kopf gewitzelt: „G.I. Jane 2 - ich kann es nicht abwarten, das zu sehen.“ - eine Anspielung auf den Film „G.I. Jane“, in dem sich Demi Moore als Soldatin den Kopf rasierte. Jada Pinkett Smith hatte in der Vergangenheit mehrmals über ihren krankhaften Haarausfall gesprochen, eine sogenannte Alopecia.
Zunächst lachte Will Smith noch darüber, während seine Frau das Gesicht verzog. Dann stand er von seinem Platz auf und ging auf die Bühne. Nach der Ohrfeige rief Smith von seinem Sitz aus in Rocks Richtung: „Lass den Namen meiner Frau aus Deinem verdammten Mund!“ - dabei benutzte er zweimal das im US-Fernsehen verpönte Wort „fucking“, das in der US-Übertragung mit einem Piepton übertönt wurde.
„Die größte Nacht in der Geschichte des Fernsehens“
Rock wirkte nach dem Vorfall leicht konsterniert, fing sich aber schnell wieder und witzelte noch: „Das war die größte Nacht in der Geschichte des Fernsehens.“ Nach dem Ende der Show veröffentlichte der US-Sender ABC eine Mitteilung der Polizei von Los Angeles, wonach diese von einem Vorfall bei der Verleihung wisse, bei dem eine Person eine andere geohrfeigt habe. Der Angegriffene habe es abgelehnt, den Vorfall anzuzeigen.
Direkt nach dem Vorfall hatten sich viele Fans in den sozialen Medien und auch Beobachter in US-Medien gefragt, ob es sich um einen tatsächlichen Wutausbruch von Will Smith gehandelt hatte oder um eine abgesprochene Szene. Die Dankesrede von Smith ließ aber vermuten, dass er tatsächlich kurzzeitig die Beherrschung verloren hatte.
„Du musst Deine Familie beschützen“, sagte er - so wie seine Filmfigur des Richard Williams das mit den Töchtern Venus und Serena gemacht habe. Die Kunst imitiere manchmal das Leben, ergänzte er mit einem Lächeln, während ihm Tränen über die Wangen liefen. „Ich wirke wie der verrückte Vater“ - etwas, was Richard Williams auch vorgeworfen worden sei. Dabei wolle er ein Botschafter der Liebe und Fürsorge sein. „Ich entschuldige mich bei der Akademie und meinen Mitnominierten.“ Er hoffe, er werde wieder eingeladen.
„Coda“ erhält Oscar als bester Film
Währenddessen ist die Tragikomödie „Coda“ als bester Film mit einem Oscar ausgezeichnet worden. Regisseurin Siân Heder erzählt darin von einem Mädchen, das in einer gehörlosen Fischerfamilie aufwächst.
Der Film gewann insgesamt drei Auszeichnungen, wie die US-Filmakademie in der Nacht zum Montag bekanntgab. Erstmals hat damit ein Film eines Streamingdienstes den Oscar in dieser Kategorie geholt - der Film läuft beim Anbieter Apple TV+.

Die Darsteller und die Crew von «Coda» nehmen den Preis für den besten Film entgegen. © Chris Pizzello/Invision/AP/dpa
Die meisten Auszeichnungen gingen an das Sciene-Fiction-Epos „Dune“. Ausgezeichnet wurde der Film unter anderem für die beste Filmmusik und die besten visuellen Effekte. Für Komponist Hans Zimmer und den Effektexperten Gerd Nefzer - zwei Filmschaffende, die aus Deutschland kommen - ist es jeweils der zweite Oscar.
Gehörloser Schauspieler Kotsur ausgezeichnet
Schauspielerin Jessica Chastain gewann den Oscar als beste Hauptdarstellerin für „The Eyes Of Tammy Faye“. Der Western „The Power of the Dog“ von Jane Campion, der mit zwölf Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangen war, gewann letztlich nur eine Auszeichnung für die beste Regie. Prämiert wurden auch der „James Bond“-Titelsong von Billie Eilish und der Animationsfilm „Encanto“. Der Oscar für den besten ausländischen Film ging an „Drive My Car“ des japanischen Regisseurs Ryusuke Hamaguchi.
Als bester Nebendarsteller wurde der gehörlose Schauspieler Troy Kotsur geehrt, der in „Coda“ den Familienvater spielt. Ariana DeBose gewann den Oscar als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle im Musical „West Side Story“. Sie sagte zum Publikum: „Sie sehen hier eine offen queere, nicht-weiße Frau, eine Afro-Latina, die ihre Kraft und ihr Leben durch die Kunst gefunden hat.“
Debatte um Zuschaltung Selenskyjs
Während der Sendung wurde auch zu einem Schweigemoment aufgerufen: „Wir bitten Sie, die Ukraine auf jede erdenkliche Weise zu unterstützen.“ Einige Gäste trugen blaue Bänder mit der Aufschrift „WithRefugees“.
Vorab hatte Schauspieler Sean Penn zu einem Boykott der Gala aufgerufen, falls sie ohne den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj stattfinden sollte. Er selbst würde seine beiden Oscar-Statuen aus Protest „einschmelzen“, sagte Penn. Selenskyj wurde im Dolby Theatre nicht zugeschaltet.