Nur eines von 23 neuen Arzneimitteln bringt mehr
Krankenkassen-Studie
Nur eines von zuletzt 23 neu auf den deutschen Markt gekommenen Arzneimitteln bringt den Patienten laut mehr als ältere Präparate. Die Studie stammt von einer Krankenkasse und ist mit Vorsicht zu genießen. Dennoch, das Ergebnis ist spektakulär.

Nur eines von zuletzt 23 neu auf den deutschen Markt gekommenen Arzneimitteln bringt den Patienten laut einer aktuellen Studie zweifelsfrei mehr als ältere Präparate. Foto: Matthias Hiekel/Archiv
Acht weitere dieser neuen Mittel gegen weit verbreitete Krankheiten bringen demnach etwas mehr, aber nicht wirklich viel - so das Ergebnis des am Freitag in Berlin vorgestellten Innovationsreports 2013 der Techniker Krankenkasse (TK).
Bei dem einzigen Präparat mit unbestrittenem Zusatznutzen handelt es sich um Brilique zur Verhinderung von Herzinfarkt oder Schlaganfall. Ein weiteres Mittel (Revolade) schneidet auch noch relativ gut ab. 14 der 2010 und Anfang 2011 auf den Markt gekommenen Mittel haben laut dem vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen erstellten Bericht keinen Zusatznutzen. Angesichts der Ausgaben der gesetzlichen Kassen für diese Arzneimittel von knapp 145 Millionen Euro könnten 68 Millionen Euro eingespart werden - ohne schlechtere Versorgung für die Patienten, wie TK-Chef Jens Baas sagte. Riskant sei, dass Ärzte die Medikamente auch massenhaft Patienten verordneten, bei denen dadurch gar keine Therapieverbesserung zu erwarten sei. „Nicht jedes Medikament nutzt für jeden“, sagte Baas der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Wenn sie den Falschen gegeben werden, können sie in der Tat schaden. Das gilt umso mehr für Medikamente, die nicht einmal einen Zusatznutzen haben.“ Studien-Autor Gerd Glaeske betonte, dass sich bei vielen Medikamenten erst nach längerer breiter Anwendung bei Zehntausenden Patienten zeige, ob sie die Gefahr teils erheblicher Nebenwirkungen brächten. Deshalb müssten die Medikamente auch zu einem späteren Zeitpunkt offiziell bewertet werden, so dass diese Risiken klar erkannt werden könnten. Gefordert sei das höchste Gremium im Gesundheitswesen, der Gemeinsame Bundesausschuss von Krankenkassen, Ärzten und Kliniken.