
Danny Schroeder hält seine Wohnung mit einem Teelichtofen warm. Auch beim Stromsparen ist er ganz vorne dabei. © Frank Peter
Null Euro für das Heizen: Wie kann das funktionieren?
Energiesparen
Danny Schroeder aus Kiel hat vor acht Jahren seine Heizung zum letzten Mal eingeschaltet – und reduzierte seine Rechnung auf null Euro. Einer seiner Tricks: ein Teelichtofen.
Danny Schroeders Heizrechnung für den kommenden Winter steht auf einem Baumarkt-Kassenbon. Zehnmal 100 Teelichter, für je 2,90 Euro. Während andere über hohe Strompreise klagen, wurde Schroeders monatlicher Abschlag kürzlich von 35 auf 21 Euro gesenkt. Der Mann mit den minimalen Energiekosten ist 37 Jahre alt, wohnt in einer 40 Quadratmeter großen Zweizimmerwohnung in Kiel-Gaarden und bezeichnet sich selbst als Energiesparfuchs. Wer ihn besucht, merkt schnell: Damit hat er vollkommen Recht.
„Ich bin Energiesparer“ steht auf einem Aufkleber an Schroeders Wohnungstür. Es ist ein Original-Sticker aus dem Jahr 1973, als die Ölkrise für großes Energiesparen in Deutschland sorgte – unvergessen sind die autofreien Sonntage.
Russlands Krieg löst neue Energiekrise aus
Knapp 50 Jahre später verursacht der russische Angriffskrieg auf die Ukraine wieder eine Energiekrise, Gas- und Strompreise klettern nach oben. Doch Danny Schroeder spürt davon fast nichts. Energiesparen, den eigenen Verbrauch immer weiter optimieren, ist für ihn seit Jahren fast ein Sport, eine Motivation. Er brennt dafür, es geht um viel mehr als das Finanzielle.
Schroeders Wohnung ist schlauchartig gebaut, im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses. Die Wände sind mit Styropor und Folie gedämmt, Marke Eigenbau. In den Lampen stecken LED-Glühbirnen, je drei Watt. In einem Regal liegen Akkubatterien und Stromzähler, im Arbeitszimmer stehen zwei Temperaturmesser, die rund 20 Grad Celsius anzeigen. Was aber als erstes ins Auge sticht, ist der umgedrehte Blumentopf, unter dem drei Teelichter brennen. Ein Teelichtofen. Eines der wichtigsten Elemente in der Energiespar-Wohnung.
Wenn Danny Schroeder den Teelichtofen erklärt, ist er in seinem Element. Unten ein umgedrehter Blumentopf-Boden, eine Teelicht-Breite weiter oben ist der Blumentopf mithilfe einer Gewindestange befestigt. In der oberen Hälfte hat Schroeder kleine Löcher in den Ton gebohrt. Der Teelichtofen hat nur rund elf Euro gekostet.
Schroeder stellt drei Teelichter rein, zündet sie an und wartet. Der Blumentopf aus Ton wird schnell heiß. Schroeder hält ein Thermometer an die Außenseite – 90 Grad Celsius. Auch das Zimmer wird wärmer, „mit der Zeit komme ich von 19 auf 22 Grad Zimmertemperatur“, erzählt Schroeder.
Schroeder neutzt bereits seit acht Jahren Teelichtofen
Auf seinem Computerbildschirm – ein besonders energiesparendes Modell – zeigt er seine letzte Heizabrechnung. 0,00 Euro. Vor vier Jahren hat er seine Heizung das letzte Mal aufgedreht, 30 Minuten lang, weil ein Techniker bei einer Überprüfung der Anlage darum gebeten hatte.
Regelmäßig lief die Heizung zuletzt vor rund acht Jahren. Seitdem ist Schroeder auf den Teelichtofen als alternative Heizmethode umgestiegen. Das reicht ihm. Für eine Grundtemperatur sorgen im Winter zudem die großen Heizrohre in dem Altbau – die Nachbarn heizen quasi für ihn mit.
Danny Schroeder arbeitet als Techniker. 2010 hat er eine Projektarbeit an der Techniker Fachschule Kiel geschrieben. Der Titel: „Erstellung eines Beleuchtungs-Energie-Sparkonzepts“. Energiesparen begleitet ihn schon lange, seit vielen Jahren auch in seiner Wohnung. 2003 zog er hier ein, am Anfang machte er sich wenig Gedanken über seinen Verbrauch. Mehr als 2000 Kilowattstunden (kWh) Strom im Jahr waren die Regel. Heute sind es 376,6 kWh.
Stadtwerke gingen von Ablesefehler aus
Das ist so wenig, dass sein Stromanbieter (Stadtwerke Flensburg) von einem Ablesefehler ausging. Ein Mitarbeiter kam zu Schroeder nach Hause, prüfte den Stromzähler. Dann ließ der Mann sich erklären, wie es zu diesem minimalen Stromverbrauch kommt – und ließ sich überzeugen. Aber wie spart Schroeder so viel Strom?
„Das ist kein Geheimnis, man braucht keinen Zauberspruch“, sagt er. Der Trick: Er hat seine Ausstattung sukzessive auf immer effizientere und stromsparendere Geräte verbessert. Sein neuer Kühlschrank ist doppelt so groß wie sein alter, verbraucht aber nur noch die Hälfte der Energie. Auch Waschmaschine, Mikrowelle und Laptop sind besonders energieeffizient, fast alles hat die Klasse A+++.
Gekocht wird mit erhitztem Wasser aus dem Wasserkocher, auf halber Flamme mit einem Schnellkochtopf. Für den Kaffee hat Schroeder extra einen Strich auf seinen Wasserkocher gezeichnet. „So viel brauche ich für meinen Kaffee.“ Bloß nicht mehr Wasser erhitzen als notwendig. Seine Duschzeit hat er auf fünf Minuten reduziert, der Durchlauferhitzer sei „ein großer Stromfresser“. Der Duschkopf ist natürlich auch sparsam.
„Ich habe das immer weiter optimiert“, sagt Schroeder. Er weiß, dass er ein „Extrembeispiel“ ist, dass nicht jeder so viel sparen kann und möchte. „Aber ich bin der Überzeugung, dass jeder noch Möglichkeiten hat, energiesparsamer zu leben“, sagt er. Gilt das auch für ihn? Schroeder überlegt kurz: „Es gibt immer etwas, was man verbessern kann.“ Der rekordverdächtige Energiesparfuchs aus Kiel macht also weiter – und feilt schon an nächsten Ideen.
Der Artikel "Null Euro für das Heizen: Wie kann das funktionieren?" stammt von unserem Partner, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.