Obergföll, de Zordo: Die Speerspitzen greifen an

Matthias de Zordo gilt als etwas trainingsfaul, Christina Obergföll scheut keine Kraftmaschine. Beide Speerwerfer sind bei der WM große Medaillen-Hoffnungen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes.

Daegu (dpa)

von Von Ulrike John, dpa

, 31.08.2011, 10:34 Uhr / Lesedauer: 2 min

Speerwerferin Christina Obergföll hofft in Daegu auf den ganz großen Wurf.

Speerwerferin Christina Obergföll hofft in Daegu auf den ganz großen Wurf.

Christina Obergföll hofft auf den ganz großen Wurf, Matthias de Zordo auf einen erneuten Überraschungscoup - und Boris Henry wird auf der Tribüne mächtig mitzittern: «Emotional bin ich stark dabei», sagt er. Die Lebensgefährtin des Männer- Bundestrainers und Henrys Schützling treten am Donnerstag in Daegu in der Speer-Qualifikation an. Heiße Medaillenkandidaten sind beide.

De Zordo sprang 2010 als Vize-Europameister ins Rampenlicht. Das Motto des 23-Jährigen aus Saarbrücken: «Nur wer das Unmögliche möchte, kann das Mögliche erreichen.» Vor der Medaillenvergabe am Samstag liegt er in der Weltbestenliste mit 85,78 Metern auf Rang vier. «88, 89 Metern braucht man schon für eine Medaille. Alle Wege führen über Andreas Thorkildsen.» Der Titelverteidiger, Europameister und zweifache Olympiasieger aus Norwegen ist der Topfavorit.

Obergföll muss vor allem Weltrekordlerin Barbora Spotakova aus Tschechien und die Russin Maria Abakumowa fürchten. Nach dem Rücktritt von WM-Titelverteidigerin Steffi Nerius und der Formkrise von Europameisterin Linda Stahl (beide Leverkusen) ist sie die Nummer eins in Deutschland - und nach dem Finale am Freitag auch in der Welt?

Die 30-Jährige aus Offenburg übt sich vor ihrer vierten WM-Teilnahme in Gelassenheit: «Verrückt gemacht habe ich mich jahrelang. Wenn's nicht klappt, dreht sich die Welt auch weiter.» 2005 in Helsinki überraschte Obergföll mit dem Europarekord von 70,03 Metern alle. Zwei Jahre später warf sie sogar 70,20 Meter, bis heute deutscher Rekord. Zweimal WM-Silber, einmal EM-Silber und einmal Olympia-Bronze kann sie vorweisen. Vor zwei Jahren in Berlin stahl ihr Nerius die Show, daran hatte Obergföll lange zu knabbern. Und bei der EM 2010 schnappte ihr Sensationssiegerin Stahl den Titel weg.

Nach zwei Kniearthroskopien war die aufgeschlossene Sportlerin ohne große Erwartungen in die Saison gegangen. «Als es dann lief, dachte ich: Ich kann es weiter so laufen lassen.» Ihr Trainingspensum spulte die Studentin zum Teil in Offenburg bei ihrem Heimcoach Werner Daniels ab, zum Teil in Saarbrücken bei ihrem Freund Boris Henry. De Zordo kennt sie daher nur zu gut und sagt über dessen WM-Chancen: «Ich traue ihm einiges zu. Er hat in den letzten Wochen für seine Verhältnisse viel trainiert.»

Der zweimalige deutsche Meister räumt selbst ein: «Trainings-Weltmeister bin ich nicht. Angeblich bin ich ein fauler Typ. Ich muss jedoch die Grenzen meines Körpers einschätzen. Aber sicher mache ich mich nicht tot.» De Zordo kann das auch begründen. Während Obergföll viel mit Kraft arbeitet, sagt der Sportsoldat: «Mein Trumpf ist der lange Arm.» Henry, der bei der WM 2003 Bronze gewann, spricht von einer «gottgegebenen Technik». Von de Zordo, sagt Obergföll mit einem Lächeln, könne man sich jedenfalls die Gelassenheit abschauen.

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