Nostalgische Zeitreise mit Francis Durbridge
Live-Hörspiel
Hübsche Frauen als Beiwerk, viel Alkohol und simple Plots – die Detektivgeschichten von Francis Durbrigde rund um Paul Temple waren nicht nur im Großbritannien der 1940er Kult, sondern wurden es auch nach dem Krieg in Deutschland. Nun will Bastian Pastewka dem etwas angestaubten Krimi-Kult wieder zu neuem Leben verhelfen – und gastierte mit dem Live-Hörspiel zur verschollenen Folge „Und die Affäre Gregory“ am Donnerstag im Schauspielhaus.
Mit einem Handmixer rührt Cathlen Gawlich in einer kleinen Wanne voller Wasser herum. Wer die Augen schließt, glaubt tatsächlich die Fahrt eines Motorbootes über das offene Meer zu hören – so simpel funktioniert sie, die Hörspielwelt. Dass man das alles so sieht, offen und ungeschönt, hat dabei nichts Entzauberndes – es zeigt vielmehr, wie viel Albernheit und Blödsinn hinter der Produktion eines Hörspiels stecken kann. Denn obwohl der Krimi, den Bastian Pastewka und seine „Komplizen“ hier live aufführen, durchaus ernst ist, gehen die fünf Schauspieler ihre Sache mit einer von Nostalgie geprägten Heiterkeit an. Den latenten Sexismus der 1940er-Jahre, den ständigen Alkoholkonsum, die unmöglich stereotype Handlung – all das wird angesprochen: Die Performance beschränkt sich nicht allein auf die Aufführung des Hörspiels, sondern thematisiert sich selbst.
Leidenschaft spürbar
Und das ist sehr witzig anzuschauen und anzuhören – gerade auch, weil man darin eine Leidenschaft Pastewkas für diese alten Hörspiele und Krimis spürt. In dem Moment, in dem er sich selbst über ihre Unzulänglichkeiten lustig macht, verbeugt er sich vor ihnen und verklärt sie. Großartiger, das muss jedoch auch zugeben, wäre es jedoch gewesen, wenn diese Momente der Meta-Reflexion nicht auch im Skript gestanden hätten.
Dass der Blick bei der ein oder anderen Pointe im Gespräch über das Hörspiel abgelesen wird, schmälert zwar kaum den Witz, aber weil es immer Momente gibt, in denen die Schauspieler aus ihren Rollen ausbrechen und improvisierten Quatsch machen, merkt der Zuschauer doch deutlich, welches Potenzial in dem Stück noch gesteckt hätte.
Rund zweieinhalb Stunden (inklusive Pause) albern sich Pastewka und sein Team durch die etwas skurrile Krimiwelt des Francis Durbridge. Dass es beim Schlussapplaus schließlich auch standing ovations gibt, ist durchaus verdient. Ein schöner Abend und auf jeden Fall wiederholungswürdig