Frag doch Onkel Max: Warum sind alte Dampfloks immer schwarz?

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Frag doch Onkel Max: Warum sind alte Dampfloks immer schwarz?

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Onkel Max beantwortet hier die Alltagsfragen der Leserinnen und Leser, seiner Nichten und Neffen, wie er sie liebevoll nennt. Diesmal geht es um die Dampfloks.

09.04.2022, 19:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Einige technikbegeisterte Neffen fragen: Warum sind alte Dampfloks immer schwarz und das Räderwerk rot? Christian Mann von der Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum klärt dazu auf. Schwarze Dampflokomotiven mit roten Rädern gibt es in Deutschland seit der Zeit nach 1920.

In diesem Jahr wurde die Deutsche Reichsbahn gegründet. Zuvor gab es nur Länderbahnen, wie zum Beispiel in Preußen als größtes Land oder Oldenburg als einer der kleineren Ländervertreter, deren Dampflokomotiven verschiedenen Schattierungen aufwiesen.

Wie heute auch war die Eisenbahn in einer stetigen Entwicklung, was sich letztendlich in verschiedenen Farbgebungen ausgedrückt hat. Daher der lange Schwenk in die Historie.

Druck der damaligen Alliierten nahm zu

Die Existenz der deutschen Länderbahnen endete durch die Niederlage des Ersten Weltkrieges (1914 bis 1918) sowie dem Druck der damaligen Alliierten, die von einer vereinigten Deutschen Reichsbahn eine bessere Bezahlung der deutschen Kriegsschulden erwartet haben. Damals erwirtschafteten die Eisenbahnen weltweit noch gute Gewinne. Daher sollte die Deutsche Reichsbahn die Schulden des neuen Deutschen Reiches, der späteren Weimarer Republik, bezahlen.

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Nun zu den Farbgebungen. Die erwähnten deutschen Länderbahnen hatten meistens nicht dieses schwarz-rote Aussehen, sondern waren, je nach Land und Lokbauart, in anderen Farben gestrichen. Dies betraf auch Eisenbahngesellschaften im Ausland, die ihre „bunten“ Farben auch nach 1920 noch weiter nutzten. Es wurde früher bei vielen Bahnen sehr oft ein dunkles grün oder blau, aber auch braun genutzt. Für besondere Lokomotiven nahm man auch gerne ein auffälliges Rot. Bei der Reichsbahn wurde dieses durch die Vereinheitlichung in den Zwanzigerjahren beendet.

Die Deutsche Reichsbahn hatte ab 1920 das Problem der Nutzung von verschiedenen Länderbahnlokomotiven mit natürlich unterschiedlichen Normen was die Technik, aber auch die Farbgebung betraf.

Reichsbahn baut neue Loks ab dem Jahr 1925

Ab 1925 fing die Reichsbahn an, eigene Dampflokomotiven zu bauen. Zuvor wurden die bereits vorhandenen (Länderbahn-) Fahrzeuge soweit wie möglich einander angeglichen (Normung). Dies der Not gehorchend vor allem um Kosten zu sparen. Zudem wurden die alten Länderbahnlokomotiven nun deutschlandweit eingesetzt, zum Beispiel preußische Maschinen in Württemberg, Baden und Bayern und natürlich genauso umgekehrt. Diese Fahrzeuge wurden nun einheitlich schwarz-rot lackiert.

In der Literatur wird häufig als Grund für die überwiegend schwarze Farbe die Schmutzentwicklung im Dampfbetrieb genannt. Das rote Fahrwerk soll deshalb gewählt worden sein, um einerseits auf die Gefahr der bewegenden Elemente (Radsätze, Stangen, Lager) hinzuweisen, also eine Warnfarbe. Zudem soll man damals bei roter Farbe besonders gut sich ankündigende Schäden durch kleine Risse in diesem Segment erkannt haben.

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Natürlich mag es auch weitere – heute nicht mehr bekannte – Gründe für die Farbgebung gegeben haben. Die hier aufgeführten sind aber solche, die in der Literatur immer wieder erwähnt werden. Da keiner von uns damals dabei war, gibt es aus diesem zeitlichen Zusammenhang her niemanden, der die damaligen Entscheidungen erläutern könnte.

Es existierten durchaus auch ausländische Eisenbahngesellschaften, wie etwa die in der damaligen Tschechoslowakei nach 1945, die ebenso ihre Fahrzeuge schwarz-rot lackierten. Aber es war vorwiegend eine deutsche Sache, Dampflokomotiven in diesen Farben fahren zu lassen.

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Wer ist Onkel Max?

Sie haben eine Frage? Onkel Max in unserer Redaktion wird versuchen, eine Antwort darauf zu finden. Er ist ein Stück regionaler Mediengeschichte im Ruhrgebiet. Am 22. Oktober 1953 beantwortete Onkel Max erstmals in der „Recklinghäuser Zeitung“ Alltagsfragen der Leserinnen und Leser. Knapp 50 Jahre vor der Gründung von Google war er schon damals so etwas wie eine analoge Suchmaschine – und ist heute im modernen Verbund und digital unterwegs für die Medienhäuser Bauer in Marl, Lensing in Dortmund und Rubens in Unna. Onkel Max im Porträt finden Sie hier. Für weitere Fragen und Antworten klicken Sie weiter unten auf das Schlagwort.
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