''Nosferatu lebt!'' begeistert als Stummfilm-Hommage
Premiere am Schauspiel
Vampir-Horror neu aufgelegt: "Nosferatu lebt!" von Jörg Buttgereit ist eine Hommage an eine ausgestorbene Filmgattung - den Stummfilm. Am Samstag feierte die Version des Schauermärchens von Friedrich Wilhelm Murnau am Schauspiel Premiere. Und die machte unserem Reporter richtig Spaß.

Ellen (Annika Meier) kommt Graf Orloks (Uwe Rohbeck) Krallen gefährlich nahe.
Nicht, dass uns gruselte. Es macht eher Spaß, wenn Graf Orlok mit den Krallenhänden (Uwe Rohbeck) gravitätisch auf den jungen Hutter (Ekkehard Freye) zuwallt. Wenn die Jungfrau aus Milch und Blut (Annika Meier) sich hochdramatisch in Pose wirft. Wenn die Maid den Sauger umklammert, das Klavier einen Hahn imitiert und die Morgensonne der Nachtgestalt den Garaus macht. Der Untote ist tot, sein Helfer und Jünger (Andreas Beck) bestäubt ihn mit Rauch. Obwohl es Dialoge gibt, lebt das Stück von bester Stummfilm-Atmosphäre, hier und jetzt und live, nahe bei Murnau bis in die Zwischentitel. Auch Musik und Schattenspiel kommen zu ihrem Recht, letzteres von Maximilian Steffan mit sparsamer Requisite bravourös in Szene gesetzt. Seine Kontraste sind scharf wie im Scherenschnitt.
„Nosferatu lebt!“ ist ein Muster konzentrierten Theaters. Jeder Strich und jeder Ton ist mit Bedacht gesetzt. Als Pianist Kornelius Heidebrecht stimmungsvoll die Moll-Akkorde hallen lässt und den Text zu „Bela Lugosi’s Dead“ von Bauhaus rezitiert, hört man Jörg Buttgereit, wie er dem Schatten des Vampirs in der Popkultur nachspürt. Später folgt ein Black-Sabbath-Zitat und ein Verweis auf die Stones. In der Vorrede kommt Siegfried Kracauer zu Wort, der 1947 in Murnaus „Nosferatu“ einen Vorboten des Blutfürsten Hitler gesehen haben wollte. Im Nachklapp schiebt Buttgereit Paul Celans „Todesfuge“ hinterher. „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“. Diese „Beweiskette“ klingt schwer didaktisch, verkopft, ein bisschen erkünstelt. Der Rest des Abends ist eine Freude, Genuss für Auge und Ohr.